Vorstellung der bisherigen Erkenntnisse am 14. Mai im Ravelin 2
Magdeburg. Seit knapp drei Jahren tauscht sich die Landeshauptstadt Magdeburg mit sechs europäischen Städten und Regionen zum Thema nachhaltige und zeitgemäße Nutzung von befestigtem Kulturerbe aus. Die Landeshauptstadt wird dabei durch das Projekt „Recapture the Fortress Cities“ (Rückeroberung der Festungsstädte, kurz RFC) unterstützt. Über die Vorhaben des Projektes informiert die Magdeburger Projektverantwortliche Josephine Kroneberg zum Tag der Städtebauförderung am 14. Mai im Ravelin 2. Von 11.00 bis ca. 17.00 Uhr sind die Tore zur Festungsanlage geöffnet.
Die erste Phase des „Interreg Europe“-Projektes „Recapture the Fortress Cities“ befindet sich derzeit auf der Zielgeraden. Ende Juli 2022 wird der erste Teil des Projektes abgeschlossen, der sich dem intensiven Erfahrungsaustausch zum Thema der nachhaltigen Nutzung von Festungsanlagen und der Verbesserung der relevanten politischen Instrumente widmet. Als Ergebnis dieser Phase gilt der Aktionsplan, den jeder Partnerin für die eigene Stadt oder Region erarbeitet hat. Diese Pläne werden derzeit durch das gemeinsame Sekretariat von Interreg Europe, dem Projektträger, geprüft. Anschließend liegt es an den lokalen Behörden, in Magdeburg der Stadtrat, die Aktionspläne anzuerkennen. In der darauffolgenden Projektphase 2 bis Juli 2023 muss die Umsetzung der Vorhaben erfolgen sowie das Projekt evaluiert werden.
Festungen gestern und heute
Das Stadtbild der heutigen Landeshauptstadt Magdeburg wurde über die Jahrhunderte maßgeblich durch Festungsanlagen geprägt. Im 18. Jahrhundert galt Magdeburg als die stärkste Festung Preußens. Im Siebenjährigen Krieg brachte König Friedrich II. seinen Staatsschatz in der Magdeburger Zitadelle unter. Es war der sicherste Ort der Monarchie.
Andere Zeiten, andere Prioritäten. So stellt sich heute die Frage, wie man das noch vorhandene befestigte Kulturerbe sinnvoll und angepasst an aktuelle Anforderungen produktiv machen kann. Das ehemals zusammenhängende Festungssystem ist heute fragmentiert und in verschiedenen Einzelteilen über das Stadtbild verteilt. Einige Festungsanlagen haben sinnvolle Nutzungen wie Museen, Parks oder Kulturzentren gefunden, andere verfallen.
Jedoch fehlt in Magdeburg ein Gesamtkonzept, das die Potenziale dieses besonderen Kultur- und Naturerbes bündelt und in städtebauliche Konzepte einbindet. Durch den Lernprozess des „Interreg Europe“-Projektes „Recapture the Fortress Cities“ (Rückeroberung der Festungsstädte) hat die Landeshauptstadt Magdeburg die Notwendigkeit erkannt, eine Gesamtvision für die Festungsanlagen zu entwickeln. Der RFC-Aktionsplan soll die Realisierung dieses Projekts einleiten.
Einem guten Beispiel aus Belgien folgend ist angedacht, einen „Masterplan Festungsanlagen“ zu entwickeln. Ein wichtiger Teilaspekt wird die Schaffung von Grünverbindungen zwischen den Festungsanlagen, Forts und Stadtmauern sein, die zu einer besseren Vernetzung der Stadtteile im Sinne einer klimafreundlichen urbanen Mobilität beitragen. Dies kann nur durch eine intelligente Organisation und gesellschaftliche Beteiligung erreicht werden. Demnach möchte die Landeshauptstadt Magdeburg den bisherigen Beirat für Festungsanlagen weiterentwickeln und der neuen Zielstellung anpassen. Das Expert*innengremium „Forum Zukunft Festung“ soll in den Prozess der Entwicklung dieser Gesamtvision einbezogen werden.
Regelmäßiger Austausch auf europäischer Ebene
Am 20. und 21. April trafen sich die RFC-Projektpartnerinnen aus Tschechien, Belgien, Rumänien, der Slowakei, Spanien und Deutschland in der spanischen Provinz Teruel zur Abschlusskonferenz, um ihre Projektergebnisse vorzustellen. Zunächst wurden alle Partnerinnen vom Präsidenten der Provinzregierung von Teruel, Manuel Rando López, begrüßt. Anschließend reisten die Partnerinnen in die Festungsstadt Albarracín, Hier wurden die Aktionspläne vorgestellt und ein zweiter Workshop zur Verbesserung der politischen Instrumente in den jeweiligen Regionen durchgeführt. Alle Teilnehmenden bekamen so die Gelegenheit, Einblicke in die Lernerfahrungen und Planungen der anderen europäischen Regionen zu bekommen und über die Ergebnisse zu diskutieren. Mit Albarracín und der Festung Paracense besuchten die Partnerinnen noch zwei besonders beeindruckende Beispiele von gelungenen Sanierungs- und Nutzungsprojekten von Festungsanlagen in der Region Teruel.
Ein besonderer Höhepunkt war außerdem die Premiere des neuen Gesamtprojektfilms aller Projektpartner*innen. Sehr gelungen können hier die Projektperspektiven und Ideenansätze der verschiedenen europäischen Festungsregionen nachvollzogen werden. Ein Film, der zur weiteren Erkundung dieses besonderen Kultur- und Naturerbes einlädt und das Potential für eine mögliche Fortsetzung der europäischen Zusammenarbeit aufzeigt.
Das RFC-Projekt
Seit August 2019 partizipiert die Landeshauptstadt Magdeburg gemeinsam mit der belgischen Regionallandschaft Voorkempen, der spanischen Provinz Teruel, der Nord-West-Region Rumäniens, der slowakischen Selbstverwaltungsregion Presov sowie der griechischen Stadt Komotini am RFC-Projekt. Die Partnerschaft wird angeführt von der Region Ústí in Tschechien, dem sogenannten Leadpartner. Das Projekt zielt auf eine nachhaltige Revitalisierung von befestigtem Kulturerbe ab, indem die Koexistenz der Städte und ihrer Festungsanlagen verbessert werden soll. Hierbei konzentriert es sich auf einen innovativen Ansatz, indem intelligente Nutzungsmöglichkeiten für die Denkmale gefunden und politische Instrumente in diesem Sinne verbessert werden.
Foto: Eine weitere Ansicht des Schlosses „Castillo de Paracense“ in Spanien © Josephine Kroneberg
Der neue RFC-Projektfilm…