Terra X / MaiBrain: Reise ins Gehirn – Schlaf und Traum (ZDF 19:30 – 20:15 Uhr)

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Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Doch viele Facetten dieser nĂ€chtlichen Auszeit sind fĂŒr Forschende ein Mysterium. Was passiert in unserem Hirn, wenn wir wie Akkus im LadegerĂ€t in unseren Betten liegen?

Auf ihrer Expedition ins Gehirn zeigt Mai Thi Nguyen-Kim, was sich in der aktuellen Schlaf- und Traumforschung tut. Sie erklĂ€rt, warum Schlaf uns schlau macht und das nĂ€chtliche Kopfkino unsere KreativitĂ€t beflĂŒgelt. Wie sich nachts unser GedĂ€chtnis bildet, wie Schlafentzug unsere geistige LeistungsfĂ€higkeit beeintrĂ€chtigt und welche Wirkung der Wachmacher Koffein im Gehirn entfaltet.

Schlaf macht schlau

Schlaf ist fĂŒr uns die selbstverstĂ€ndlichste Sache der Welt. Wir mĂŒssen es einfach tun. Doch wie konnte sich ein so riskanter Zustand evolutionĂ€r ĂŒberhaupt durchsetzen? Energie sparen, könnte man vermuten. Aber unser Gehirn lĂ€uft im Schlaf auf Hochtouren. Eine andere Idee ist, dass unsere Denkzentrale im Schlaf von Giftstoffen befreit wird, die sich tagsĂŒber angesammelt haben. Die wichtigste Schlaffunktion aber scheint zumindest bei uns Menschen – die GedĂ€chtnisbildung zu sein. Eine SchlĂŒsselrolle dabei spielt der Hippocampus des Gehirns, eine Art Zwischenspeicher, in dem all die Erlebnisse, Gedanken und EindrĂŒcke des Tages gesammelt werden. Weil dieser neuronale Kurzzeitspeicher nur begrenzte KapazitĂ€ten hat, muss nachts im Schlaf neuer Platz geschaffen werden. Informationen, die das Gehirn als wichtig bewertet, werden fĂŒr die Langzeitspeicherung in die Hirnrinde ĂŒbertragen, belanglose Erinnerungen gelöscht.

Noch rĂ€tselhafter als der Schlaf an sich ist die fantastische Welt der TrĂ€ume, denen der Mensch nicht erst seit Freud einen tieferen Sinn zugeschrieben hat. Eine mögliche ErklĂ€rung ist, dass das TrĂ€umen eine Art virtuelle RealitĂ€t darstellt, eine sichere Simulation, in der wir neue und gefĂ€hrliche Situationen ausprobieren und entsprechende Verhaltensweisen eintrainieren können. Eine andere Theorie ist, dass im Traum eine Erinnerung von ihren negativen Emotionen befreit wird und wir hinterher aufwachen und die Erinnerung noch haben, aber losgelöst von negativen GefĂŒhlen. DafĂŒr spricht, dass im Traum das Emotionszentrum des Gehirns hochaktiv ist.

Traumreisen als andere RealitÀt

Um Schlaf und Traum zu erforschen, waren Wissenschaftler noch vor 100 Jahren auf recht skurrile Methoden angewiesen, in die Mai Thi Nguyen-Kim und der schnarchende Comedian Michael Kessler einen unterhaltsamen Einblick geben. Doch erst mit der Messung von Hirnströmen sowie mit Hirnscans ist es Forschenden gelungen, das nĂ€chtliche Mysterium bei Menschen und Tieren teilweise zu entschlĂŒsseln. So haben sie etwa herausgefunden, dass im Traum der prĂ€frontale Cortex weitgehend inaktiv ist, der es uns ermöglicht, im Wachzustand zwischen Wirklichkeit und Fantasie zu unterscheiden. Deshalb nehmen wir die Traumreisen, auf die wir uns nachts begeben, als andere RealitĂ€t wahr.

„Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, ĂŒberschreiten wir die Grenze zwischen dem Unbewussten und dem Bewussten, zwischen zwei RealitĂ€ten“, sagt Mai Thi Nguyen-Kim. „Oft scheint uns die Traumwelt lieber als die Pflichten und Sorgen des Alltags. Aber wĂŒrden Sie Ihre wache RealitĂ€t ganz tauschen wollen gegen einen wunderschönen, aber unechten Traum? Wahrscheinlich nicht. Sehen wir‘s so: Jeden wachen Tag sammeln wir neue Erfahrungen, die wir nachts in neue TrĂ€ume umwandeln können.“

Original-Titel: MaiBrain: Reise ins Gehirn
Laufzeit: 45 Minuten
Genre: Wissenschaftsdoku, D 2023
Regie: Luise Wagner

Vorab
Datum: 26.03.2023
VerfĂŒgbarkeit:
Video verfĂŒgbar bis 15.03.2033