Halle/MZ (ots) – Patienten, die in Arztpraxen aggressiv werden oder Klinikpersonal sogar attackieren: Die Zahl der Übergriffe gegen Ärzte ist in Sachsen-Anhalt gestiegen. So verzeichnet das Landeskriminalamt (LKA) mehr Rohheitsdelikte wie Raub und Körperverletzung sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit: Kam es vor fünf Jahren noch zu 311 Vorfällen in Kliniken und Praxen, so waren es im vergangenen Jahr 392 Vorfälle – eine Zunahme um 26 Prozent.
Am Uniklinikum Halle ist „eine Zunahme von aggressivem Verhalten erkennbar“, sagte Sicherheitsmanagerin Dunja Mouchairefa der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe). „Es handelt sich um verbale und tätliche Übergriffe sowie Sachbeschädigung.“ Beim Sicherheitsdienst sei deshalb die Stelle einer Interventionsfachkraft für die Zentrale Notaufnahme geschaffen worden. Auch die Kassenärztliche Vereinigung erreichen mehr Meldungen aus Arztpraxen. „Berichtet wird von provokant schlechtem Benehmen über Pöbeln und Beleidigen bis zur Androhung und Ausübung von körperlicher Gewalt“, so Sprecherin Heike Liensdorf. Sie berichtet von einem Fall, in dem ein Patient einen Bereitschaftsarzt beim Hausbesuch in der Wohnung einschloss, in einem anderen Fall sei eine Ärztin während der Sprechstunde angegriffen worden.
Zuletzt hatte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in der vergangenen Woche Alarm geschlagen. Nicht nur in Notaufnahmen, auch bei den Niedergelassenen eskaliere die Lage immer öfter, hatte der Vorsitzende Andreas Gassen erklärt. Hausarzt Till Hartmann beklagt eine allgemeine Verrohung. „Ich sehe einen Verlust von Anstand und Respekt“. Das betreffe nicht nur Ärzte. „Es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, dass Umgang und Ton verrohen.“ Auch Angriffe auf Rettungskräfte spiegelten dies. Die KV fordert ebenso wie die KBV eine Verschärfung des Strafrechts, um auch Ärzte besser zu schützen. Bisher umfasst die von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) geplante Anpassung den stärkeren Schutz von Rettungskräften.
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