Magdeburg. Das Stadtarchiv lädt am 3. September um 19.00 im Kaiserin-Adelheid-Foyer des Alten Rathauses zum nächsten Stadtgeschichtlichen Sommerabend ein. Der Referent Michael Weigel spricht über den Zeitzeugen der Reformation, Sebastian Langehans, der als Möllenvogt seine Erlebnisse während der Reformation festhielt. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Über die Umwälzungsprozesse der Reformation wird intensiv geforscht, ob in Theologie und Bildung, Politik, Sprache oder Musik. Seltener steht der Alltag der damals lebenden Menschen im Mittelpunkt. Das liegt auch an der spärlichen Überlieferung zu den Lebensumständen vor 500 Jahren. Magdeburg aber verfügt mit den Aufzeichnungen von Sebastian Langehans über eine herausragende Quelle, die in vielen farbenfrohen Details über wilde Zeiten an der Elbe berichtet.
Ausgangspunkt des Vortrags ist ein 500-jähriges Jubiläum: Vom 6. Mai 1524 bis zum 3. Februar 1525 führte der damalige Möllenvogt diese Aufzeichnungen, in denen er seine Erlebnisse während der Reformation festhielt. Über den Verfasser der „Historia“ ist jedoch wenig bekannt. Schon Gustav Hertel, der das Werk wissenschaftlich edierte, beklagte diesen Zustand. Michael Weigel hat sich nun eingehend mit Sebastian Langehans beschäftigt und konnte sein Leben und sein Umfeld überraschend detailliert beleuchten.
Der Referent studierte an der Handelshochschule und an der Universität Leipzig Wirtschaftsinformatik und lebt seitdem dort. Er ist heute in den Bereichen IT-Sicherheit und Datenschutz tätig. Was mit seiner privaten Ahnenforschung begann, weitete sich schnell auf andere Bereiche der historischen Forschung aus. Sein historisches Interesse gilt Fragen der Sozialgeschichte, dem Alltagleben, regionaler und sozialer Mobilität sowie Verwandten- und Beziehungsnetzen der frühen Neuzeit.
Foto: Sehr wenig Altes hat sich in Magdeburg durch Kriege und Zerstörungen erhalten. Aber ausgerechnet das Gebäude der Möllenvogtei, dem Amtssitz des Möllenvogtes, steht in seiner Grundsubstanz noch heute. Vor genau 500 Jahren war hier Sebastian Langehans tätig und schrieb seine Erlebnisse während der Reformationszeit in einem Tagebuch nieder. (c) Michael Weigel