Jubiläum bei Alpine: Vor 60 Jahren rollte auf dem Pariser Autosalon die A110 ins Rampenlicht. Wie kein anderes Modell trug die kompromisslose Fahrmaschine mit Heckmotor zur Alpine Legende bei, denn mit ihr avancierte die Marke aus Dieppe zur nahezu unschlagbaren Macht im Rallye-Sport. 2017 erlebte die A110 mit ausgeprägtem Leichtbau, leistungsstarkem Vierzylinder und kompakten Abmessungen ganz im Geist des Klassikers ein spektakuläres Comeback (Alpine A110: Gesamtverbrauch kombiniert: 7,0-6,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 153-152 g/km)1 . Und die Geschichte geht weiter, wie das Concept Car A110 E-ternité zeigt, das eine Brücke in die elektrische Zukunft der Marke schlägt.
Als die A110 Berlinette „Tour de France“, so der vollständige Name des Newcomers,1962 auf dem Pariser „Salon de l’Automobile“ debütiert, hat der Name Alpine bei Motorsportfans bereits einen exzellenten Klang. Insbesondere bei Rallyes und Langstreckenrennen machen die Fahrzeuge der 1955 gegründeten Sportwagenmanufaktur immer wieder durch Siege und Podiumsplätze auf sich aufmerksam.
Sportwagen mit Großserientechnik
Mit nur 1,12 Meter Höhe, der aerodynamisch geformten Frontpartie, Scheinwerfern hinter Plexiglasabdeckungen, der flachen Windschutzscheibe, den niedrigen Seitenfenstern und der sanft abgesenkten Heckpartie scheint auch die A110 direkt von der Rennstrecke zu kommen. Dabei verbirgt sich unter dem wohlgeformten Kunststoffkleid des gerade einmal 3,58 Meter langen Zweisitzers viel Großserientechnik entsprechend der Alpine Philosophie, Sportwagen für jedermann zu bauen. Die Motoren beispielsweise stammen aus dem Renault 8, später auch aus dem Renault 16, und werden von den Alpine Haustunern Amédée Gordini und Marc Mignotet je nach Einsatzzweck einem gründlichen Sportprogramm unterzogen. Ergebnis ist eine Leistungsspanne von 35 kW/47 PS bis 101 kW/138 PS, in den Rallye-Varianten sogar bis zu 147 kW/200 PS. Um optimale Traktion zu gewährleisten, sind die Motoren im Heck eingebaut.
Leichtbau ohne Kompromisse
Die Kunststoffkarosserie sorgt für das exzellente Kampfgewicht der A110. Gerade einmal 575 Kilogramm weist Alpine für die Ur-Version von 1962 aus. In späteren Ausführungen legt die A110 auf bis zu 730 Kilogramm zu, aber auch damit zählt sie zu den leichtesten Seriensportlern ihrer Zeit. Leichtbau total gilt ebenso für das Chassis: Ein längs liegendes Zentralrohr mit den Aufnahmen für die Vorder- und die Hinterachse sowie ein Hilfsrahmen aus Rechteckrohren für Motor, Getriebe und Differenzial, und fertig ist die Grundkonstruktion. Außerdem verzichtet Alpine auf jeglichen gewichtstreibenden Komfort.
Zusammen mit der hochpräzisen Lenkung ist damit die Basis für eine erfolgreiche Rennkarriere gelegt. In guter Markentradition konzentriert sich Alpine mit der A110 auf den Rallyesport. Nach Erfolgen auf nationaler Ebene gelingt hier mit der je nach Übersetzung bis zu 225 km/h schnellen Alpine A110 1600 S der Durchbruch bei den großen internationalen Rallyes. Krönung ist der Gewinn der internationalen Markenmeisterschaft 1971 und der ersten Rallye-Weltmeisterschaft 1973. In beiden Jahren gelingt den Alpine Piloten obendrein ein spektakulärer Dreifachsieg bei der Rallye Monte Carlo.
Die Rallye-Erfolge treiben den Absatz von „Le Turbot“ („der Plattfisch“), wie die A110 von ihren Fans liebevoll-ironisch genannt wird, in ungeahnte Höhen. Alpine baut insgesamt 7.489 Exemplare des Modells, die meisten davon in der französischen Rennfarbe Blau. Lizenzfahrzeuge entstehen außerdem bei FASA in Spanien, DINA in Mexiko, Willys Overland in Brasilien und Bulgaralpine in Bulgarien. Im Juli 1977 rollt die letzte A110 von der Montagelinie.
Die neue A110: Comeback mit Mittelmotor
Fast 40 Jahre lang müssen Fans warten, bevor die Group Renault Anfang 2016 mit der Alpine Vision eine Studie zeigt, die einen Ausblick auf eine neue A110 gibt. Die Serienversion hat ein Jahr später auf dem Genfer Auto-Salon ein beeindruckendes Comeback. Ihr Design orientiert sich am historischen Vorbild, ist aber gleichzeitig durch moderne Stilelemente und Materialien gekennzeichnet. Die neue A110 beschleunigt in nur 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ermöglicht einen Topspeed von 250 km/h. Als Triebwerk dient ein 1,8-Liter-Turbobenziner mit 185 kW/252 PS, der jedoch nicht im Heck, sondern in Mittelmotorposition eingebaut ist. In den Topvarianten A110 GT und A110 S mobilisiert das Leichtmetalltriebwerk 221 kW/300 PS und ermöglicht bis zu 275 km/h Spitze und erlaubt den Spurt von 0 auf 100 km/h in 4,4 Sekunden.
Maßgeblich zur herausragenden Performance trägt – ganz in der Tradition des legendären Namensgebers – auch das Leergewicht von 1.177 bis 1.194 Kilogramm bei, womit auch die neue A110 zu den mit Abstand leichtesten Fahrzeugen ihrer Klasse zählt.
Alpine A110 E-ternité: Blick in die vollelektrische Zukunft
Die Brücke von der prestigeträchtigen Vergangenheit zu einer 100 Prozent elektrischen Zukunft der Marke Alpine schlägt im Juli 2022 das Concept Car Alpine A110 E-ternité. Der vollelektrische Sportwagen mit abnehmbarem Kunststoffdach bietet mit 178 kW/242 PS Leistung, 250 km/h Spitze und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,5 Sekunden eine vergleichbare Performance mit den Versionen mit Benzinmotor. Der Akku mit einer Kapazität von 60 kWh ermöglicht im WLTP-Prüfzyklus eine Reichweite von 420 Kilometern. Ein innovatives neues Getriebe überträgt die Kraft des drehmomentstarken Elektromotors an die Antriebsräder. Um eine optimale Gewichtsverteilung und damit maximale Agilität zu erreichen, sind vier Batteriemodule an der Front und acht im Heck untergebracht. Damit verkörpert auch die A110 E-ternité den Alpine typischen Sportsgeist à la française.
Foto: Alpine A110, 1962-1977 (c) Alpine