Rechtsextremistische Gruppen prägen seit Jahrzehnten die politische Stimmung in der Fankurve des Chemnitzer FC (CFC). Der Verein und weitere Initiativen stellen sich dem jedoch aktiv entgegen. Ein Beispiel hierfür ist das Fußball-Kultur Event „#Heimspiel“, das mit dem renommierten Julius-Hirsch-Preis der DFB-Kulturstiftung ausgezeichnet wurde. Auch die neue Vereinsführung geht das Problem offensiv an. Die „exactly“-Reportage „Rechtsextremismus beim Fußball – Wie der Chemnitzer FC sich gegen rechte Fans wehrt“ dokumentiert die Hintergründe rechtsextremer Strukturen im CFC und zeigt, was Verein und Stadt dem entgegensetzen. Die neue Folge ist ab sofort in der ARD-Mediathek sowie ab 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal „MDR Investigativ“ zu sehen.
Dass der Chemnitzer FC ein Problem mit rechtsextremistischen Gruppierungen hat, wurde spätestens im März 2019 deutlich. Damals veranstaltete die Fankurve eine Trauer-Choreographie für einen verstorbenen Neonazi und Hooligan, der in ganz Chemnitz bekannt war. Der damalige kaufmännische Geschäftsführer des CFC, Thomas Uhlig, legte daraufhin sein Amt nieder. Auch zuletzt beim Sachsenpokalfinale 2023 im Stadion von Lok Leipzig zeigte die CFC-Fanszene rechtsextremistische Symbole.
Abseits des Stadions sorgten rechte CFC-Fans ebenfalls für Skandale: 2018 erlangte das Chemnitzer Stadtfest bundesweite Aufmerksamkeit, als es zu gewalttätigen Ausschreitungen kam, die maßgeblich auf einen Aufruf der Fan-Gruppierung Kaotic zurückgingen. Ein CFC-Fan, der aus Angst vor rechtsextremistischen Anhängern anonym bleiben will, redet in „exactly“ offen über die Chemnitzer Fanszene: „Bei vielen herrscht eine sehr rechtsoffene Grundstimmung. Viele verwenden rechtsextreme Sprüche, das ist einfach akzeptiert und in der Kurve zur Normalität geworden.“
Aber diese Normalität bröckelt. Vereine und Initiativen organisierten diesen Sommer das Fußballturnier und Kulturevent „#HEIMSPIEL“, das sich für Vielfalt und gegen Rassismus einsetzt. Das Projekt hat mittlerweile den renommierten Julius-Hirsch-Preis der DFB-Kulturstiftung gewonnen und ist für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert.
Die neue Vereinsführung in Chemnitz geht ebenfalls aktiv gegen das Problem der rechten Fangruppen vor und bemüht sich, eine neue Fangeneration ins Stadion zu bringen. Erste Erfolge sind bereits sichtbar.
„exactly“-Autor Peer Vorderwülbecke beobachtet die rechtsextreme Fanszene in Chemnitz seit Jahren. Er zeichnet in der neuen Folge „exactly“ die Strukturen nach, die den Rechtsextremismus in der CFC-Kurve ermöglichen. Dabei dokumentiert er eindrücklich die Angst, die rechtsextremistische und gewaltbereite Fußball-Anhänger in Chemnitz verbreiten. Aber der Film zeigt auch, wie die Stadtgesellschaft und der Verein sich gegen rechtsextreme Fans wehren.
Foto: exactly: Rechtsextremismus beim Fußball – Wie der Chemnitzer FC sich gegen rechte Fans wehrt (c) MDR