Landsberg fordert „Ausbau-Turbo“ fĂŒr Windkraft wie bei LNG-Terminals – Auch fehlende Speicher und Netze gefĂ€hrden Umbau
OsnabrĂŒck (ots). Deutschlands Kommunen haben vor einem „Scheitern der Energiewende“ durch Umweltschutz-Auflagen gewarnt und die Politik zum Durchgreifen aufgerufen: „Von der Antragstellung bis zur Genehmigung von Windenergieanlagen vergehen regelmĂ€Ăig zwei Jahre und mehr. So werden wir die Ziele nicht erreichen“, sagte Gerd Landsberg (Foto), HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer des Deutschen StĂ€dte- und Gemeindebundes (DStGB), im GesprĂ€ch mit der „Neuen OsnabrĂŒcker Zeitung“ (NOZ). „Notwendig sind Verfahrenserleichterungen bei der UmweltvertrĂ€glichkeitsprĂŒfung, PrĂ€klusionsregelungen, damit nicht immer neue EinwĂ€nde nachgereicht werden können, und beschleunigte, vereinfachte Vergabeverfahren“, so Landsberg. Notwendig sei auch ein „Ausbau-Turbo“ nach Vorbild des LNG-Beschleunigungsgesetzes. „Das gilt auch fĂŒr Speicher, die hĂ€ufig an Naturschutzbedenken scheitern. Hier sollten nur gravierende EinwĂ€nde gewichtet werden“, so die Forderung des DStGB.
Landsberg begrĂŒĂte in der „NOZ“ zwar den Beschluss des SPD-Vorstandes vom Sonntag, einen „Turbo“ fĂŒr den Infrastrukturausbau zu zĂŒnden. „Die Erfahrung lehrt allerdings, dass zwischen berechtigter Forderung und Umsetzung sehr viel Zeit vergehen kann, zumal ein groĂer Teil der zu komplizierten und langwierigen Regelungen in die ZustĂ€ndigkeit der LĂ€nder fĂ€llt“, sagt er und zĂ€hlte auf: „Zu wenig Tempo, zu umstĂ€ndlich, zu wenig SpeicherkapazitĂ€ten und zu wenig Ăbertragungsnetze gefĂ€hrden den Erfolg der Energiewende.“
Dabei stĂŒnden die Kommunen klar hinter dem Umbauprojekt hin zu Erneuerbaren. „Wir wollen die Energiewende, aus KlimaschutzgrĂŒnden, aber auch, um uns von russischem Gas unabhĂ€ngig zu machen.“ Aber wĂ€hrend der Bau des ersten FlĂŒssiggasterminals „beispielhaft schnell“ in knapp 10 Monaten geschafft worden sei, lahme der Ausbau der Windenergie weiterhin. „Von Januar bis Juni 2022 wurden nur 238 Anlagen mit 976 Megawatt in Betrieb genommen. Nicht mehr als im Vorjahr. Es ist also noch keine Zeitenwende bei der Energieversorgung zu beobachten.“
Auch beim Netzausbau gehe es noch immer nicht schnell genug voran. „Ăber 800 Millionen Euro mussten bezahlt werden, weil die Betreiber ihren Strom nicht transportieren konnten und die Anlagen deshalb angehalten werden mussten. In Zeiten steigender Strompreise wurde der Strom regelrecht weggeworfen. Das ist nicht lĂ€nger hinnehmbar“, sagte der DGStB-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer.
Mit Blick auf den Widerstand gegen Energiewende-Projekte verlangte Landsberg ĂŒberdies eine „Akzeptanzstrategie“ von Bund und LĂ€ndern. „Dazu gehört die verpflichtende Beteiligung fĂŒr die Standortkommunen an der Wertschöpfung durch erneuerbare Energien.“ Die Menschen seien wesentlich eher bereit, die Anlagen zu akzeptieren, wenn ein kleiner Teil der Erlöse vor Ort verbleibe. „Mit diesen Geldern kann die Situation vor Ort, zum Beispiel bei Kita oder Schule, deutlich verbessert werden“. Auch das „riesige“ Solardachpotenzial der StĂ€dte und Gemeinden mit ihren Hunderttausenden von GebĂ€uden könnte durch Förderprogramme gehoben werden. „Ein ,Weiter so‘ darf es nicht geben, sonst riskieren wir nicht nur die Versorgung, sondern den Wirtschaftsstandort Deutschland“, mahnte Landsberg.
Foto (c) DStGB