Die Porsche-Werksfahrer KĂ©vin Estre, AndrĂ© Lotterer und Laurens Vanthoor haben sich beim Saisonfinale der FIA Langstrecken-WM WEC zu den Fahrerweltmeistern gekĂŒrt. Beim 8-Stunden-Rennen in Bahrain erreichte das Trio mit ihrem Hybridprototypen Rang elf. Dies genĂŒgte zum Titelgewinn. Das Schwesterauto mit der Nummer 5 beendete die Saison mit einem weiteren Podestplatz auf Rang drei. In der Herstellerwertung belegt Porsche den zweiten Rang. Insgesamt feiert der Sportwagen-Hersteller aus Stuttgart in dieser Saison 13 Titel in den beiden Top-Langstreckenserien FIA WEC und IMSA WeatherTech SportsCar Championship. |
Stuttgart. Das groĂe Finale ĂŒber acht Stunden auf dem Bahrain International Circuit hat sich mit zunehmender Dauer zu einem Krimi entwickelt. Der Porsche 963 mit der Startnummer 6 fiel beim Start zunĂ€chst deutlich zurĂŒck. AnschlieĂend gelang KĂ©vin Estre aus Frankreich, AndrĂ© Lotterer aus Deutschland und Laurens Vanthoor aus Belgien eine beeindruckende Aufholjagd. Phasenweise fuhr der Hybridprototyp gemeinsam mit dem baugleichen, 514 kW (699 PS) starken Schwesterfahrzeug auf Podestkurs. Dann verlor die Nummer-6-Crew aufgrund mehrerer Strafen jedoch den Anschluss an die Spitze. Im Ziel reichte Estre, Vanthoor und Lotterer Rang elf zum Gewinn der Fahrer-Weltmeisterschaft. Ihren Markenkollegen Matt Campbell aus Australien, Michael Christensen aus DĂ€nemark und FrĂ©dĂ©ric Makowiecki aus Frankreich gelang als Dritte der Sprung auf das Podium. Das Trio fĂŒhrte das Rennen streckenweise an, hatte jedoch Pech mit zwei spĂ€ten Safety-Car-Phasen, die einen hart erkĂ€mpften Vorsprung zunichte machten.
âWir hatten eine mega Saison und haben im zweiten Jahr mit dem Porsche 963 einen Weltmeistertitel geholt!“, freut sich Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. âGegenĂŒber 2023 konnten wir uns in allen Bereichen erheblich steigern â das war richtig, richtig gut! Ich möchte allen Beteiligten mein gröĂtes Kompliment aussprechen. Es schmerzt uns allerdings, dass wir die Herstellermeisterschaft knapp verpasst haben. Wer so nahe am Gewinn auch dieses Titels ist, möchte es am Ende auch schaffen. Leider lĂ€uft es im Motorsport manchmal so. Insgesamt ĂŒberwiegt unsere Freude und der Stolz auf das Geleistete.“
âSeit ĂŒber zwei Jahren haben wir mit aller Konsequenz am Aufbau und der weiteren Entwicklung unseres Teams gearbeitet. Es ist toll, nun den verdienten Lohn fĂŒr diese harte Arbeit einzufahren“, erklĂ€rt Roger Penske, GrĂŒnder und Vorsitzender der Penske Corporation. âIn der IMSA konnten wir riesige Erfolg feiern, nun kommt der Weltmeistertitel in der WEC hinzu. Jeder Einzelne im Team hat seinen Beitrag geleistet und dieses Projekt zu einem Erfolg gemacht. Es ist mir eine groĂe Ehre, gemeinsam mit Porsche ein solch tolles Programm zu gestalten.“
âGratulation an unsere Fahrerweltmeister im Porsche 963 mit der Nummer 6. Das war super“, sagt Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. âEs war insgesamt ein fantastisches Jahr. Wir konnten in der IMSA-Serie alles gewinnen, nun zusĂ€tzlich auch unseren ersten WM-Titel mit dem 963 in der WEC. Leider haben wir den Herstellertitel knapp verpasst. Zugleich gratuliere ich natĂŒrlich den Kollegen von Toyota zum Gewinn der WM â aber nĂ€chstes Jahr sind wir dann dran!“
âDas heutige Rennen war ein echter Knaller“, bilanziert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. âDass unsere Fahrer in der Nummer 6 die Weltmeisterschaft gewonnen haben, ist fĂŒr das Team ein enormer Erfolg und der erste WM-Titel fĂŒr Porsche Penske Motorsport. Hoffentlich folgen noch viele weitere. Leider haben wir den Rennsieg heute verpasst. Unser Porsche mit der Startnummer 5 lag ĂŒber weite Strecken ganz vorn. Leider machten die spĂ€ten Safety-Car-EinsĂ€tze unseren Vorsprung zunichte. Immerhin standen wir noch einmal auf dem Podium.“
Lotterer, Estre und Vanthoor schlieĂen die Saison 2024 mit 150 WM-Punkten auf Platz eins der Fahrerwertung ab. Ihre Markenkollegen Campbell, Christensen und Makowiecki belegen mit 100 ZĂ€hlern Rang fĂŒnf. In der Herstellerwertung ist Porsche mit 184 Punkten Zweiter geworden. Der Titel ging an Toyota Gazoo Racing. Das japanische Werksteam hat 190 ZĂ€hler gesammelt.
Der Porsche 963 geht am Sonntag und Dienstag noch einmal auf die Formel-1-Strecke in Bahrain. Werksfahrer Mathieu Jaminet fĂ€hrt beim offiziellen Rookie-Test der FIA WEC. Am Dienstag ist der Hydridprototyp wĂ€hrend eines Reifentests fĂŒr Partner Michelin im Einsatz.
Porsche-Kundenteams holen in der FIA WEC-Saison alle Titel
Das Kundenteam Proton Competition zeigte in der FrĂŒhphase des Rennens eine starke Vorstellung. Der Porsche 963 mit der Startnummer 99 fuhr ĂŒber viele Runden in den Top 3, bĂŒĂte spĂ€ter auch aufgrund von Strafen Positionen ein. Das Team beendete das Saisonfinale auf Rang 13. Die beiden Hybridprototypen des Hertz Team Jota erreichten im 8-Stunden-Rennen die PlĂ€tze acht und 14. Mit der Startnummer 12 hatte sich die Mannschaft bereits beim vorherigen Lauf im japanischen Fuji vorzeitig den FIA World Cup fĂŒr private Hypercar-Teams gesichert. Die britische Crew wechselt nach Abschluss seiner zweiten Saison mit dem Porsche 963 zu einem anderen Hersteller. âDas letzte Rennen mit dem Porsche verlief nicht ganz nach unseren WĂŒnschen, aber immerhin haben wir mit der Nummer 38 noch Rang zwei im World Cup erreicht â damit belegen wir die ersten beiden Positionen in dieser Wertung fĂŒr Privatteams. Das kann sich sehen lassen“, kommentiert Team-Teilhaber Sam Hignett.
Porsche 911 GT3 R von Manthey EMA zum Abschluss auf Platz fĂŒnf
In der LMGT3-Klasse fuhr der Porsche 911 GT3 R von Manthey EMA beim Saisonfinale auf den fĂŒnften Rang. Am Steuer: der Australier Yasser Shahin, Richard Lietz aus Ăsterreich und Morris Schuring aus den Niederlanden. Das Schwesterauto von Manthey PureRxcing ĂŒberquerte den Zielstrich auf Platz neun. Die Startnummer 92 des deutschen Kundenteams teilten sich der Ăsterreicher Klaus Bachler, Joel Sturm aus Deutschland und der Brite Alex Malykhin. Diese Mannschaft hatte sich die Endurance Trophy bereits beim vorletzten Lauf in Fuji (Japan) gesichert.
âWir haben in unserer Wertung die ersten beiden PlĂ€tze geholt und zudem den Klassensieg in Le Mans gefeiert â mehr geht nicht. Ich bin sehr beeindruckt von unserem Team und extrem stolz“, erklĂ€rt Niki Raeder, GeschĂ€ftsfĂŒhrer Manthey. âNach einem Jahr Pause auf die WEC-BĂŒhne zurĂŒckzukehren, war mit erheblicher Arbeit verbunden. Wir stehen in der Weltmeisterschaft wieder mehr im Fokus. Die Menschen sehen, was wir leisten. Neben der DTM, die wir im vergangenen Jahr gewinnen konnten, ist die WEC das gröĂte Umfeld fĂŒr GT3-Sport.“
Fahrerstimmen zum Rennen
KĂ©vin Estre (Porsche 963 #6): âWir sind Weltmeister, wir haben alle geschlagen. Ich bin so stolz, ein Teil dieses tollen Teams zu sein. Wir hatten eine mega Saison und verdienen den Titel. Ăber das gesamte Jahr waren wir einfach die StĂ€rksten und Konstantesten. Wir haben â abgesehen vom heutigen Finale â immer das Maximum herausgeholt. Das war nichts fĂŒr schwache Nerven. Egal, wir sind Champions.“
AndrĂ© Lotterer (Porsche 963 #6): âEs ist ein groĂartiges GefĂŒhl, Weltmeister mit Porsche zu sein! Der Renntag lief allerdings sehr schwierig fĂŒr uns. Das ist jetzt aber Wurst â wir haben den WM-Titel gewonnen! Die Zusammenarbeit mit KĂ©vin und Laurens war super. Auch unsere Ingenieure haben ĂŒber das gesamte Jahr einen tollen Job gemacht. Diese gute Zusammenarbeit hat uns diese Erfolge beschert. Es war mein letztes Rennen im Team Porsche Penske Motorsport. Wir hatten eine mega Zeit, die viel SpaĂ gemacht hat.“
Laurens Vanthoor (Porsche 963 #6): âEiner der schönsten Tage meiner Karriere, vielleicht sogar meines gesamten Lebens! Das heutige Rennen war ĂŒbel, aber das haben wir in zwei Tagen vermutlich völlig vergessen. Ich habe schon Meisterschaften gewonnen, aber der WM-Titel verschlĂ€gt mir regelrecht die Sprache. Nach der Siegerehrung gibt es fĂŒr mich ein schönes Essen, viel Schlaf und Zeit mit der Familie. Ich habe nichts VerrĂŒcktes vor.“
FrĂ©dĂ©ric Makowiecki (Porsche 963 #5): âWir waren nahe dran am Sieg â aber nahe dran reicht im Motorsport leider nicht aus. Ich bin dennoch sehr stolz auf das, was wir heute geschafft haben. Wir konnten in einem schwierigen Rennen an der Spitze mitkĂ€mpfen. Irgendwie spiegelt der heutige Tag die gesamte Saison wider: riesiges Potenzial, aber am Ende fehlt ein klein wenig.“
Ergebnisse Rennen
Hypercar-Klasse:
1. Buemi/Hartley/Hirakawa (CH/NZL/J), Toyota #8, 235 Runden
2. Pier Guidi/Calado/Giovinazzi /I/UK/I), Ferrari #51, – 27,539 Sekunden
3. Campbell/Christensen/Makowiecki (AUS/DK/F), Porsche 963 #5, – 29,177 Sekunden
8. Hanson/Button/Rasmussen (UK/UK/DK), Porsche 963 #38, – 1:00,834 Minuten
11. Estre/Lotterer/Vanthoor (F/D/B), Porsche 963 #6, – 1:19,711 Minuten
13. Andlauer/Jani/Tincknell (F/CH/UK), Porsche 963 #99, – 1 Runde
14. Ilott/Stevens/Nato (UK/UK/F), Porsche 963 #12, – 1 Runde
LMGT3-Klasse:
1. Heriau/Mann/Rovera (F/USA/I), Ferrari #55, 214 Runden
2. Van Rompuy/Andrade/Eastwood (B/ANG/IRL), Corvette #81, – 3,022 Sekunden
3. Koizumi/Baud/Juncadella (J/F/E), Corvette #82, -4,879 Sekunden
5. Lietz/Shahin/Schuring (A/AUS/NL), Porsche 911 GT3 R #91, – 30,654 Sekunden
9. Bachler/Malykhin/Sturm (A/UK/D), Porsche 911 GT3 R #92, -1:08,767 Minuten
Foto: Porsche Penske Motorsport (#6), Andre Lotterer (D), Kevin Estre (F), Laurens Vanthoor (B) (l-r)
(c) Porsche AG