Magdeburg. Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (Halle/Saale, FĂŒrth) wurde heute im Rahmen eines Festaktes im Gesellschaftshaus mit dem diesjĂ€hrigen Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg geehrt und trug sich in diesem Zusammenhang auch in das Goldene Buch der Stadt ein. Die Ehrung erfolgte durch OberbĂŒrgermeisterin Simone Borris und in Anwesenheit von Staatsminister Rainer Robra sowie vielen weiteren GĂ€sten aus Kultur, Politik und Wirtschaft. Die Laudatio auf den PreistrĂ€ger hielt Prof. Dr. Bernhard Jahn (Hamburg).
Mit der Auszeichnung wĂŒrdigte die Landeshauptstadt Magdeburg die langjĂ€hrigen grundlegenden und umfassenden Leistungen von Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann auf dem Gebiet der Erforschung und Edition der Werke Georg Philipp Telemanns (1681â1767). „Der mit Prof. Hirschmanns wissenschaftlicher Arbeit verbundene Erkenntnisgewinn und seine FederfĂŒhrung bei der Herausgabe der renommierten Reihe âGeorg Philipp Telemann. Musikalische Werkeâ prĂ€gen die Telemannforschung seit mehr als dreiĂig Jahren maĂgeblich“, betonte Magdeburgs OberbĂŒrgermeisterin im Zuge der Ehrung. „Dank seiner klugen Art der Werkvermittlung in einem stets auch historisch-gesellschaftlichen und sozialen Kontext, ist Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann weit ĂŒber wissenschaftliche Fachkreise hinaus bekannt und trĂ€gt damit auch den Namen der Geburtsstadt Telemanns in die Welt.“
Staatsminister und Minister fĂŒr Kultur Rainer Robra gratulierte dem PreistrĂ€ger und hob in seinem GruĂwort die Bedeutung Prof. Hirschmanns fĂŒr die internationale Telemann-Forschung hervor. „Sie haben sich um die Telemann-Rezeption groĂe Verdienste erworben. Unser Telemann-Bild haben Sie stark beeinflusst und einer musikinteressierten Ăffentlichkeit Telemanns Leben und Werk nĂ€hergebracht. Wichtige Impulse fĂŒr die Telemann-Forschung gingen bereits von Ihrer Doktorarbeit aus. Auch das Profil der Abteilung Musikwissenschaft an der Martin-Luther-UniversitĂ€t Halle-Wittenberg haben Sie weiterentwickelt und nachhaltig geprĂ€gt.“
Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann hat der Erforschung von Telemanns Werk mit seinen Arbeiten vor allem zu Fragen des Kompositions- und Personalstils und zu spezifischen ĂberlieferungsphĂ€nomenen fundamental neue AnstöĂe gegeben. In der BegrĂŒndung des Kuratoriums zur Vergabe des Telemann-Preises heiĂt es darĂŒber hinaus: „Mit seinen in zahlreichen Einzelstudien publizierten Forschungsergebnissen zu Telemanns kreativem Umgang mit Gattungs- und Nationalstilen, seinen scharfsinnigen Werkanalysen, seinen Studien zur Harmonik, Melodik und Rhythmik in Telemanns Kompositionen, seinen Analysen zur Instrumentation und zur Rezeption der Werke des Komponisten ĂŒbt Hirschmann wesentlichen Einfluss auf das Telemannbild unserer Zeit aus.“ Hinzu kommt eine intensive Gremienarbeit u.a. als PrĂ€sident des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und ThĂŒringen e.V. und der Georg-Friedrich-HĂ€ndel-Gesellschaft sowie als PrĂ€sidiumsmitglied der Internationalen Telemann-Gesellschaft e.V.
Zudem ist es ihm als Professor fĂŒr Historische Musikwissenschaft an der Martin-Luther-UniversitĂ€t Halle-Wittenberg ein zentrales Anliegen, Studierende an die Musik des 18. Jahrhunderts und an Werk und Persönlichkeit Telemanns heranzufĂŒhren und sie dafĂŒr zu begeistern.
Mit der Ehrung wird nicht nur die herausragende wissenschaftliche Leistung Wolfgang Hirschmanns gewĂŒrdigt, sondern auch sein unermĂŒdlicher Einsatz, Telemanns Musik einer breiten Zuhörerschaft bekannt und zugĂ€nglich zu machen, u.a. auch im Rahmen der Magdeburger Telemann-Festtage. Der Telemannpflege und -forschung in Magdeburg ist Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann seit Ende der 1980er Jahre als aktiver Teilnehmer und oft inhaltlicher Mitgestalter der internationalen wissenschaftlichen Konferenzen, als Bandherausgeber (seit 1994) und Mitherausgeber (seit 2010) der Telemann-Ausgabe sowie als langjĂ€hriger wissenschaftlicher Partner eng verbunden.
Biographisches zum PreistrÀger
Wolfgang Hirschmann wurde 1960 in FĂŒrth (Bayern) geboren. Er studierte Musikwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Theaterwissenschaft an der Friedrich-Alexander-UniversitĂ€t Erlangen-NĂŒrnberg, wo er 1985 mit der Dissertation „Studien zum Konzertschaffen von Georg Philipp Telemann“ promoviert wurde. AnschlieĂend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Musikwissenschaftlichen Institut dieser UniversitĂ€t.
Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann war mehrfach Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und habilitierte 1999 mit einer Arbeit zur Rezeption von Guido von Arezzos „Micrologus“ in der Musiktheorie des Hoch- und SpĂ€tmittelalters. 1999 erhielt er die Venia legendi und arbeitete als Privatdozent sowie spĂ€ter als Akademischer Rat und Oberrat an der UniversitĂ€t Erlangen-NĂŒrnberg. Zudem leitete er das „Bruno-StĂ€blein-Archiv“ und war verantwortlich fĂŒr die Editionsreihe „Monumenta monodica medii aevi“.
Seit 2007 ist Wolfgang Hirschmann Professor fĂŒr Historische Musikwissenschaft an der Martin-Luther-UniversitĂ€t Halle-Wittenberg. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit sind die Musikgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter insbesondere die HĂ€ndel- und Telemannforschung, die Editionsphilologie, die musikbezogene Kulturtransferforschung, die Musik in der Denkbewegung der AufklĂ€rung und die Geschichte der mittelalterlichen Musiktheorie.
Prof. Hirschmann ist einer der beiden Editionsleiter der Hallischen-HĂ€ndel-Ausgabe sowie einer der beiden Herausgeber der Telemann-Ausgabe. Er ist Mitglied des Herausgeberteams der Vokalwerke von Johann Pachelbel und Mitherausgeber der Publikationsreihe Forum Mitteldeutsche Barockmusik und ĂŒbt neben seiner akademischen und editorischen TĂ€tigkeit zahlreiche bedeutende EhrenĂ€mter aus.
Der diesjĂ€hrige Telemann-PreistrĂ€ger Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann ist auch TrĂ€ger des HĂ€ndelpreises der Stadt Halle (2022). Im Oktober 2024 ĂŒbte er eine Sonderprofessur an der University of the Arts in Tokio aus.
Hintergrund zur Preisverleihung
Die Landeshauptstadt Magdeburg wĂŒrdigt seit 1987 jĂ€hrlich hervorragende Leistungen im Hinblick auf Interpretation, Pflege und Erforschung von Telemanns Leben und Werk mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis. Er besteht aus einer Bronzeplakette, einer Urkunde und einer Dotation in Höhe von 2.500 Euro.
Zu den bisher mit dem Preis Geehrten zĂ€hlen Ludwig GĂŒttler, Martin Ruhnke, Wolf Hobohm, Nikolaus Harnoncourt, Reinhard Goebel, RenĂ© Jacobs, Klaus Mertens, Dorothee Oberlinger, der BĂ€renreiter-Verlag, der Carus-Verlag, Burkhard Schmilgun sowie das CD-Label cpo (GeorgsmarienhĂŒtte) und Thomaskantor Gotthold Schwarz. 2024 wurde Prof. Dr. Barthold Kuijken (Belgien) mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis ausgezeichnet.
Quelle: Landeshaupstadt Magdeburg am 02. MĂ€rz 2025
Foto: Telemann-PreistrÀger Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (c) Mathias Marx