Magdeburg. Die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine macht Frauen in der Migration sichtbarer. „Um den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel in Sachsen-Anhalt zu bewältigen, dürfen wir die Potentiale von zugewanderten Frauen nicht verschenken. Sie sind häufig hoch motiviert und qualifiziert. Migrantinnen können die Fachkräfte von morgen sein. Damit der Weg in den Arbeitsmarkt gelingt, brauchen sie passgenaue Unterstützung und berufliche Orientierungsangebote“, so Staatssekretärin und Landesintegrationsbeauftragte Susi Möbbeck (Foto) auf der heutigen Fachtagung „Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt: Ambitionen, Wege und Perspektiven“.
Damit Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können, fördern Sozialministerium und EU seit mehr als zwei Jahren das Landesprojekt „Blickpunkt: Migrantinnen – Fach- und Servicestelle für die Arbeitsmarktintegration migrantischer Frauen in Sachsen-Anhalt“. Das Projekt wird in gemeinsamer Trägerschaft des Caritasverbandes für das Bistum Magdeburg e. V., des Europäischen Bildungswerkes für Beruf und Gesellschaft gGmbH (EBG) und Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung gGmbH umgesetzt. Gemeinsam mit über 160 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis wurde auf der heutigen Fachtagung im Magdeburger Gesellschaftshaus Bilanz gezogen sowie Erfolge und Handlungsbedarfe identifiziert.
„Blickpunkt: Migrantinnen hat es geschafft, die verschiedenen Netzwerkpartner:innen und die Öffentlichkeit für die Arbeitsmarktintegration von migrantischen Frauen zu sensibilisieren“, resümiert Projektleiterin Jennifer Heinrich. Dank des Projektes konnten zugewanderte Frauen ihre Sprachkenntnisse verbessern, passende Qualifizierungsangebote absolvieren und eine Erwerbsperspektive entwickeln, um ihr Leben in Sachsen-Anhalt selbst bestreiten zu können. Dafür wurden 1.900 Beratungen mit insgesamt 770 Frauen durchgeführt. Bis jetzt wurden bereits über 170 Ukrainerinnen beraten. Zudem wurden 400 Personen aus dem Bereich der Arbeitsmarktakteur:innen vernetzt, um die Qualität der Beratung und die Zielgruppenerreichung voranzutreiben und strukturelle Hürden abzubauen.
Die Arbeitsmarktintegration von Frauen hat in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Im Zeitraum von September 2018 bis September 2021 stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländerinnen in Sachsen-Anhalt von 8.350 auf 12.575. Gegenüber 2020 betrug der Beschäftigungsanstieg 2021 um 25,4 Prozent. Die Beschäftigungsdynamik ist damit deutlich höher als bei den ausländischen Männern im selben Zeitraum.
Die Praxis zeigt jedoch immer wieder: es gibt kein Patentrezept für die Arbeitsmarktintegration migrantischer Frauen. Es braucht passgenaue Lösungen, um den individuellen Kompetenzen, familiären Situationen und Unterstützungsbedarfen gerecht zu werden. Unterstützungsbedarfe bestehen immer wieder im Hinblick auf Sprachkenntnisse bzw. Qualifikationen und Anerkennungsverfahren ihrer Abschlüsse. Häufig fehlt es darüber hinaus an gebündelten Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt. All diesen Fragen hat sich die Beratungsstelle in den vergangenen Jahren angenommen.
Cornelia Piekarski, Direktorin des Caritasverbandes für das Bistum Magdeburg e.V., wirft einen Blick nach vorn: „Obwohl Blickpunkt: Migrantinnen die Arbeitsmarktintegration von migrantischen Frauen in Sachsen-Anhalt ein gutes Stück vorangebracht hat, bleibt noch viel zu tun. Der Weg in den Beruf ist für Migrantinnen kein Sprint, sondern ein Marathon. Dafür brauchen sie nicht nur einen langen Atem, sondern weiterhin besondere Unterstützung.“
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