Stuttgart. Das Porsche GT Team hat im 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps mit den beiden 911 RSR die Positionen zwei und fĂŒnf erreicht. Der Sportwagen-Hersteller verteidigte dadurch im zweiten Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC die FĂŒhrung im Gesamtklassement â sowohl in der Hersteller- als auch in der Fahrerwertung. Das Porsche-Kundenteam Dempsey-Proton Racing konnte mit der Startnummer 77 die GTE-Am-Klasse gewinnen. Am Ende eines ereignisreichen Rennens in Belgien ĂŒberquerten Christian Ried aus Deutschland und seine britischen Teamkollegen Sebastian Priaulx und Harry Tincknell im 378 kW (515 PS) starken Neunelfer aus Weissach als Erste das Ziel.
âWir sind etwas enttĂ€uscht. Es war tatsĂ€chlich mehr möglich, denn unser Auto war sehr gut“, fasst Thomas Laudenbach, Leiter Motorsport zusammen. Mit dem Blick auf den frĂŒhen Kontakt beider 911 RSR des Werksteams ergĂ€nzt Laudenbach: âGleich in der ersten Kurve haben sich beide Autos berĂŒhrt. Leider war unsere Startnummer 91 anschlieĂend nicht mehr vorn dabei. Insgesamt war es ein verrĂŒcktes Rennen mit vielen Unterbrechungen und stĂ€ndigen Verschiebungen im Klassement. GlĂŒckwunsch an unsere Kundenmannschaft Dempsey-Proton Racing zum Sieg in der GTE-Am-Klasse. FĂŒr die Zuschauer war es heute sicherlich ein echter Leckerbissen.“
Der Start des 6-Stunden-Rennens auf der Formel-1-Strecke von Spa-Francorchamps fand bei sonnigen Bedingungen statt. Beide Werks-Elfer gingen aus der ersten Startreihe ins Rennen. Am Steuer der Startnummer 92 versuchte der Franzose KĂ©vin Estre sofort, sich an Markenkollege Gianmaria Bruni (Italien) vorbeizuschieben. Dabei erhielt die von der Pole-Position gestartete Nummer 91 einen Schlag auf das linke Hinterrad. Bruni musste sein Fahrzeug mit einem Reifendefekt langsam zurĂŒck zur Box fahren. Dabei verlor das Team eine Runde auf die FĂŒhrenden und spielte im Kampf um den Klassensieg fortan keine Rolle mehr.
âWir sind von den ersten beiden PlĂ€tzen gestartet und hatten das Tempo fĂŒr einen groĂen Erfolg. Von daher sind wir enttĂ€uscht“, so die Bilanz von Alexander Stehlig, Leiter Werksmotorsport FIA WEC. âDass unsere Autos beim Start kollidieren, darf uns nicht passieren. In einem chaotischen Rennen mit viel Regen sowie roten und gelben Flaggen hat es am Ende gerade so nicht zum Klassensieg gereicht â sehr schade!“
Estre verteidigte in der FrĂŒhphase die Spitze bis zum ersten starken Regenschauer in den belgischen Ardennen. Aufgrund der nassen Fahrbahn unterbrach die Rennleitung den Lauf nach gut einer Stunde zum ersten Mal. Weitere WolkenbrĂŒche lieĂen zwei weitere Rotphasen folgen. Zahlreiche ZwischenfĂ€lle sorgten fĂŒr den hĂ€ufigen Einsatz des Safety-Cars, zudem wurde das Feld oft ĂŒber Gelbphasen neutralisiert. Die Startnummer 92 fiel im turbulenten Strategiepoker zwischenzeitlich auf die dritte Position zurĂŒck, ehe sich der DĂ€ne Michael Christensen in der Schlussphase auf Platz zwei nach vorne arbeitete und auf den allerletzten Metern den Klassensieg nur um 0,523 Sekunden verpasste. Die Startnummer 91 beendete das Rennen auf Platz fĂŒnf.
In der GTE-Am-Kategorie zeigten die Kundenteams von Porsche starke Leistungen. Die Mannschaften von Dempsey-Proton Racing und Project 1 leisteten ĂŒber weite Strecken FĂŒhrungsarbeit. Erst in der letzten Rennstunde fiel die Entscheidung um den Sieg. Harry Tincknell wehrte sich in den letzten Runden erfolgreich gegen die Angriffe der Konkurrenten und fuhr in der Nummer 77 als Erster ĂŒber den Zielstrich. Das Schwesterauto (Startnummer 88) beendete den Lauf ĂŒber sechs Stunden auf Rang neun. Die beiden 911 RSR von Project 1 wurden auf den Positionen fĂŒnf und 13 gewertet. Das baugleiche Fahrzeug von GR Racing erreichte Platz sechs.
Das nĂ€chste Rennen der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC ist das groĂe Highlight des Jahres: 24 Stunden von Le Mans. Die 90. Auflage des Langstrecken-Klassikers in Frankreich wird am 11./12. Juni ausgetragen. Der offizielle Vortest, die einzige Chance fĂŒr Probefahrten auf der 13,6 Kilometer langen Strecke, findet am 5. Juni statt. Porsche geht als FĂŒhrender der Herstellerwertung in den Klassiker, KĂ©vin Estre und Michael Christensen stehen an der Spitze der Fahrerwertung.
Fahrerstimmen zum Rennen
Michael Christensen (Porsche 911 RSR #92): âEs war ein Ă€uĂerst schwieriges Rennen bei allen erdenklichen Bedingungen. Der Zustand der Strecke war in einem stĂ€ndigen Wandel. Es galt ĂŒber weite Phasen, einfach nur das Auto auf der Strecke zu halten. Am Ende habe ich mich noch recht gut nach vorn gekĂ€mpft, aber es hat nicht fĂŒr den Sieg gereicht. Ich mag das Wort GlĂŒck eigentlich nicht so gern. Aber heute hatten wir tatsĂ€chlich nicht so viel davon…“
KĂ©vin Estre (Porsche 911 RSR #92): âGimmi und ich hatten beide einen guten Start. Ich habe mich leider auf kalten Reifen verbremst. Ich bin geradeaus gerutscht, habe die Nummer 91 leicht berĂŒhrt. Am Ausgang waren drei Wagen nebeneinander. Es gab zu wenig Platz. Unsere beiden Autos haben sich dann noch einmal berĂŒhrt. Es war bestimmt nicht optimal gelöst von meiner Seite. Ich entschuldige mich bei den Kollegen aus dem Schwesterauto. Es war mein Fehler. Leider haben wir heute nicht maximal fĂŒr Porsche punkten können.“
Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): âKĂ©vin hat sich auf der Zufahrt der ersten Kurve verbremst, kam weit nach drauĂen und ist beim EinfĂ€deln mit mir kollidiert. Dabei ist uns hinten links der Reifen geplatzt â das war es dann. Es ist schade, denn wir haben heute viele Punkte fĂŒr Porsche liegen lassen. Die Bedingungen waren im weiteren Verlauf des Rennens teilweise verrĂŒckt. Es gab enormes Aquaplaning, weil wir in Erwartungen einer trockenen Phase den Reifendruck zu niedrig eingestellt hatten. Mir ist bestimmt 20 Mal das Heck ausgebrochen â auf der Geraden im dritten Gang. Das war der Wahnsinn!“
Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): âWir hatten ein gutes Qualifying, sind von der Pole-Position gestartet, aber dann ist der Zwischenfall passiert. Solche Dinge passieren im Motorsport. Von dort an lagen wir eine Runde zurĂŒck. Wir haben versucht, uns in den Safety-Car-Phasen zurĂŒck zu kĂ€mpfen. Das sah zwischendurch gut aus, aber hat dann doch nicht geklappt. Es war unter dem Strich eher ein Rennen zum Vergessen.“
Christian Ried (Porsche 911 RSR #77): âEs war ein wildes Rennen mit Unterbrechungen und vielen ZwischenfĂ€llen. Beim Start musste ich zuerst einem Ferrari ausweichen, dann dem Werks-Elfer von Gimmi. Als sich danach endlich alles sortiert hatte, habe ich einen guten Rhythmus gefunden. Sebastian hat anschlieĂend im Regen einen tollen Job gemacht und Harry das Finale souverĂ€n bestimmt. Wir als Team haben bezĂŒglich der Strategie optimal gearbeitet. Das war alles andere als einfach. Ich freue mich sehr ĂŒber den Klassensieg.“
Ergebnisse Rennen
GTE-Pro-Klasse
1. Calado/Pier Guidi (GB/I), Ferrari 488 GTE #51, 102 Runden
2. Christensen/Estre (DK/F), Porsche 911 RSR #92, 102 Runden
3. Fuoco/Molina (I/E), Ferrari 488 GTE #52, 102 Runden
4. Tandy/Milner (GB/USA), Corvette C8.R #64, 101 Runden
5. Bruni/Lietz (I/A), Porsche 911 RSR #91, 100 Runden
GTE-Am-Klasse
1. Ried/Priaulx/Tincknell (D/GB/GB), Porsche 911 RSR #77, 99 Runden
2. Keating/Chaves/Sörensen (USA/P/DK), Aston Martin #33, 99 Runden
3. Dalla Lana/Pittard/Thiim (USA/GB/DK), Aston Martin #98, 99 Runden
4. Leutwiler/Cairoli/Pedersen (CH/I/DK), Porsche 911 RSR #46, 99 Runden
6. Wainwright/Barker/Pera (GB/GB/I), Porsche 911 RSR #86, 98 Runden
9. Poordad/Heylen/Lindsey (USA/B/USA), Porsche 911 RSR #88, 96 Runden
13. Iribe/Barnicoat/Millroy (USA/GB/GB), Porsche 911 RSR #56, 93 Runden
Foto: Porsche 911 RSR, Porsche GT Team (#92), Kevin Estre (F), Michael Christensen (DK), Porsche GT Team (#91), Gianmaria Bruni (I), Richard Lietz (A) (c) Porsche AG