Der brutale Terrorangriff der Hamas hat 1.400 JĂŒdinnen und Juden das Leben gekostet. Seither steht das Land unter Schock. Der militĂ€rische Gegenschlag Israels auf Ziele der Hamas im Gazastreifen fĂŒgt aber auch der Zivilbevölkerung dort schweres Leid zu â was zweifellos ganz im KalkĂŒl der Terroristen liegt.
Schnell ist dieser Konflikt auch auf deutschen StraĂen angekommen. Den Juden in Deutschland schlĂ€gt seither von palĂ€stinensischen Terrorsympathisanten fanatischer Hass entgegen, ihre HĂ€user werden mit dem Davidstern beschmiert, Synagogen mit Molotowcocktails angegriffen, einige wagen sich gar nicht mehr vor TĂŒr. Rund 1.800 politisch motivierte Straftaten hat die Polizei seit dem 7. Oktober gezĂ€hlt. Umgekehrt sehen sich auch unbeteiligte Muslime dem pauschalen Vorwurf ausgesetzt, Terrorsympathisanten zu sein. Inzwischen ĂŒberzieht auch noch eine Serie von Bombendrohungen das Land, deren Absender eine Verbindung zur Hamas herstellen. Angst und Unsicherheit machen sich in Deutschland breit â sind die Sicherheitsbehörden der Herausforderung gewachsen?
Wie konnte es so weit kommen? War es naiv zu glauben, dass Migranten muslimischer Herkunft, die vielfach mit dem Hass auf Israel groĂ worden sind, den an der Staatsgrenze einfach so ablegen? Oder machen wir es uns zu leicht, wenn wir glauben, dass Antisemitismus nur ein importiertes Problem ist? Studien belegen, dass dieses Gedankengut auch in rechtsextremen und in linken Kreisen Deutschlands salonfĂ€hig ist. Die Bundesregierung will mit aller HĂ€rte gegen Judenhass vorgehen, verbietet viele palĂ€stinensische Demonstrationen und drĂŒckt der israelischen Regierung uneingeschrĂ€nkte SolidaritĂ€t aus, was wiederum bei Migranten mit muslimischen Wurzeln fĂŒr Empörung sorgt: Denn sie wollen, dass auch das Leid der Menschen in Gaza gesehen wird. So wie es UNO-GeneralsekretĂ€r Guterres diese Woche im Sicherheitsrat gemacht hat, als er darauf hinwies, dass der Terror der Hamas im Kontext der israelischen Besatzungspolitik bewertet werden muss. Das hat ihm viel Kritik eingebracht. Deutschland hat sich nach dem Holocaust geschworen: âNie wieder!â Bedeutet das, dass auch aktuell Kritik an Israel verbietet?
DarĂŒber diskutiert WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn mit den GĂ€sten:
- Kristin Helberg, freie Journalistin
- Ronen Steinke, SĂŒddeutsche Zeitung
- Theresa WeiĂ, Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Burak Yilmaz, Autor
Text/Foto: Phoenix