Offenbach, 30. August 2023 – Die Temperatur des Sommers 2023 liegt in Deutschland deutlich über dem vieljährigen Mittel. „Seit nun 27 Jahren werden in Deutschland zu warme Sommer gemessen. Wieder können wir den Klimawandel live erleben,“ kommentiert Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die aktuelle Sommerbilanz des nationalen Wetterdienstes. Einem außerordentlich sonnenverwöhnten Juni folgte ein Juli mit extremen Hitzepeaks und ein frühherbstlicher Auftakt im August. Begleitet wurde der Witterungsverlauf von zunehmenden Niederschlägen und einer leicht überdurchschnittlichen Sonnenscheindauer. Das meldet der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.
Von tropischer Hitze und frühherbstlicher Frische – Sommer mit großen Schwankungen
Das Temperaturmittel lag im Sommer 2023 mit 18,6 Grad Celsius (°C) um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (16,3 °C) – der 27. zu warme Sommer in Folge. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (17,6 °C) betrug die Abweichung 1,0 Grad. Nach dem am 3.6. in Sohland an der Spree mit -0,7 °C der bundesweite Sommer-Tiefstwert ermittelt wurde, herrschte im weiteren Juniverlauf im Südwesten des Landes eine außergewöhnlich warme Witterung. Im Juli gesellten sich extreme Hitzepeaks hinzu, die am 15.7. bei 38,8 °C in Möhrendorf-Kleinseebach (Bayern) gipfelten. Daraufhin gab uns die erste Augustdekade einen Vorgeschmack auf den Herbst. Mitte August drehte das Thermostat wieder auf und in feuchter Luft wurde die Wärme zu einer großen Bürde. Mit Abschluss des Sommers kehrte die von Vielen ersehnte Abkühlung zurück.
Nasser Juli und August verschafften dem Sommer ein Niederschlagsplus
Im Sommer 2023 fiel mit rund 270 Litern pro Quadratmeter (l/m²) ein gutes Zehntel mehr Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 (239 l/m²). Das Mittel der Periode 1991 bis 2020 liegt bei 241 l/m². Im Laufe des Sommers gab es Niederschläge im ganzen Land. Sie erreichten ihr Maximum im August. Es kam zu teils heftigen Starkregen- und Hagelgewittern, zum Sommerfinale aber auch zu Dauerregen mit steigender Hochwassergefahr im Südosten. Direkt an den Alpen wurden im Laufe der drei Monate bis zu 600 l/m² gemessen. Im Fichtelgebirge (Station Bad Berneck) wurde während eines Unwetters am 22.6. mit 120,7 l/m² der höchste Tagesniederschlag erfasst. Vergleichbare Mengen fielen während der Sommermonate örtlich im Oberrheinischen Tiefland und im Nordosten.
Heiterer Sommer mit dem zweitsonnigsten Juni seit Messbeginn
Mit 720 Stunden übertraf der Sonnenschein ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um etwa 17 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (654 Stunden) betrug das Plus rund 10 Prozent. Aufsehen erregte vor allem der Juni als Zweitsonnigster seit Messbeginn. Am meisten schien die Sonne mit über 800 Stunden im Alpenvorland und an der Grenze zur Schweiz.
Das Wetter in den Bundesländern im Sommer 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)
Baden-Württemberg: Die warme Jahreszeit war im Südwesten geprägt vom zweitwärmsten sowie sonnigsten und trockensten Juni. Nach extremer Hitze in der ersten Julihälfte wurde es bis in den August hinein nasser und kühler. Erst in der zweiten Augusthälfte bäumte sich die Hitze noch einmal auf. Der Sommer 2023 verabschiedete sich mit einer Mitteltemperatur 19,4 °C (16,2 °C) und 261 l/m² (292 l/m²) Niederschlag. Als sonnigste Sommerregion 2023 meldete der Südwesten 775 Stunden (636 Stunden).
Bayern: In Bayern kam mit dem Sommer 2023 auch der zweitsonnigste und trockenste Juni. Ab Mitte Juli folgten nach teils großer Hitze, mit dem deutschlandweiten Höchstwert von 38,8 °C am 15.7. in Möhrendorf-Kleinseebach, kühlere Luftmassen und Niederschläge. Erst im Verlauf des Augusts wurde es wieder hochsommerlich, aber auch tropisch schwül mit schweren Unwettern. In Summe brachte der Sommer im Mittel 18,8 °C (15,8 °C) warme Luftmassen, 315 l/m² (314 l/m²) Niederschlag und sonnige 755 Stunden (623 Stunden). Bayern war damit die zweitsonnigste Region.
Berlin: Der Sommer 2023 zeichnete für Berlin ein ziemlich wechselhaftes und nasses Bild. Besonders niederschlagsreich war dabei der Juni. Am Ende standen in der Sommerbilanz etwa 230 l/m² (182 l/m²). Das Temperaturmittel lag bei 19,6 °C (17,8 °C). Die Hauptstadt platzierte sich vor dem Saarland als das wärmste Bundesland. Die Sonne schien in den letzten drei Monaten 715 Stunden (664 Stunden).
Brandenburg: Nach dem außergewöhnlich trockenen Mai überraschte der Sommer 2023 Brandenburg mit einer regelrechten Niederschlagsshow. 200 l/m² (177 l/m²) wurden eingesammelt. Im Vergleich zu den anderen Bundesländern war Brandenburg damit die trockenste Region. Die Gebietsmitteltemperatur der Sommerperiode ergab einen Wert von warmen 19,0 °C (17,3 °C). 685 Stunden (662 Stunden) zeigte sich die Sommersonne.
Bremen: In Bremen brachte der 18,1 °C (16,6 °C) warme Sommer 2023 einen außergewöhnlich sonnigen Juni, der dann in einem abwechslungsreichen Juli und nassen August mündete. Gut 320 l/m² (219 l/m²) wurden in den drei Monaten erfasst. Bremen dürfte damit knapp vor NRW das nasseste Bundesland sein. 700 Sonnenstunden (589 Stunden) gab es trotz Niederschlagsreichtum zu verkünden.
Hamburg: Für Hamburg lässt sich für den Sommer 2023 folgendes zusammenfassen: Was im Juni mit sehr vielen Sonnenstunden begann, endete im Juli und August mit zahlreichen Niederschlagstagen. So fielen in der im Mittel 18,2 °C (16,5 °C) warmen Sommerluft in den letzten drei Monaten satte 305 l/m² (218 l/m²). Die Sonne ließ sich insgesamt rund 700 Stunden (618 Stunden) blicken.
Hessen: Der Sommer 2023 startete in Hessen mit dem drittwärmsten und sonnigsten Juni seit Aufzeichnungsbeginn. Im Laufe des Julis wendete sich aber das Wetterblatt: Niederschläge häuften sich bei gleichzeitiger Abkühlung. Eine tropisch-heiße Phase gab es erst wieder in der zweiten Augusthälfte. Gemittelte warme 18,7 °C (16,2 °C) und 720 Stunden (586 Stunden) Sonnenschein wurden bis zum Sommerende berechnet. Dazu fielen 260 l/m² (222 l/m²). Ein Vergleich: Im Sommer 2022, dem trockensten seit Messbeginn, fielen dort gerade mal 87 l/m².
Mecklenburg-Vorpommern: Der 17,8 °C (16,3 °C) warme Sommer erzielte hier 205 l/m² (187 l/m. Die Sonnenscheindauer lag bei 720 Stunden (676 Stunden).
Niedersachsen: Hier trat im Sommerquartal nach dem sonnigsten Juni seit Messbeginn eine wechselhafte und sehr nasse Witterung in Erscheinung. Im Mittel konnten in den drei Sommermonaten 18,0 °C (16,2 °C) verzeichnet werden. Die Niederschlagsmengen erreichten bemerkenswerte 290 l/m² und überschritten die üblichen 219 l/m² deutlich. Die Sonne glänzte dennoch mit 680 Stunden (583 Stunden) über den Sommer hinweg.
Nordrhein-Westfalen: Als Sommerauftakt verkündete NRW den zweitwärmsten und sonnigsten Juni. In den darauffolgenden Monaten Juli und August fielen reichlich Niederschläge, die das Gesamtvolumen des Sommers auf knapp 320 l/m² (240 l/m²) hoben. Die Sonne schien 670 Stunden (554 Stunden). Damit war NRW im Ländervergleich die schattigste Region der Republik. Die Sommertemperatur lag bei durchschnittlich 18,4 °C (16,3 °C).
Rheinland-Pfalz: Der im Mittel 18,9 °C (16,3 °C) warme Sommer umfasste den zweitwärmsten und sonnigsten Juni seit Messbeginn. Nass wurden dagegen der Juli und August. Über die drei Sommermonate wurden so 225 l/m² (218 l/m²) ermittelt. Ein deutlicheres Plus ergab die Sonnenscheinausbeute mit 730 Stunden (595 Stunden).
Saarland: Mit 19,4 °C (16,7 °C) war das Saarland im Sommer 2023 das zweitwärmste Bundesland. Den Sommerauftakt machte der zweitwärmste und sonnigste Juni seit Messbeginn. Im Juli und August dominierten zunehmend die Niederschläge das Wettergeschehen, sodass bis zum Sommerfinale eine Niederschlagsmenge von 240 l/m² (226 l/m²) ermittelt werden konnte. Sonnige 745 Stunden (631 Stunden) sorgten aber auch für reichlich Gelegenheit, den Sommer zu genießen.
Sachsen: In Sachsen ergaben die DWD-Auswertungen für den Sommer 2023 warme 18,5 °C (16,5 °C), 235 l/m² (222 l/m²) Niederschlag und sonnige 705 Stunden (609 Stunden). Besonders lichtdurchflutet waren der Juni und Juli. In klarer und trockener Luft meldete Sohland an der Spree am 3.6. mit -0,7 °C, den bundesweiten Tiefstwert des Sommers.
Sachsen-Anhalt: Der diesjährige 18,7 °C (16,9 °C) warme Sommer brachte für Sachsen-Anhalt zugleich eine niederschlagsreiche Witterung. Insgesamt fielen rund 245 l/m² (174 l/m²). Die Sonne schien, wie die Summe von 690 Stunden (610 Stunden) zeigt, aber nicht zu kurz.
Schleswig-Holstein: Die nördlichste Region Deutschlands verzeichnete in der Sommerbilanz den zweitsonnigsten Juni, gefolgt von einem niederschlagsreichen Juli und einem selten sommerlichen August. Die durchschnittlichen Temperaturen der vergangenen drei Monate erreichten warme 17,2 °C (15,8 °C). Dennoch war Schleswig-Holstein das kühlste Bundesland. Niederschlagsseitig kamen 260 l/m² (222 l/m²) zusammen, während die Sonne mit großzügigen 720 Stunden (645 Stunden) strahlte.
Thüringen: In Thüringen kletterten die Thermometer im Sommer auf warme 18,2 °C (15,8 °C) Dazu übertraf der Sommerniederschlag mit etwa 260 l/m² sein Soll von 210 l/m² deutlich. Überdurchschnittlich oft schien auch die Sonne mit 695 Stunden (592 Stunden), was vor allem auf den sehr sonnigen Juni zurückzuführen war.
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