Rennen Porsche Mobil 1 Supercup, 8. Lauf in Monza (Italien): Der Luxemburger Dylan Pereira ist neuer Supercup-Champion

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Das Saisonfinale des Porsche Mobil 1 Supercup in Monza war an Dramatik kaum zu ĂŒberbieten. Nach 15 Runden mit unzĂ€hligen PositionskĂ€mpfen in der Spitzengruppe siegte der DĂ€ne Bastian Buus knapp vor seinem britischen BWT Lechner Racing-Teamkollegen Harry King. TabellenfĂŒhrer Dylan Pereira fuhr im dritten Porsche 911 GT3 Cup des Teamchampions auf Rang drei ĂŒber die Ziellinie. King und Pereira wurden allerdings beide durch Zeitstrafen nachtrĂ€glich im Rennklassement zurĂŒckgestuft. Aber auch der fĂŒnfte Platz reichte Pereira zum Titelgewinn.

Stuttgart. Dylan Pereira hĂ€tte eigentlich nur ins Ziel fahren mĂŒssen, um den Gesamtsieg im Porsche Mobil 1 Supercup zu sichern. Stattdessen wurde der aus der dritten Position gestartete Luxemburger ein ums andere Mal in teilweise haarstrĂ€ubende PositionskĂ€mpfe verwickelt. Besonders im Duell mit Larry ten Voorde, der ihm den Titel noch hĂ€tte streitig machen können, leistete sich Pereira sogar einige Fahrfehler. DafĂŒr erhielt er von der Rennleitung eine Zeitstrafe von drei Sekunden. So fuhr Pereira im rund 375 kW (510 PS) starken Porsche 911 GT3 Cup zwar als Dritter ĂŒber die Ziellinie, wurde allerdings als FĂŒnfter gewertet – genug fĂŒr seinen ersten Supercup-Titel. „Ok, das Saisonfinale ist nicht optimal gelaufen. Aber das Wichtigste ist der Titelgewinn. Darauf habe ich seit sieben Jahren hingearbeitet“, freute sich der 25 Jahre alte Sportsoldat.

Larry ten Voorde gratulierte seinem Nachfolger auf dem Thron des Supercup-Champions: „Herzlichen GlĂŒckwunsch an Dylan. Das war wieder eine extrem spannendes Supercup-Saison. Ich habe alles gegeben, aber dieses Mal hat es nicht ganz gereicht“, kommentierte der NiederlĂ€nder aus dem Team GP Elite

Porsche-Junior Laurin Heinrich, der vor dem Start rechnerisch ebenfalls noch Titelchancen gehabt hatte, kam als Zehnter ins Ziel. „Ich bin leider kurz nach dem Start von der Strecke abgedrĂ€ngt worden und dadurch auf Rang 18 zurĂŒckgefallen. Mehr als Rang zehn war von da aus nicht mehr drin“, fasste der 20-JĂ€hrige aus der NĂ€he von WĂŒrzburg sein persönliches Saisonfinale zusammen. Kleiner Trost: Heinrich behĂ€lt den dritten Rang in der Gesamtwertung.

Den hĂ€tte ihm nĂ€mlich beinahe noch der DĂ€ne Bastian Buus entrissen. Der frisch gekĂŒrte Rookie-Champion ĂŒberholte auf den ersten Metern den aus der Pole-Position gestarteten Franzosen Marvin Klein (CLRT). Buus verteidigte anschließend die Spitze auch nach einer Safety-Car-Phase mit allen Mitteln gegen Klein. In der zweiten RennhĂ€lfte hatte er dann seinen BWT Lechner Racing-Teamkollegen Harry King im Nacken. Aber auch dem Briten ließ Buus keine Chance und feierte schließlich seinen zweiten Saisonsieg.

„Ich hatte mir vor dem Rennbeginn einige unterschiedliche Strategien zurechtgelegt – Marvin direkt nach dem Start zu ĂŒberholen, war eine davon. Danach habe ich mich darauf konzentriert, an der Spitze keine Fehler zu machen“, berichtete Buus. Der 19-jĂ€hrige DĂ€ne gewann bei allen acht Rennen der Supercup-Saison 2022 die Rookie-Wertung – ein neuer Rekord. In der Gesamtwertung sicherte er sich Rang vier mit nur einem Punkt RĂŒckstand auf Porsche-Junior Laurin Heinrich.

King nahm die Niederlage gegen seinen jungen Teamkollegen sportlich: „Bastian hat sich clever verteidigt. Eine Attacke wĂ€re nur mit großem Risiko möglich gewesen – und genau das hat uns unser gemeinsamer Teamchef Robert Lechner vor dem Start natĂŒrlich ausdrĂŒcklich verboten.“

Harry King fuhr zwar als Zweiter ĂŒber die Ziellinie. Die böse Überraschung kam fĂŒr ihn aber einige Zeit nach der Zieldurchfahrt. Er erhielt von Sportkommissaren aufgrund des Remplers gegen Porsche-Junior Laurin Heinrich eine Zeitstrafe von fĂŒnf Sekunden. Durch diese und die Strafe von Dylan Pereira wurde Larry ten Voorde schließlich als Zweiter gewertet. King behielt Rang fĂŒnf in der Jahresendwertung.

Den Sieg in der ProAm-Wertung holte sich beim Supercup-Finale der Brite Aaron Mason aus dem Team Pierre Martinet by Alméras. Sein Teamkollege Roar Lindland wurde als Vierter in der ProAm-Kategorie gewertet. Damit sicherte sich der Norweger zum vierten Mal den ProAm-Titel des Porsche Mobil 1 Supercup.

„Spannender geht’s kaum. Das Finale in Monza war ein wĂŒrdiger Abschluss fĂŒr die 30. Supercup-Saison und die beste Werbung fĂŒr Rennen mit dem Porsche 911 GT3 Cup“, kommentierte Michael Dreiser. Der Leiter Vertrieb Porsche Motorsport ĂŒberreichte Bastian Buus den Siegerpokal. Oliver Schwab, Projektleiter Porsche Mobil 1 Supercup, ergĂ€nzte: „Gratulation an BWT Lechner Racing. Die Titel bei den Fahrern mit Dylan Pereira, bei den Rookies mit Bastian Buus und zusĂ€tzlich die Teamwertung zu gewinnen, ist eine starke Leistung. Ebenfalls herzlichen GlĂŒckwunsch an Roar Lindland fĂŒr seinen vierten ProAm-Titel. Mein Dank gilt aber auch allen anderen Teams und jedem einzelnen ihrer Mitglieder fĂŒr eine hochspannende und hochprofessionelle 30. Supercup-Saison.“

Dylan Pereira, der Supercup-Champion 2022
Die Liebe zum Motorsport wurde Dylan Pereira gewissermaßen in die Wiege gelegt: Sein aus Portugal nach Luxemburg eingewanderter Vater Guillaume war selbst erfolgreicher Kartfahrer. Beinahe logisch, dass auch Pereira junior schon als ZehnjĂ€hriger Rennen im Kart bestritt. Über zwei Titel im Euro-Wintercup und mehrere Saisons in Europa- und Weltmeisterschaft fĂŒhrte ihn sein Weg schließlich in den GT-Sport.

2015 bestritt Dylan Pereira, der die Formel-1-Weltmeister Ayrton Senna und Lewis Hamilton als Vorbilder sieht, im US-amerikanischen Austin sein erstes Supercup-Rennen. Bis heute feierte er acht Laufsiege, den ersten 2019 in Hockenheim. ZusĂ€tzlich startete der inzwischen dreimalige Luxemburger „Motorsportler des Jahres“ auch bei Langstreckenrennen, unter anderem bei den 24 Stunden von Le Mans. In diesem Sektor sieht er auch seine motorsportliche Zukunft: „Mein Ziel ist ein Werkscockpit“, sagt Pereira selbstbewusst.

Den RĂŒcken auf dem zeitraubenden Weg dorthin hĂ€lt ihm ein ungewöhnlicher Beruf frei: Dylan Pereira hat zwar Informatik studiert, angestellt ist er allerdings bei der Luxemburger Armee – als Sportsoldat im Elite-Kader fĂŒr Olympische Sportarten.

Ergebnis 8. Lauf Porsche Mobil 1 Supercup, Monza (Italien)
1. Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 30:37,642 Minuten
2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), +5,036 Sekunden
3. Harry King (UK/BWT Lechner Racing), +5,370 Sekunden
4. Marvin Klein (F/CLRT), +5,457 Sekunden
5. Dylan Pereira (L/BWT Lechner Racing), +7,740 Sekunden
6. Dorian Boccolacci (F/Martinet by Alméras), +7,860 Sekunden

Endstand Porsche Mobil 1 Supercup 2022 (nach 8 Rennen)
1. Dylan Pereira (L/BWT Lechner Racing), 147 Punkte
2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 139 Punkte
3. Laurin Heinrich (D/SSR Huber Racing), 123 Punkte
4. Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 122 Punkte
5. Harry King (GB/BWT Lechner Racing), 109 Punkte

Gesamtsieger Team-Wertung: BWT Lechner Racing (A)
Gesamtsieger Rookie-Wertung: Bastian Buus (DK, BWT Lechner Racing)
Gesamtsieger ProAm-Wertung: Roar Lindland (N, Pierre Martinet by Alméras)

Foto: Dylan Pereira (L), BWT Lechner Racing (#5), Porsche Mobil 1 Supercup 2022, Monza (I) (c) Porsche AG