SCHUFA: Kleinstkredite nehmen zu – viele Menschen verzichten auf große Anschaffungen

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Corona-Pandemie und Inflation drĂŒcken die Konsumlaune in Deutschland. Allerdings: Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ratenkredite ist 2021 sogar gestiegen, es gibt einen starken Anstieg an Kleinstkrediten. Große Investitionen hingegen wurden verschoben.

Wiesbaden, 21. Juni 2022 – Trotz der KaufzurĂŒckhaltung und steigender Preise haben die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland 2021 wieder mehr Ratenkredite aufgenommen: Die Anzahl der neuen Ratenkredite ist in Deutschland erstmals seit vier Jahren wieder gestiegen. Im Jahr 2021 wurden rund 7,0 Mio. RatenkreditvertrĂ€ge neu abgeschlossen, etwa 4,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Dies zeigt der aktuelle SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass, der das Kreditverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland fĂŒr das Jahr 2021 abbildet.

Vor allem junge Menschen nehmen kleinere Ratenkredite auf

Maßgeblich fĂŒr diese Entwicklung ist dabei die steigende Zahl an Kleinstkrediten. Der Anteil von Ratenkrediten unter 1.000 Euro an den neu abgeschlossenen Krediten stieg von 19,9 auf 29,5 Prozent.

Der Trend zu Kleinstkrediten lĂ€sst sich vor allem bei jĂŒngeren Verbraucherinnen und Verbrauchern beobachten: Die durchschnittliche Höhe der neu aufgenommenen Kredite unter 1.000 Euro lag ĂŒber alle Altersklassen bei etwa 409 Euro, in der jĂŒngsten Altersgruppe der 18- bis 19-JĂ€hrigen dagegen nur bei 343 Euro – mehr als ein Viertel niedriger (26,1 Prozent) als noch im Vorjahr.

„Allgemein lĂ€sst sich sagen: je jĂŒnger die Verbraucher, desto geringer der Durchschnittsbetrag der neu aufgenommenen Kredite unter 1.000 Euro“, erklĂ€rt Dr. Ole Schröder, Vorstand der SCHUFA Holding AG. „Der hohe Anteil von niedrigen Kreditsummen vor allem in jĂŒngeren, internet-affinen Zielgruppen lĂ€sst sich offensichtlich auf so genannte Buy Now Pay Later-Angebote zurĂŒckfĂŒhren, die zunehmend nachgefragt werden.“

Im Gegensatz zu herkömmlichen Ratenkrediten handelt es sich bei Buy Now Pay Later-Angeboten hĂ€ufig nicht um einen regulĂ€ren Bankkredit, sondern um eine Stundung von Zahlungen – also Rechnungen in Raten –, die von vielen Zahlungsdienstleistern, vor allem im E-Commerce angeboten werden.

„Diese vermeintlich praktischen Bezahllösungen können sich fĂŒr junge Menschen schnell als Schuldenfalle entpuppen“, erlĂ€utert Schröder. „Gerade die in Folge der Buy now pay later-Angebote steigende Zahl kleiner Kredite kann einen erheblichen Einfluss auf das Haushaltsbudget haben und fließt daher auch in den Datenbestand der SCHUFA ein. Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen zudem mehr Wissen, um entsprechende Angebote eigenverantwortlich zu nutzen.“

Anteil der Ratenkredite ĂŒber 10.000 Euro sinkt deutlich

Umgekehrt waren die Anteile mittlerer und grĂ¶ĂŸerer Ratenkredite allesamt rĂŒcklĂ€ufig – auch wenn hier die durchschnittlichen Kreditsummen stiegen. Am stĂ€rksten sank der Anteil von Kreditsummen ĂŒber 10.000 Euro – und zwar von 43,7 Prozent auf 39,8.

Dr. Ole Schröder: „Die Deutschen stellen grĂ¶ĂŸere Anschaffungen zurĂŒck, dies spiegelt auch die Stimmung in unseren Verbraucherbefragungen wieder, die wir regelmĂ€ĂŸig durchfĂŒhren.“ In einer Befragung im Mai hatten 57 Prozent der Menschen angegeben, dass sie grĂ¶ĂŸere Investitionen aufschieben.

Corona-Pandemie hat Zahlungsverhalten nicht negativ beeinflusst

„Insgesamt zeigen die Analysen des SCHUFA-Datenbestandes, dass das Kreditsystem in Deutschland seine StabilitĂ€t auch in Krisenzeiten bewiesen hat. Die Corona-Pandemie hatte im Jahr 2021 – wie auch schon im Vorjahr – keine negativen Auswirkungen auf die Ver- und Überschuldung der Menschen in Deutschland“, sagt Ole Schröder. Der Anteil der vertragsgemĂ€ĂŸ bedienten Ratenkredite lag mit 97,9 Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.

Zahlungsstörungen im regionalen Vergleich: Unterschiede zwischen Nord und SĂŒd

Der SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass untersucht darĂŒber hinaus auch die regionalen Unterschiede bei der Verschuldung privater Haushalte. Dabei wird ein Nord-SĂŒd-GefĂ€lle deutlich: Die SCHUFA hatte Ende 2021 im Bundesdurchschnitt zu 8,9 Prozent aller Personen ĂŒber 18 Jahren (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte. Im Norden Deutschlands gab es jedoch anteilig mehr Personen mit so genannten Negativmerkmalen als im SĂŒden.

In Bremen und Berlin hingegen war der Anteil der Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten – wie auch in den Vorjahren – am höchsten und belief sich auf 11,8 Prozent (Bremen) bzw. 11,3 Prozent (Berlin). Die Spitzenreiter beim RĂŒckzahlungsverhalten waren Bayern und Baden-WĂŒrttemberg. In diesen beiden BundeslĂ€ndern wurden im VerhĂ€ltnis am wenigsten Zahlungsschwierigkeiten verzeichnet. Der Anteil der Personen, zu denen die SCHUFA (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte, erreichte in Bayern 6,5 Prozent, in Baden-WĂŒrttemberg waren es 7,1 Prozent.

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