Öffentliches Finanzierungsdefizit 2023 bei 91,9 Milliarden Euro

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Der Öffentliche Gesamthaushalt hat im Jahr 2023 rund 4,1 % mehr ausgegeben und 6,4 % mehr eingenommen als 2022: Einnahmen von 1 860,0 Milliarden Euro standen Ausgaben von 1 951,9 Milliarden Euro gegenĂŒber. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, schlossen damit die Kern- und Extrahaushalte von Bund, LĂ€ndern, Gemeinden und Sozialversicherung das Jahr 2023 mit einem – in Abgrenzung der Finanzstatistiken errechneten – Finanzierungsdefizit von 91,9 Milliarden Euro ab.

Dieses Defizit fiel um 35,4 Milliarden Euro geringer aus als 2022 und lag erstmals seit dem Rekorddefizit 2020 (189,2 Milliarden Euro) unter hundert Milliarden Euro. Nach Ergebnissen der vierteljĂ€hrlichen Kassenstatistik ging das Defizit wie in den Vorjahren zum weitaus grĂ¶ĂŸten Teil zu Lasten des Bundes (-87,6 Milliarden Euro). Erstmals seit Jahren verzeichneten auch die Gemeinden ein Defizit (6,8 Milliarden Euro), wĂ€hrend sich bei den LĂ€ndern Einnahmen und Ausgaben nahezu ausglichen und die Sozialversicherung einen relativ geringen Überschuss aufwies (2,7 Milliarden Euro).

Die Einnahmen aus Steuern und steuerĂ€hnlichen Abgaben stiegen gegenĂŒber 2022 um 3,8 % auf 1 583,6 Milliarden Euro (2022: 1 525,3 Milliarden Euro). Maßgeblich ist hier der krĂ€ftige Zuwachs der SozialversicherungsbeitrĂ€ge (+6,3 %), die Steuereinnahmen wuchsen um 2,2 %.

Zinsausgaben und Zinseinnahmen nahmen deutlich zu

Beim Bund stieg der Zinsaufwand fĂŒr Kreditmarktmittel um 29,3 Milliarden auf 46,7 Milliarden Euro: Mehr als das Zweieinhalbfache (+168,3 %) der Ausgaben des Vorjahrs.

Bei LĂ€ndern und Gemeinden stiegen die Zinsausgaben ebenfalls, jedoch weitaus moderater (+13,1 % auf 10,5 Milliarden Euro beziehungsweise +41,4 % auf 2,9 Milliarden Euro). Auf der anderen Seite sind dem Bund mit 13,7 Milliarden Euro auch etwa doppelt so viele Zinsen von anderen Bereichen zugeflossen wie 2022.

Corona-bedingte Bundeszuweisungen sanken, wĂ€hrend die ZuschĂŒsse unter anderem fĂŒr Energiehilfen stiegen

Der Bund gab fĂŒr laufende Zuweisungen, ZuschĂŒsse und Schuldendiensthilfen an andere Einheiten des Öffentlichen Gesamthaushalts – im Wesentlichen die LĂ€nder – deutlich weniger aus (-13,9 %) als im Vorjahreszeitraum. Vor allem der RĂŒckgang der vorwiegend ĂŒber die LĂ€nder ausgezahlten Corona-Unternehmenshilfen und der Corona-bedingten Zuweisungen an den Gesundheitsfonds schlugen sich hier gegenĂŒber 2022 nieder.

Um 18,2 % stiegen dagegen die ZuschĂŒsse des Bundes an andere Bereiche (115,7 Milliarden Euro). Hier schlagen die Energiehilfen wie die Strom- und Gaspreisbremse fĂŒr private Haushalte und Unternehmen zu Buche.

Aufnahme von ÖPNV-Einheiten in den Gesamthaushalt sorgt fĂŒr Sondereffekte

Ab dem 2. Quartal 2023 werden alle öffentlich bestimmten Verkehrsunternehmen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in den Öffentlichen Gesamthaushalt einbezogen. Hintergrund ist, dass zur Finanzierung des zum 1. Mai 2023 eingefĂŒhrten Deutschlandtickets die rund 440 öffentlichen ÖPNV-Unternehmen Zuweisungen und ZuschĂŒsse von Bund und LĂ€ndern erhalten. Dadurch finanzieren sie sich nicht mehr ĂŒberwiegend durch ihre Umsatzerlöse, sondern werden nach dem Konzept der Finanzstatistiken als Extrahaushalte klassifiziert.

Das Hinzurechnen der Ausgaben und Einnahmen dieser ÖPNV-Unternehmen sorgt fĂŒr Sondereffekte. So trĂ€gt es dazu bei, dass die Personalausgaben auf der Gemeindeebene deutlich stĂ€rker stiegen als bei Bund und LĂ€ndern, da die meisten dieser ÖPNV-Unternehmen – etwa 370 – der kommunalen Ebene angehören. Die Aufnahme der Unternehmen spiegelt sich auch im Anstieg der sonstigen laufenden Einnahmen wider, zu denen GebĂŒhren und Entgelte zĂ€hlen. Sie stiegen bei den Gemeinden um 21,2 % auf 47,1 Milliarden Euro, bei den LĂ€ndern um 12,7 % auf 30,7 Milliarden Euro und beim Bund um 33,4 % auf 33,2 Milliarden Euro.

Der ĂŒberproportionale Anstieg der laufenden Sachausgaben beim Bund (+23,6 % auf 72,7 Milliarden Euro) geht ebenfalls zum Teil auf Ausgaben der ÖPNV-Einheiten zurĂŒck. Hiervon werden einige trotz regionalen Bezugs wegen ihrer BeteiligungsverhĂ€ltnisse dem Bund zugerechnet, wie beispielsweise die S-Bahnen in Berlin und Hamburg. Zum anderen Teil resultiert der starke Anstieg der laufenden Sachausgaben aus militĂ€rischen Beschaffungen, fĂŒr die der Kernhaushalt 17,0 Milliarden Euro und das Sondervermögen Bundeswehr 5,6 Milliarden Euro ausgaben.

Defizit insbesondere bei Bund und Gemeinden – Sozialversicherung im Plus

Die Ausgaben des Bundes im Jahr 2023 betrugen 613,9 Milliarden Euro, das waren 0,8 % mehr als 2022. Bei um 13,5 % auf 526,2 Milliarden Euro gestiegenen Einnahmen ergab sich ein Finanzierungsdefizit von 87,6 Milliarden Euro, das waren 57,5 Milliarden weniger als im Vorjahreszeitraum.

Bei den LĂ€ndern ergab sich mit Einnahmen von 529,2 Milliarden Euro (-0,7 %) und Ausgaben von 529,3 Milliarden Euro (+1,4 %) ein fast ausgeglichener Saldo (-146 Millionen Euro) nach einem Überschuss von 10,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Bei den Gemeinden und GemeindeverbĂ€nden wuchsen die Ausgaben um 12,0 % auf 364,9 Milliarden Euro und damit deutlich stĂ€rker als die Einnahmen, die um 9,0 % auf 358,1 Milliarden Euro stiegen. Das Finanzierungsdefizit betrug 6,8 Milliarden Euro, nach einem Überschuss von 2,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

FĂŒr die Sozialversicherung ergab sich ein FinanzierungsĂŒberschuss von 2,7 Milliarden Euro (2022: 4,7 Milliarden Euro).

Destatis am 05. April 2024

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