„ensemble1800berlin“ zu Gast bei den Tagen der jüdischen Kultur und Geschichte
Magdeburg. Das „ensemble1800berlin“ gastiert heute am Sonntag, dem 6. November 2022, im Rahmen der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte im Gesellschaftshaus. Zum Konzert um 18.00 Uhr laden das das Kulturbüro der Landeshauptstadt Magdeburg und das Forum Gestaltung e. V. herzlich ein. Während Bachs Kammermusik im Zentrum steht, werden darüber hinaus zahlreiche, zum Teil unbekannte Werke und Bach-Bearbeitungen des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und auch Robert Schumanns präsentiert.
Durch die Korrelation von Bachs Musik, ihrer romantischen Verarbeitung und den lebendigen Schriftzeugnissen Felix Mendelssohn Bartholdys und seiner Schwester Fanny Hensel wird ein ebenso einmaliges wie komplexes gesellschaftliches, familiäres und kulturelles Netzwerk am Beginn des 19. Jahrhunderts sichtbar und hörbar, das für Berlin symptomatisch war und nach ganz Europa ausstrahlte. Das „ensemble1800berlin“ setzt auf die überraschende Wirkung, die von der Korrespondenz des Komponisten ausgeht.
Felix Mendelssohn Bartholdy selbst gab Bachs Präludien und Fugen bei zahlreichen Anlässen auswendig auf dem Hammerflügel wieder. Das „ensemble1800berlin“ hat sich bewusst dazu entschieden, die Werke Bachs sowohl auf barocken als auch auf romantischen Instrumenten zu spielen, um die intensive Beschäftigung und sukzessive Aneignung des Bachwerks durch Felix Mendelssohn Bartholdy instrumental-akustisch erfahrbar zu machen.
Das „ensemble1800berlin“ stellt seine Projekte auf historischen Instrumenten vor. Außergewöhnliche Klangbalancen und -mischungen, die für den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy von größter Wichtigkeit waren und mit modernen Instrumenten nicht mehr darstellbar sind, schaffen neue akustische Verhältnisse im Ensemble und laden das Publikum dazu ein, gängige Hörerwartungen zu hinterfragen. Die geistige Verfasstheit und Sprache jeder Zeit korrelieren eindrucksvoll mit dem speziellen Klangbild ihrer Musik.
Das Konzert „Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume in den Himmel wachsen“ des „ensemble1800berlin“ wurde in der zwischen Wunsch und Gewissheit angesiedelten Vorstellung entwickelt, dass lebendige, künstlerisch gestützte Aufklärung ein nachhaltiges und wirkungsmächtiges Instrument gegen Rassismus und Diskriminierung ist.
Mitwirkende
Dr. Andrea Klitzing (Klassische Flöte), Thomas Kretschmer (Violine), Patrick Sepec (Violoncello), Lucas Blondeel (Fortepiano), Alexander Weise (Sprecher)
Programm
- Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge D-Dur, aus: Das Wohltemperierte Klavier, BWV 850
- Felix Mendelssohn Bartholdy: Präludium und Fuge für Fortepiano op. 35 Nr. 1. e-Moll
- Johann Sebastian Bach: Arie (Bearbeitung) Aus Liebe will mein Heiland sterben, aus: Matthäus-Passion BWV 244
- Suite für Violoncello Nr. 3, C-Dur, BWV 1009 (bearbeitet von Robert Schumann für Cello und Fortepiano)
- Chaconne d-Moll, aus: Partita für Violine solo, BWV 1004 (bearbeitet von Felix Mendelssohn Bartholdy für Violine und Fortepiano)
- Suite h-Moll, BWV 1067 für Flöte, Streicher und basso continuo
- Lesung: „Bachbriefe“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel u.a.
Hintergrund
Felix Mendelssohn Bartholdy war es, der 1829 Bachs sakrales Hauptwerk – die Matthäus-Passion – nach fast 100-jähriger Pause in Berlin wiederaufführte. Dass sich Felix Mendelssohn Bartholdy ein Leben lang mit Bach beschäftigte, ist mittlerweile bekannt. In annähernd 400 Briefen hat sich der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy zu Johann Sebastian Bach geäußert. Was ist das für eine Affinität, die Felix Mendelssohn Bartholdy für die Musik Johann Sebastian Bachs entwickelte?
Mit seinem Programm versucht das „ensemble1800berlin“, für Aufklärung in einer bis heute ideologisch aufgeladenen Debatte zu sorgen, die einst durch antisemitische Attacken Richard Wagners ausgelöst wurde und ihre Fortsetzung fand in der Diskreditierung von Juden und Jüdinnen, die am Beginn des 19. Jahrhunderts zum Christentum konvertierten, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Gestützt wird dieses Anliegen durch die Präsentation zahlreicher, zum Teil unbekannter Werke und Bach-Bearbeitungen des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy.
Foto: ensemble 1800berlin (Copyright: ensemble 1800berlin)