Zeit ist die einzige physikalische GröĂe, die nur eine Richtung kennt. Aber anders als Uhren, die immer gleiche Einheiten anzeigen, empfinden Menschen das Vergehen der Zeit unterschiedlich.
Jahrtausendelang lebten die Menschen nach den Zyklen der Natur. Das Ă€ndert sich erst im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung mit dem Beginn der bis heute ĂŒblichen Datierung. Harald Lesch beleuchtet Wendepunkte der Zeit.
Jahreszeiten bestimmen das MaĂ der Zeit
FĂŒr unsere Vorfahren waren es vor allem durch Jahreszeiten hervorgerufene VerĂ€nderungen, die das MaĂ der Zeit bestimmten. FrĂŒhe Hochkulturen wie Ăgypten, Sumer und Babylon unterteilten das Jahr bereits in Monate, die sich nach dem Mond richteten. Da das Mondjahr kĂŒrzer als das Sonnenjahr ist, hĂ€ngten die Ăgypter fĂŒnf Extratage an, sodass ihr Jahr 365 Tage hatte â immer noch einen Vierteltag zu kurz im Vergleich zum Sonnenjahr.
Im dritten Jahrhundert vor Christus fĂŒhrten die Ăgypter deshalb Schaltjahre ein, die Julius CĂ€sar bei seiner groĂen Kalenderreform im Jahr 45 vor Christus fĂŒr das Römische Reich ĂŒbernahm. In China, im Observatorium von Taosi in der chinesischen Provinz Shanxi, bestimmte man den bestmöglichen Zeitpunkt der Aussaat schon vor 4100 Jahren durch Beobachtung des Sonnenaufgangs zwischen fĂ€cherförmigen Stelen.
Loslösung von natĂŒrlichen Zyklen
Die langsame Loslösung der Zeit von natĂŒrlichen Zyklen begann in Europa im sechsten Jahrhundert. Um das Jahr 525 rechnete der Mönch Dionysius Exiguus das Geburtsjahr Christi aus und leitete damit die bis heute gĂŒltige lineare Zeitrechnung ein. Damit begann aber auch – zunĂ€chst unbewusst – die SĂ€kularisierung der Zeit. Sie wurde zunehmend als „Wirtschaftsgut“ wahrgenommen und entsprechend verrechnet. Aber es sollte noch mehr als ein halbes Jahrtausend vergehen, bis mechanische Uhren das Regiment ĂŒber die Zeit ĂŒbernahmen. Seitdem hat sich unser VerhĂ€ltnis zur Zeit radikal geĂ€ndert. Und das gilt auch fĂŒr unser VerstĂ€ndnis der planetaren Vergangenheit.
Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein ging man davon aus, dass die Welt nur wenige Jahrtausende alt ist. Im Jahr 1650 errechnete der irische Theologe James Ussher anhand der Bibel den genauen Schöpfungstag auf den 23. Oktober 4004 vor Christus Doch bereits zeitgenössische Wissenschaftler zweifelten daran und stellten neue Theorien auf. Mit ihren Berechnungen blieben sie aber alle weit hinter dem tatsĂ€chlichen Alter unseres Planeten zurĂŒck, dass erst durch die Mondlandung im 20. Jahrhundert sicher festgelegt werden konnte.
Laufzeit: 45 Minuten
Genre: Dokumentation, D 2024
Video verfĂŒgbar bis 16.10.2034