Der Kanzler schildert in einem Rückblick auf sein erstes Amtsjahr Details der Begegnung im Kreml. „Ich habe ihn gefragt: ‚Kann es passieren, wenn ich abfliege, dass hinter mir die russischen Kampfflieger Richtung Ukraine aufsteigen?‘ Er hat darauf nicht mit Nein geantwortet.“
Hamburg (ots) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat seinen Besuch bei Russlands Präsident Wladimir Putin im Februar als Versuch verteidigt, einen Angriff gegen die Ukraine noch abzuwenden: „Ich hatte durchaus Hoffnung, dass es noch möglich ist, diesen unsinnigen und brutalen Krieg zu verhindern“, sagte Scholz (Foto) dem stern in einem Rückblick auf sein erstes Amtsjahr als Kanzler. „Es ist anders gekommen.“
Scholz beschrieb gegenüber dem stern Details seines fast vierstündigen Treffens mit Putin. „Es war wichtig, weil es mir Gelegenheit bot, über alle Vorwände zu sprechen, die Putin nun benutzt, um diesen Krieg zu rechtfertigen – und sie zu widerlegen.“ Er habe den russischen Präsidenten gefragt: „Kann es passieren, wenn ich abfliege, dass hinter mir die russischen Kampfflieger Richtung Ukraine aufsteigen?“ Putin habe darauf nicht mit Nein geantwortet. „Das ist mir bis heute in Erinnerung geblieben“, so Scholz.
Der stern legte Scholz 16 Fotos aus seinem ersten Jahr als Kanzler zur Kommentierung vor. Darunter war auch das Bild, das Putin und Scholz an den entgegengesetzten Enden eines extrem langen Tisches im Kreml zeigt. „Eine bizarre Situation war das Gespräch mit Putin an diesem irre langen Tisch“, so Scholz. „Wir waren allein in dem Raum. Es gab Mikrophone an beiden Seiten des Tisches und Kopfhörer für die Übersetzung, die jedenfalls ich benötige.“
Es hätte, so Scholz weiter, auch ein kürzerer Tisch sein können. „Dazu hätte ich mich aber von russischen Ärzten vorab gegen Corona testen lassen müssen. Aber das machen wir nicht. Wir verlangen das ja auch nicht von unseren Besuchern“, sagte der Kanzler.
Foto © Maximilian König