Magdeburg. Ein neu entwickelter Behandlungsansatz zur Epilepsietherapie mittels Laser wurde vor kurzem in der Universitätsklinik für Stereotaktische Neurochirurgie der Universitätsmedizin Magdeburg erfolgreich eingesetzt. Die innovative Therapie ermöglicht es, den Anfallsursprung auch dann effektiv zu behandeln, wenn Epilepsiepatient:innen keinen richtungsweisenden MRT Befund haben.
Was ist neu an diesem Therapieverfahren?
Haben Epilepsiepatient:innen keinen eindeutigen MRT Befund, kann in diesen Fällen der Anfallsursprung nur durch Hirnstromableitungen (EEG) dargestellt werden. Ein EEG wird üblicherweise von der Oberfläche des Kopfes bzw. Gehirns abgeleitet. Diese EEG-Technik ermöglicht nur eine grobe Zuordnung zu einer bestimmten Hirnregion. Ein EEG kann mit mehr Aufwand auch aus der Tiefe des Gehirnes abgeleitet werden. Dafür ist eine neurochirurgische Operation mit punktgenauer (stereotaktischer) Implantation von mehreren Ableitungselektroden erforderlich. Auf diesen Elektroden sind mit kurzen Abständen zwischen 5 und 14 Ableitungspunkte angeordnet, so dass der Anfallsursprung sehr genau bestimmt werden kann. Bei dem neuen Behandlungsansatz werden Kontakte, von denen Anfallsmuster abgeleitet werden können, auf MRT-Bildern dargestellt und dienen dann als Zielareal für eine Hitzeverödung von Hirngewebe.
Diese Vorgehensweise wurde aktuell komplikationslos bei zwei Kindern eingesetzt, die seit vielen Jahren an einer Epilepsie leiden, die nur unzureichend auf Medikamente anspricht. Eine erste Bewertung des Behandlungsergebnisses wird frühestens in sechs bis zwölf Monaten möglich sein.
Wie werden konventionelle Laser-OPs bei Epilepsiepatient:innen durchgeführt?
An der Universitätsmedizin Magdeburg wird seit 2019 in enger Zusammenarbeit zwischen Ärzten der Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie sowie den Epileptologen und MRT-Physikern der Klinik für Neurologie eine MRT-gesteuerte Lasereinheit zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt. Üblicherweise werden damit ausschließlich Patient:innen behandelt, bei denen der Anfallsursprung mit einem Hirnareal zusammenfällt, das sich auf MRT-Bildern als krankes Gewebe darstellt. Dieses Gewebe wird mit Hilfe des Lasers in einem MRT-Gerät und damit unter Sichtkontrolle durch Hitze verödet. Abhängig von der Art der Epilepsie haben diese Patienten eine Chance von 50-80% anfallsfrei zu werden.
Nach Ansicht des Neurochirurgen Prof. Dr. Jürgen Voges ist es mit Hilfe der MRT-gesteuerten Laserablation auch möglich, gezielt Hirngewebe zu veröden, das auf den Bildern „normal“ aussieht, in dem aber Nervenzellen sind, die die epileptischen Anfälle auslösen. „Dieses Vorgehen erlaubt es auch Patientinnen und Patienten zu behandeln, für die es früher keine zufriedenstellende epilepsiechirurgische Therapieoption gab“, so der Epileptologe PD Dr. Friedhelm C. Schmitt.
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