Die letzte Eiszeit hat nicht nur Europas Landschaft nachhaltig geprÀgt, sondern auch die Entwicklung der Menschheit. Neue Forschungsergebnisse zeigen diese nun in einem neuen Licht. Mirko Drotschmann ist zu den Hotspots der Eiszeitforschung unterwegs.
Die sogenannte „letzte Eiszeit“ begann vor etwa 115.000 Jahren und endete etwa 11.600 vor heute. Weite Teile Europas waren von einer Tausende Meter dicken Eismasse bedeckt. Nur durch die Mitte Europas erstreckte sich eine sogenannte Mammutsteppe, die ĂŒppig und voller Leben war. Dazu gehörte auch das Gebiet zwischen Basel und Frankfurt, das seit geraumer Zeit im Forschungsprojekt „Eiszeitfenster Oberrheingraben“ genauer unter die Lupe genommen wird. In Kies- und Sandablagerungen haben Abertausende Tierknochen von Mammut, Nashorn, Riesenhirsch und Co die Zeiten ĂŒberdauert. Ihre Untersuchung mittels einer Radiokarbondatierung brachte eine Sensation zutage: Vor rund 30.000 Jahren tummelten sich im Rhein Flusspferde.
Homo sapiens und Neandertaler vermischen sich
Im Gegensatz zur eiszeitlichen Fauna mit ihren Megatieren sind die eiszeitlichen Landschaften noch heute sichtbar â ob an der SchĂ€renkĂŒste Schwedens, den norwegischen Fjorden oder den Gletschern der Alpen. Als der Homo sapiens vor mehr als 40.000 Jahren in das eiszeitliche Europa einwanderte, lebte dort bereits seit mehr als 250.000 Jahren eine andere Menschenart: der Neandertaler. Dieser starb zwar kurze Zeit spĂ€ter aus, doch bis dahin hatten sich Homo sapiens und Neandertaler vermischt â die Folgen können in unseren Genen nachgewiesen werden: Alle nicht-afrikanischen Menschen besitzen heute noch zwischen ein und drei Prozent Neandertaler-Gene.
Kurz nach seiner Ankunft in Europa schuf der Homo sapiens in den Höhlen der SchwĂ€bischen Alb Erstaunliches: plastische Kunstwerke aus Mammutelfenbein â die Ă€ltesten der Welt, soweit heute bekannt. Forscher sprechen von einem Urknall der Zivilisation. Mirko Drotschmann erfĂ€hrt, mit welchem handwerklichen Geschick und kĂŒnstlerischen VerstĂ€ndnis die Tierfiguren aus Mammutelfenbein geschnitzt wurden und besucht auch die Höhle von Chauvet in Frankreich, die der Homo sapiens mit mehr als tausend Wandbildern verziert hat.
DunkelhÀutige Eiszeit-Menschen
Mirko Drotschmann spĂŒrt dem Alltag der UreuropĂ€er nach: Wie haben sie sich ernĂ€hrt, wie gekleidet, wie sahen sie aus? Viele Darstellungen, auch in Museen, zeigen die EiszeitjĂ€ger mit heller Haut. Doch Untersuchungen der genetischen Marker, die bei modernen Menschen mit der Pigmentierung von Augen, Haut und Haaren in Zusammenhang stehen, zeigen ganz deutlich: Die Menschen der letzten Eiszeit waren dunkelhĂ€utig.
Vorab
VideolÀnge: 43 min /Datum: 30.04.2023
VerfĂŒgbarkeit:
Video verfĂŒgbar bis 26.04.2033