Schulgesetznovelle: Verschleierte Einschnitte und wachsende Belastungen

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Magdeburg/ST. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt kritisiert die gestern im Bildungsausschuss vorgelegte Schulgesetznovelle scharf. Trotz kleiner Anpassungen bleibt die Novelle ein Angriff auf die Schullandschaft in Sachsen-Anhalt. Insbesondere in den stÀdtischen Oberzentren Halle, Magdeburg und Dessau drohen gravierende Verschlechterungen.

Wachsende KlassengrĂ¶ĂŸen, sinkende QualitĂ€t

Die neuen Regelungen schreiben vor, dass kleinere Grundschulen auf dem Land weiterhin bestehen bleiben können, wĂ€hrend an den Schulen in Oberzentren die MindestschĂŒlerinnenzahl in Eingangsklassen auf mindestens 25 erhöht wird. ZusĂ€tzlich mĂŒssen Grundschulen dort mindestens zweizĂŒgig, Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen mindestens dreizĂŒgig gefĂŒhrt werden. Gymnasien sollen im gesamten Land mindestens dreizĂŒgig sein. Diese Maßnahmen – also grĂ¶ĂŸere Schulen und grĂ¶ĂŸere Klassen – zielen darauf ab, LehrkrĂ€fte und Kosten zu sparen. Sie fĂŒhren jedoch vor allem zu erhöhten Belastungen fĂŒr LehrkrĂ€fte und SchĂŒlerinnen.

Schulschließungen unvermeidbar

Die GEW Sachsen-Anhalt sieht in diesen Vorgaben einen klaren Druck auf die Schulen in den Oberzentren, Standorte zu schließen. Diese Entwicklung ist nicht nur pĂ€dagogisch kontraproduktiv, sondern auch sozial unverantwortlich. „Wenn Klassen nicht mehr aus mindestens 28 SchĂŒler*innen bestehen, droht die Schließung. Das zerstört bestehende Klassengemeinschaften und behindert den Lernprozess erheblich“, erklĂ€rt Eva Gerth (Foto), Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt. Auch die Missachtung inklusiver BeschulungsbedĂŒrfnisse und die mangelnde BerĂŒcksichtigung von Raum- und SchulgrĂ¶ĂŸen sind alarmierend.

Unklare Zukunft durch ErmÀchtigungen

Besonders kritisch bewertet die GEW Sachsen-Anhalt die in § 13a, Absatz 7 vorgesehene ErmĂ€chtigung des Ministeriums, in weiteren FĂ€llen MindestschĂŒlerinnenzahlen und ZĂŒgigkeiten per Verordnung zu regeln. „Das ist eine HintertĂŒr fĂŒr weitere Schulschließungen, insbesondere im Sekundarbereich I, in dem derzeit keine Anpassungen notwendig wĂ€ren, da die SchĂŒlerinnenzahlen steigen“, betont Gerth.

LehrkrÀftemangel verschÀrft sich

Die Novelle ignoriert zudem zentrale Herausforderungen wie den akuten LehrkrĂ€ftemangel. Die ohnehin stark belasteten LehrkrĂ€fte sehen sich durch grĂ¶ĂŸere Klassen und die andauernde Unterbesetzung von Schulverwaltungsstellen einer weiter ansteigenden Belastung ausgesetzt. „Der Einstellungsstopp fĂŒr pĂ€dagogische Mitarbeitende und Schulverwaltungspersonal konterkariert die wenigen positiven AnsĂ€tze der Novelle“, so die Landesvorsitzende weiter.

Positive AnsÀtze unzureichend umgesetzt

AnsĂ€tze – wie die Erweiterung der berufsbildenden Schulen zu Kompetenzzentren und verbesserte Evaluations- und Zertifizierungsmöglichkeiten – bewertet die GEW Sachsen-Anhalt grundsĂ€tzlich positiv. Allerdings fordert sie eine konkrete Ressourcenplanung in Zusammenarbeit mit den Schulleitungen. DarĂŒber hinaus setzt sich die GEW Sachsen-Anhalt fĂŒr die verpflichtende Ausweisung der Berufstheorienote auf Facharbeiterbriefen ein, um die Bedeutung der beruflichen Bildung zu stĂ€rken.

Forderungen der GEW Sachsen-Anhalt

Die GEW Sachsen-Anhalt fordert eine grundlegende Überarbeitung der Schulgesetznovelle. Dazu gehört:

  1. Ein klares Bekenntnis zu multiprofessionellen Teams an Schulen,
    2. zusĂ€tzliche Ressourcen fĂŒr das Landesschulamt, um Personal effektiv zu gewinnen,
    3. die Abschaffung des Einstellungsstopps fĂŒr pĂ€dagogische Mitarbeitenden und 4. Schulassistentinnen, keine weiteren VerschĂ€rfungen bei MindestschĂŒlerinnenzahlen und ZĂŒgigkeiten.

„Sachsen-Anhalt braucht ein Bildungssystem, das auf QualitĂ€t und Chancengleichheit setzt – keine versteckten Sparmaßnahmen auf Kosten der SchĂŒler*innen und LehrkrĂ€fte“, fasst Eva Gerth zusammen.

Text/Foto: GEW Sachsen-Anhalt