Zwei Drittel der LohnlĂŒcke zwischen Ost- und Westdeutschland lassen sich durch Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur erklĂ€ren. âViele Menschen im Osten arbeiten in typischen Niedriglohnbranchen, und auch gut bezahlende GroĂunternehmen aus der Industrie sind hier kaum vertretenâ, sagt Jannik Nauerth von der Niederlassung Dresden des ifo Instituts. Arbeitnehmerinnen in den ostdeutschen FlĂ€chenlĂ€ndern verdienen 33 Jahre nach der Wiedervereinigung im Schnitt rund 15 Prozent weniger pro Stunde als ihre Kolleginnen in Westdeutschland. Wenn die EinflĂŒsse der Struktur herausgerechnet werden, sind es nur noch 5 Prozent.
âDaher sind VorschlĂ€ge aus der Politik, die eine höhere Tarifbindung der Betriebe als MaĂnahme zur Verringerung der LohnlĂŒcke sehen, wenig hilfreichâ, ergĂ€nzt Joachim Ragnitz vom ifo Dresden. âEs bleibt abzuwarten, ob die jĂŒngste Ansiedlung von Tesla und anderen Konzernen im Osten die LohnlĂŒcke langfristig schlieĂen kann.â
WĂ€hrend westdeutsche Arbeitnehmerinnen im Jahre 2022 durchschnittlich 31,40 Euro pro Stunde verdienten, kamen Arbeitnehmerinnen in den ostdeutschen FlĂ€chenlĂ€ndern nur auf 26,60 Euro pro Arbeitsstunde. Dies wird hĂ€ufig als ein Beleg fĂŒr eine vermeintliche Benachteiligung ostdeutscher Arbeitnehmer*innen herangezogen. âUnsere Analyse zeigt aber, dass sich rund zwei Drittel des LohnrĂŒckstands durch strukturelle Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland erklĂ€ren lassen.â Ragnitz ergĂ€nzt: âViele Unternehmen sind nicht tarifgebunden, weil fĂŒr sie die Nachteile schwerer wiegen als die Vorteile. Gewerkschaften und Arbeitgeber sollten deswegen die Besonderheiten gerade kleiner Unternehmen auch in den TarifvertrĂ€gen stĂ€rker berĂŒcksichtigen.â
Text/Foto: ifo Institut am 18. Oktober 2023