In Sassen-Anholt warrt ok plattdütsch schnackt. Eine neue Ausstellung im Magdeburger Landtag stellt die plattdeutsche Sprechergruppe und die vier autochthonen Minderheiten in Deutschland erstmals gemeinsam vor.
Magdeburg. Dass der designierte deutsche Außenminister Guido Westerwelle während einer Pressekonferenz die englische Frage eines BBC-Reporters sinngemäß mit der Antwort „In Deutschland spricht man deutsch“ zurückwies, sorgte im Jahr 2009 für viel Spott. Tatsächlich stimmt sie genaugenommen auch nicht. Denn neben Deutsch haben auch Dänisch, Friesisch, Sorbisch, Romanes und das Plattdeutsche gemäß der Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen einen offiziellen Status in Deutschland. Diese fünf Bevölkerungsgruppen stellen sich nun erstmals gemeinsam in einer Wanderausstellung vor, die vom 31. Mai bis zum 31. Juli 2023 im Magdeburger Landtag (Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg) zu sehen sein wird. Plattsprecher in Sachsen-Anhalt sind über die Arbeitsstelle Niederdeutsch des Landesheimatbundes an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in den verschiedenen Gremien zum Schutz der Minderheiten- und Regionalsprachen vertreten.
Die Debatte um Mehrsprachigkeit und die multikulturelle Gesellschaft dreht sich in Sachsen-Anhalt und Deutschland allzu oft um geflüchtete oder zugewanderte Menschen. Dass Deutschland seit jeher ein Vielvölker- und Vielsprachenstaat ist, wird dabei leicht übersehen. Mit Was heißt hier Minderheit? – Dänen ∙ Friesen ∙ Sorben/Wenden ∙ deutsche Sinti und Roma ∙ Plattsprecher geben die vier autochthonen Minderheiten und die Sprechergruppe Niederdeutsch einen bisher einzigartigen und gemeinsamen Einblick in ihre jahrhundertealte Geschichte und ihre (gelebte) Gegenwart im heutigen Deutschland. Dabei steht immer wieder ihre Beziehung zur Mehrheitsbevölkerung im Zentrum. Jenseits gängiger Gruppenklischees erfahren die Besucher:innen der Ausstellung im Magdeburger Landtag über politische Ziele und individuelle Wünsche von Menschen, die ein Leben mit mehreren Sprachen und Kulturen führen. Dadurch soll der Blick auf einen Aspekt unseres gemeinsamen Landes gelenkt werden, der vielen bisher unbekannt geblieben ist.
Text: Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V.
Foto: Die Ausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ stellt die fünf Regional- und Minderheitensprachgruppen in Deutschland vor – darunter die Sprechergruppe Plattdeutsch. (c) Deutscher Bundestag / Xander Heinl / photothek