Die Datenanalyse der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) bestätigt weiterhin steigende Testzahlen. Das SARS-CoV-2-PCR-Testgeschehen hat in den vergangenen beiden Wochen (KW 26 und 27) weiter zugenommen. In der letzten Woche (KW 27, 04.–10.07.2022) wurden insgesamt 867.349 SARS-CoV-2-PCR-Untersuchungen in den Laboren durchgeführt (KW 26: 840.299, KW 25: 821.914, KW 24: 647.595). Im Vergleich zur Vorwoche stiegen sowohl die Gesamtzahl der angeforderten Tests um weitere 3 Prozent als auch die Zahl der positiv befundeten um 4 Prozent. 479.337 PCR-Tests wurden in der KW 27 positiv befundet (KW 26: 462.247, KW 25: 434.034, KW 24: 310.982).
Die ermittelte Positivrate stieg erneut auf jetzt 55,3 Prozent (KW 26: 55,0 Prozent, KW 25: 52,8 Prozent, KW 24: 48,0 Prozent). Die Auslastung der teilnehmenden Labore in Bezug auf SARS-CoV-2-PCR-Tests liegt im bundesweiten Durchschnitt mit aktuell 32 Prozent noch immer auf niedrigem Niveau (KW 26: 31 Prozent, KW 25: 30 Prozent, KW 24: 23 Prozent). Die wöchentlich verfügbaren SARS-CoV-2-PCR-Kapazitäten wurden mit rund 2,71 Millionen PCR-Tests auf stabilem Niveau gemeldet. An der Datenerhebung haben sich erneut 183 fachärztliche Labore beteiligt.
Immer wieder haben die Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. auf die Notwendigkeit der Vorbereitung und Planung für den kommenden Herbst und Winter hingewiesen. „Bedauerlicherweise wurden unsere Argumente in den Stellungnahmen zu den Entwürfen der Testverordnung oder der Corona-Surveillanceverordnung in keiner Weise berücksichtigt. Bei kurzen Kommentierungsphasen von vier Stunden für komplexe Sachverhalte wie die Testverordnung kann man kaum von einer ernsthaften Beteiligung der Fachverbände sprechen“, so das Fazit von Dr. Michael Müller, Vorsitzender des fachärztlichen Berufsverbandes.
Der ALM e.V. kritisiert erneut die Entscheidung zur Aufrechterhaltung der nichtärztlichen Testinfrastruktur. „Diese Testzentren führen weiterhin SARS-CoV-2-Antigen- und PCR-Testungen bei symptomatischen Personen durch. Einige bieten, unter Missachtung aller gesetzlichen Vorgaben, aktuell sogar die Diagnostik von Affenpocken mittels PCR an. Dies ist ein für uns untragbarer Zustand, dessen Ursachen die Aufhebung des Arztvorbehaltes nach § 24 IfSG und die Weiterführung der nichtärztlich geführten und primär wirtschaftlich motivierten Testinfrastrukturen sind. Aus unserer Sicht ist die Testung symptomatischer Personen außerhalb der ambulanten oder stationären ärztlichen Versorgung weder erforderlich noch zielführend“, kritisiert ALM-Vorsitzender Dr. Müller.
„Enttäuschend ist, dass auf unsere Frage nach Planungssicherheit in Bezug auf benötigte PCR-Testkapazitäten im Herbst und Winter auch weiterhin keinerlei Antwort vom Gesundheitsminister erfolgt ist. Dennoch sehen wir die fachärztlichen Labore für die Bewältigung der mit der Versorgung von Erkrankten verbundenen ärztlichen Labordiagnostik gut vorbereitet. Wenn sich aber im Herbst eine Situation einstellt, in der die von den Laboren auf eigene Kosten vorgehaltenen Testkapazitäten nicht ausreichen sollten, z. B. bei spontanen Massentestungen im Ausbruchsgeschehen, der Suche nach Virusvarianten oder der Wiederaufnahme von Testungen in Kitas und Schulen, so liegt die Verantwortung hierfür klar bei den politischen Entscheidungsträgern in Berlin“, erklärt Vorstand Evangelos Kotsopoulos.
„Auch die neuen und komplexeren Regelungen zur Coronavirus-Surveillanceverordnung sind für uns wenig zielführend und teils wirklichkeitsfremd. Sequenzierlabore und auch solche, die die Proben für sequenzierende Labore bereitstellen, müssen danach zunächst abwarten, welchen Umfang die fluktuierende Stichprobe für die Vollgenomsequenzierung hat. Dies kann dazu führen, dass neue Virusvarianten erst mit deutlicher Verzögerung identifiziert werden können“, so der stellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Jan Kramer. „Auf Grund der Absenkung der Vergütungen sind die Sequenzierlabore aus wirtschaftlichen Gründen zugleich dazu gezwungen, Reagenzien und Geräteläufe vollständig auszunutzen. Beides kann zu einer Verzögerung der Verfügbarkeit von Sequenzierdaten führen, was angesichts der möglichen Entwicklung neuer Varianten für eine frühzeitige Einschätzung des Pandemieverlaufs kontraproduktiv ist“, so Kramer abschließend.
Text ALM e.V.
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