Magdeburg/ST. In einer Sonderkabinettsitzung sind am Dienstag die wesentlichen Ergebnisse des Gutachtens zur Krankenhauslandschaft in Sachsen-Anhalt vorgestellt worden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Versorgung mit stationÀren Krankenhausleistungen durch die 54 Krankenhausstandorte insgesamt gut ist. In den Ballungszentren sind alle notwendigen medizinischen KapazitÀten vorhanden.
Eine Unterversorgung bescheinigt die Studie allerdings der Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt. Die Gutachter empfehlen ein gestuftes System der Krankenhausversorgung: Eine Basisversorgung mit internistischen und chirurgischen Leistungen soll wohnortnah möglich sein, auch Kinder- und Geburtskliniken sollen regional verfĂŒgbar sein. Je spezialisierter die medizinischen Leistungen werden, desto stĂ€rker werden die Leistungen an groĂen Schwerpunktversorgern, Maximalversorgern und den UniversitĂ€tskliniken konzentriert.
Zudem wird unter anderem der Ausbau der Angebote fĂŒr eine neurologische FrĂŒhrehabilitation sowie die Einrichtung mindestens eines NeurovaskulĂ€rem Zentrum empfohlen, um die Versorgung von SchlaganfĂ€llen zu verbessern. âWir haben mit dem Gutachten eine gute Grundlage mit detaillierten Daten und Erkenntnissen, die uns bei der kĂŒnftigen Sicherstellung der stationĂ€ren, medizinischen Versorgung in bestmöglicher QualitĂ€t im Land weiterhelfen“, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (Foto). âKlar ist, die Standorte in der FlĂ€che mĂŒssen erhalten bleiben. Die Probleme, die wir durch den FachkrĂ€ftemangel und die demografische Entwicklung im Land haben, dĂŒrfen die medizinische Versorgung nicht gefĂ€hrden. DafĂŒr brauchen wir kluge, nachhaltige Strukturen wie beispielsweise die Kombination und Verflechtung von ambulanten und stationĂ€ren Leistungen im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin.“
Die Studie zeigt auch auf, wie die KrankenhÀuser die FachkrÀftesituation und die wirtschaftliche Lage bewerten. So berichteten in einer Online-Befragung 85 Prozent der KrankenhÀuser von einem FachkrÀftemangel in der Pflege. 43 Prozent der befragten KrankenhÀuser berichteten von einem negativen Jahresergebnis und fast alle KrankenhÀuser erwarteten dauerhaft reduzierte Fallzahlen.
Im Bereich der Geburtshilfe stellen die Gutachter fest, dass in den meisten Gebieten in weniger als 30 Minuten eine Geburtshilfe erreicht werden kann. Einige Geburtskliniken schaffen jedoch nicht einmal 300 Geburten pro Jahr. Im Durchschnitt wird in diesen Einrichtungen nicht jeden Tag ein Kind geboren. Die HĂ€lfte der Geburtskliniken in Sachsen-Anhalt schafft die meist als wirtschaftliche Untergrenze angesehenen 600 Geburten nicht. Dennoch werden aber fast alle Geburtskliniken als notwendig fĂŒr eine akzeptable Versorgung im Land angesehen.
Im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin ist die Versorgung in Sachsen-Anhalt der Studie zufolge aktuell vergleichsweise gut. 97 Prozent der Bevölkerung erreichen in weniger als 40 Minuten Fahrzeit einen Krankenhausstandort mit Kinderheilkunde. Von 2017 bis 2021 wurde ein starker RĂŒckgang der Fallzahlen festgestellt. In 2021 haben 22 Standorte Leistungen im Versorgungsbereich der Kinderheilkunde erbracht. Davon erbrachten fĂŒnf Standorte im Jahr 2021 weniger als 500 FĂ€lle in der Altersklasse der Kinder und Jugendlichen. Lediglich an sechs Standorten wurden mehr als 1.000 stationĂ€re FĂ€lle behandelt. Die Gutachter sehen aufgrund des BevölkerungsrĂŒckgangs in Verbindung mit der hĂ€ufig unzureichenden Finanzierung pĂ€diatrischer Leistungen die TragfĂ€higkeit insbesondere kleiner Abteilungen als gefĂ€hrdet an.
In der Basisnotfallversorgung besteht dem Gutachten zufolge eine gute flĂ€chendeckende Versorgung, im Rettungswesen grundsĂ€tzlich eine gute, wenn auch kleinteilige und heterogene Versorgungslandschaft. In den höheren Stufen der Notfallversorgung bestehen zum Teil erhebliche LĂŒcken und daraus resultierende lange Anfahrtszeiten. Die Luftrettung, die sich in Sachsen-Anhalt lediglich auf zwei Standorte in Halle und Magdeburg verteilt, kann ihre Ziele nur durch eine bundeslĂ€nderĂŒbergreifende Versorgung sicherstellen.
Die Gutachter halten es fĂŒr unbedingt erforderlich, dass alle Möglichkeiten einer sektorenĂŒbergreifenden Versorgung genutzt werden. Bereits etablierte Modelle der Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ărztinnen und Ărzten und den KrankenhĂ€usern können ausgebaut werden. Dazu zĂ€hlen auch ambulante Angebote (MVZ) durch KrankenhĂ€user oder Kommunen. Notwendig sind aber auch neue Modelle, in denen KrankenhausĂ€rzte im Bereich der ambulanten Behandlung LĂŒcken fĂŒllen und tĂ€tig werden können. Das Land fördert bereits die engere Verzahnung von ambulanten und stationĂ€ren Angeboten in Gardelegen. Zudem ist ein Projekt in Genthin geplant.
FĂŒr das Gutachten wurde die stationĂ€re Versorgung mit Krankenhausleistungen und die Notfallversorgung in Sachsen-Anhalt untersucht, Krankenhausbehandlungen analysiert, KrankenhaustrĂ€ger und weitere Akteure aus dem Gesundheitssektor befragt. Das Gutachten, das in den kommenden Wochen abgeschlossen wird, soll auch unter BerĂŒcksichtigung der Krankenhausreform des Bundes die Grundlage fĂŒr die weiteren Planungen im Land sein.
Mit der Erstellung des Gutachtens wurde die PD â Berater der öffentlichen Hand GmbH mit Sitz in Berlin beauftragt. Die Gesellschaft ist ein Beratungsunternehmen fĂŒr Bund, LĂ€nder, Kommunen sowie andere öffentliche Körperschaften und Einrichtungen und zu 100 Prozent in öffentlicher Hand. Das Land Sachsen-Anhalt ist wie andere LĂ€nder auch selbst Gesellschafter.
Weitere Informationen finden unter:Â http://lsaurl.de/Gutachten
Quelle: Staatskanzlei und Ministerium fĂŒr Kultur des Landes Sachsen-Anhalt
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