Magdeburg, 6. Juni 2023 – Fast alle der 567 Apotheken in Sachsen-Anhalt leiden unter Nachwuchsmangel und Personalnot. Zugleich befürchten viele junge Apothekerinnen und Apotheker, dass der Arbeitsplatz Apotheke mangels Unterstützung durch die Politik gefährdet ist. Die 1339 Apothekerinnen und Apotheker in Sachsen-Anhalt unterstützen deshalb die bundesweite Initiative „Gegen Zukunftsklau“, die am morgigen Tag der Apotheke von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gestartet wird und an der sich hunderte junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten aus der ganzen Republik beteiligen.
Angesichts eines massiven Personalmangels in den Apotheken, einer sich zuspitzenden Lieferengpass-Krise und eines zehnjährigen Stillstands beim Apothekenhonorar wehrt sich der Berufsstand gegen die schon seit Jahren anhaltende Ignoranz der Politik. Mit der Initiative „Gegen Zukunftsklau“ will der pharmazeutische Nachwuchs nun durch persönliche Kontakte, öffentlichkeitswirksame Aktionen und einer Prise Humor auf diese Missstände hinweisen – und die Politik zugleich aufrufen, eine echte Perspektive für die Arzneimittelversorgung der Zukunft zu schaffen.
„Für die Apothekerinnen und Apotheker in Sachsen-Anhalt ist es ein Herzensanliegen, die jungen Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, eine berufliche Zukunft mit echter Perspektive einzufordern“, sagt Dr. Jens-Andreas Münch (Foto), Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.
„Der Tag der Apotheke ist der Startpunkt der Initiative ‚Gegen Zukunftsklau‘, die sich dagegen richtet, dass eine untätige Politik den jungen Menschen die Chancen für ihre Zukunft nimmt. Die Apotheken bieten eine Vielfalt von interessanten Aufgaben im Zusammenspiel von Wissenschaft und Patientenkontakt – und gerade für junge Menschen gibt es spannende Herausforderungen wie das Medikationsmanagement.“
Münch weiter: „Bei anhaltenden Lieferengpässen, zunehmender Bürokratie, Honorar-Streichungen durch die Krankenkassen, steigenden Kosten und einem stagnierenden Honorar wird es für junge Menschen aber leider immer unattraktiver, in der Apotheke zu arbeiten – oder gar selbst eine eigene Apotheke zu betreiben. Unsere jungen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten stecken jedoch nicht den Kopf in den Sand, sondern machen Lärm und suchen das Gespräch – ob auf der Straße, in den Sozialen Medien oder in der Apotheke.“
In Sachsen-Anhalt gibt es genau 567 Apotheken – das sind 50 Betriebsstätten weniger als noch vor zehn Jahren. Dort arbeiten 4077 Beschäftigte, darunter 3584 Frauen und 493 Männer. Derzeit sind allein auf der Internetseite der Apothekerkammer mehr als 119 Stellen ausgeschrieben.
In Sachsen-Anhalt kann man im Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität in Halle Pharmazie studieren. Jedes Jahr fangen etwa 135 junge Menschen mit dem Studium an – rund 540 Studierende sind dort insgesamt für Pharmazie immatrikuliert.
Der Initiative „Gegen Zukunftsklau“ startet am Tag der Apotheke – genau eine Woche vor dem bundesweiten Protesttag der Apotheken: Am 14. Juni werden viele Apotheken in Deutschland geschlossen bleiben. An diesem bundesweiten Protesttag wird die Arzneimittelversorgung zwar aufrechterhalten – allerdings nur über die Notdienstapotheken.
Foto: Kammerpräsident Dr. Münch (c) Katrin Pohl