Burg. Die Pilzsaison läuft auf Hochtouren, und viele zieht es in die Wälder, um Steinpilze, Pfifferlinge und andere Pilze zu sammeln. Doch gerade für unerfahrene Sammler birgt dies nicht zu unterschätzende Risiken.
Pilze sind eine köstliche Ergänzung des Speiseplans, aber Vorsicht ist geboten: In Deutschland gibt es über 150 giftige Pilzarten, die beim Verzehr schwerwiegende gesundheitliche Probleme bis hin zu lebensbedrohlichen Vergiftungen auslösen können. Insbesondere der Knollenblätterpilz, dessen giftige Doppelgänger essbaren Champignons ähneln, ist für starke Leberschäden bekannt.
„Es ist wichtig, nur Pilze zu sammeln, die man sicher kennt, und sich nicht auf Pilz-Apps oder das Internet zu verlassen“, warnt Axel Weber, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme in der Helios Klinik Jerichower Land. „Viele Speisepilze haben giftige Doppelgänger, und ein Fehlgriff kann schwerwiegende Folgen haben.“
Verdorbene Pilze: Eine zusätzliche Gefahrenquelle
Neben giftigen Pilzen sind auch verdorbene Pilze eine häufige Ursache für Vergiftungen. Pilze, die zu lange gelagert oder nicht richtig gekühlt wurden, können toxische Stoffe bilden. Es ist ratsam, Pilze möglichst frisch zu verarbeiten und auf eine kühle Lagerung zu achten. „Pilze sollten niemals roh verzehrt werden, da viele Arten Toxine enthalten, die erst durch Kochen oder Braten zerstört werden“, so Weber weiter. Die Garzeit sollte dabei mindestens 15 Minuten betragen.
Symptome einer Pilzvergiftung: Wann ärztliche Hilfe erforderlich ist
Die Symptome einer Pilzvergiftung können unspezifisch sein und reichen von Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen bis hin zu schweren Organversagen. Besonders gefährlich sind Vergiftungen mit langer Latenzzeit, bei denen die Symptome erst sechs Stunden oder später nach dem Verzehr auftreten. In solchen Fällen haben sich die Pilzgifte bereits im Körper verteilt und greifen Organe wie Leber und Nieren an. Hier ist eine intensivmedizinische Behandlung oft unvermeidbar.
„Sollten nach einer Pilzmahlzeit Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen auftreten, ist es entscheidend, sofort einen Arzt oder die Giftnotrufzentrale zu kontaktieren“, betont Weber. Auch Reste der Pilze oder der Mahlzeit sollten aufbewahrt werden, um die Ursache der Vergiftung besser bestimmen zu können.
Behandlungsmöglichkeiten in der Helios Klinik Jerichower Land
In den letzten Jahren gab es trotz Aufklärung und Hinweisen vereinzelte Fälle von Pilzvergiftungen, die wir in unserer Klinik behandeln konnten. Die Patienten mit dem Verdacht einer Pilzvergiftung werden symptomatisch behandelt, es erfolgt zum Beispiel eine Kreislaufstabilisierung oder eine Gabe von Aktivkohle. Es erfolgt zudem die Rücksprache mit der Giftnotrufzentrale und ggfs. einem Pilzberater, um die Ursache der Vergiftung zu identifizieren. Dies ermöglicht die gezielte Gabe eines Gegenmittels. Bei schwereren Vergiftungen kommt es zu Nieren- und / oder Leberversagen. Hier kann nur noch eine Intensivtherapie mit einem Nierenersatzverfahren und ggf. einer Lebertransplantation helfen.
Tipps für sicheres Pilze sammeln
• Sammeln Sie nur Pilze, die Sie sicher identifizieren können.
• Vertrauen Sie nicht ausschließlich auf Apps oder das Internet.
• Lagern Sie Pilze kühl und verarbeiten Sie sie so schnell wie möglich.
• Verzehren Sie Pilze nie roh – garen Sie sie mindestens 15 Minuten.
• Im Zweifel wenden Sie sich an einen geprüften Pilzexperten.
Bleiben Sie vorsichtig und genießen Sie die Pilzsaison verantwortungsbewusst!
Bildunterschrift: Axel Weber, Ärztlicher Leiter der zentralen Notaufnahme der Helios Klinik Jerichower Land
Fotocredit: Helios Kliniken | Thomas Oberländer