Sterbefallzahlen im Dezember 2021: 22 % ĂŒber dem mittleren Wert der Vorjahre

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Sterbefallzahlen 2021 nach vorlÀufigen Daten 3% höher als 2020

Im Dezember 2021 sind in Deutschland nach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 100 291 Menschen gestorben. Diese Zahl liegt 22 % ĂŒber dem mittleren Wert (Median) der Jahre 2017 bis 2020 fĂŒr diesen Monat (+17 821 FĂ€lle). Dies geht aus einer Sonderauswertung der vorlĂ€ufigen Sterbefallzahlen hervor.

1,02 Millionen SterbefÀlle im Jahr 2021

Nach den ersten vorlĂ€ufigen Ergebnissen der Sonderauswertung ĂŒberstieg die Zahl der SterbefĂ€lle im gesamten Jahr 2021 mit 1 016 899 FĂ€llen die Marke von einer Million. Über eine Million SterbefĂ€lle hatte es auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik in der Nachkriegszeit nur 1946 gegeben (rund 1 001 600). WĂ€hrend damals schwierige LebensverhĂ€ltnisse die hohen Sterbefallzahlen erklĂ€rten, liegen die Zahlen heutzutage hauptsĂ€chlich aufgrund der grĂ¶ĂŸeren Bevölkerung und des höheren Anteils Ă€lterer Menschen in dieser GrĂ¶ĂŸenordnung.

Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 sind die Sterbefallzahlen 2021 um 3 % oder 31 327 FĂ€lle gestiegen. Die Alterung der Bevölkerung erklĂ€rt diesen weiteren Anstieg nur zum Teil: Aufgrund des zunehmenden Anteils Ă€lterer Menschen an der Bevölkerung wird seit etwa 20 Jahren mit einer jĂ€hrlich steigenden Zahl der SterbefĂ€lle in Deutschland gerechnet. Gleichzeitig stieg die Lebenserwartung vor Beginn der Corona-Pandemie jedoch tendenziell an. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung schwĂ€chte damit den Alterungseffekt ab. Bei gleichzeitigem Wirken beider Effekte stiegen die Sterbefallzahlen vor Beginn der Pandemie jĂ€hrlich um durchschnittlich 1 bis 2 %. Mit dem Einsetzen der Pandemie Ă€nderte sich dies: Bereits 2020 war der Anstieg im Vergleich zum letzten Vorpandemiejahr 2019 stĂ€rker ausgeprĂ€gt (+5 %). Ausgehend von 2019 wĂ€re fĂŒr 2021 eine Sterbefallzahl von 960 000 bis 980 000 erwartbar gewesen, also ein Anstieg um 2 bis 4 %. TatsĂ€chlich ist sie von 2019 auf 2021 um 8 % gestiegen.

Jahresverlauf 2021: Sterbefallzahlen nur im Februar und MĂ€rz unter dem mittleren Wert der Vorjahre – deutlich erhöhte Zahlen im Januar, November und Dezember

In Deutschland und weltweit wurde zu Jahresbeginn 2021 ĂŒber eine Ă€ußerst niedrige AktivitĂ€t anderer Atemwegserkrankungen als COVID-19 berichtet. Besonders deutlich wurde dies bei der Grippe. Die StĂ€rke von Grippewellen hat sich in der Vergangenheit auch in den gesamten Sterbefallzahlen widergespiegelt und zu erhöhten Fallzahlen in den Wintermonaten gefĂŒhrt. Im Januar 2021 – noch wĂ€hrend der zweiten Corona-Welle – lagen die Sterbefallzahlen in Deutschland insgesamt 25 % ĂŒber dem mittleren Wert der vier Vorjahre. In diesem Monat deckten sich die zusĂ€tzlichen SterbefĂ€lle nahezu komplett mit den beim Robert Koch-Institut gemeldeten COVID-19-TodesfĂ€llen.

Durch die nahezu ausgefallene Grippewelle in der Saison 2020/2021 und trotz der neu aufgetretenen COVID-19-TodesfĂ€lle lagen die gesamten Sterbefallzahlen dann im Februar (-2 %) und im MĂ€rz (-6 %) unter dem Vergleichswert der Vorjahre. WĂ€hrend der dritten Corona-Welle im April (+4 %) und Mai (+7 %) lagen sie wieder darĂŒber. Im Juni (+8 %) fielen die erhöhten Sterbefallzahlen mit einer Hitzewelle zusammen und hatten ihren höchsten Ausschlag in der 24. Kalenderwoche (14. bis 20. Juni), dem Höhepunkt der Hitzewelle mit +17 %. Im Juli lagen die Sterbefallzahlen noch etwas ĂŒber dem mittleren Wert der Vorjahre (+2 %), im August lagen sie in dessen Bereich. Im September (+10 %) und Oktober (+11 %) lagen die Sterbefallzahlen wieder deutlich ĂŒber dem Vergleichswert der Vorjahre. Die Sterbefallzahlen fĂŒr November und Dezember ĂŒbertrafen wĂ€hrend der vierten Corona-Welle den Vergleichswert nochmals stĂ€rker: So starben im November 21 % und im Dezember 22 % mehr Menschen als im Mittel der vier Vorjahre.

Gemeldete COVID-19-TodesfÀlle erklÀren hohe Zahlen im Herbst nur zum Teil

Ein Vergleich der gesamten SterbefĂ€lle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-TodesfĂ€lle ist derzeit bis November 2021 möglich. Im November lagen die Sterbefallzahlen um 15 723 FĂ€lle oder 21 % ĂŒber dem mittleren Wert der Vorjahre. Beim RKI wurden bislang 7 591 COVID-19-TodesfĂ€lle mit einem Sterbedatum in diesem Monat gemeldet. Auch im September und Oktober erklĂ€rten die gemeldeten COVID-19-TodesfĂ€lle die erhöhten Sterbefallzahlen nur zum Teil. FĂŒr den zusĂ€tzlichen Anstieg der Sterbefallzahlen sind mehrere Ursachen denkbar: So können hier unerkannte COVID-19-TodesfĂ€lle (Dunkelziffer) oder die zeitliche Verschiebung von SterbefĂ€llen innerhalb eines Jahres infolge der zum Jahresbeginn ausgefallenen Grippewelle eine Rolle spielen (sogenanntes „mortality displacement“). Möglicherweise zeigen sich auch die Folgen verschobener Operationen und Vorsorgeuntersuchungen. Der Beitrag einzelner Effekte lĂ€sst sich allerdings derzeit nicht beziffern.

Sterbefallzahlen im November in allen BundeslÀndern erhöht

Auf LĂ€nderebene lassen sich die Sterbefallzahlen derzeit noch nicht fĂŒr das gesamte Kalenderjahr abbilden. Im November 2021 lagen sie in allen BundeslĂ€ndern ĂŒber dem jeweiligen mittleren Wert der vier Vorjahre. Am höchsten waren die Abweichungen in Sachsen (+49 % oder 2 184 FĂ€lle), ThĂŒringen (+47 % oder 1 124 FĂ€lle) und Bayern (+32 % oder 3 529 FĂ€lle). Auch in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Baden-WĂŒrttemberg betrugen die Abweichungen 20 % oder mehr. Damit waren die Befunde zur Übersterblichkeit in den BundeslĂ€ndern am deutlichsten, in denen auch die Corona-Infektionszahlen zuvor am höchsten waren. In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen waren die Abweichungen am geringsten – hier lagen die Sterbefallzahlen um weniger als 10 % ĂŒber dem Vergleichswert aus den Vorjahren.

Erhöhte Sterbefallzahlen im Dezember auch in anderen europÀischen Staaten

Das EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen ordnet Befunde zur Übersterblichkeit auf Basis einer eigenen Hochrechnung unvollstĂ€ndiger Meldungen und eines eigenen Übersterblichkeitskonzepts europaweit vergleichend ein. In Deutschland und den Nachbarstaaten DĂ€nemark, Belgien, Frankreich, Schweiz und Österreich wurde in den Dezemberwochen eine moderate bis hohe Übersterblichkeit („moderate excess“ bis „high excess“) festgestellt. In den Niederlanden wurde die Übersterblichkeit in ersten zwei Dezemberwochen bislang als sehr hoch („very high excess“) eingeordnet.