Bernburg. Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze (Foto) hat heute gemeinsam mit dem Landestierschutzbeauftragten Dr. Marco König den Tierschutzpreis 2022 des Landes Sachsen-Anhalt vergeben. Das Thema des diesjĂ€hrigen Wettbewerbs lautete: âArtgerechte Haltung von Nutztierenâ.
Den mit 1.500 Euro dotierten ersten Preis erhielt der Kirschhof Ines Leonhardi in Bad Schmiedeberg (Landkreis Wittenberg). GewĂŒrdigt wurde die Bio-Legehennenhaltung des Betriebes. Platz zwei (1.300 Euro) ging an Brockenbauer Uwe Thielecke (Tanne/Landkreis Harz) und dessen bio-zertifizierte Mutterkuhhaltung. Auf einem gemeinsamen dritten Rang landeten die Haldensleber WiesenEi Produktions GmbH & Co. KG aus Neuenhofe (Landkreis Börde, Freiland-Legehennenhaltung) und der Landhof Christoph Kurt Klamroth aus Thale (Landkreis Harz, Milchviehbetrieb). Beide erhielten ein Preisgeld von je 500 Euro.
âDie prĂ€mierten Betriebe zeigen in vorbildlicher Weise, wie moderne, artgerechte Tierhaltung funktionieren kann. Eine gesellschaftlich akzeptierte und wettbewerbsfĂ€hige Haltung von Nutztieren muss in Deutschland eine Zukunft haben. Insbesondere mit Blick auf die dafĂŒr notwendige langfristige Finanzierungsperspektive muss der Bund zeitnah handelnâ, so Landwirtschaftsminister Sven Schulze.
Hintergrund: AnlĂ€sslich des Welttierschutztages am 4. Oktober wird in zweijĂ€hrigem Rhythmus der Tierschutzpreis des Landes Sachsen-Anhalt als öffentliche WĂŒrdigung herausragender Initiativen und Verdienste auf dem Gebiet des Tierschutzes im Land verliehen. In diesem Jahr lag der Fokus auf der art- und verhaltensgerechten Nutztierhaltung. Teilnehmen konnten Betriebe, die Rinder, Schweine oder GeflĂŒgel halten. Eine Bewertungskommission ĂŒberprĂŒfte die Einhaltung sĂ€mtlicher tierschutzrechtlicher Mindestvorschriften und beurteilte Kriterien wie das Haltungssystem, Stallbereiche, Auslauf, natĂŒrliche Körperbewegung und Sozialverhalten, TrĂ€nk- und FĂŒtterungsvorrichtungen, RegionalitĂ€t in der betrieblichen Produktionskette (u.a. beim Erwerb der Jungtiere, des Futters), die Transportwege wĂ€hrend der Nutzungsdauer und die Schlachtung. Hinzu kamen spezifische Kriterien je nach Tierart fĂŒr Legehennen, MutterkĂŒhe, MilchkĂŒhe und Mastschweine (u.a. BeschĂ€ftigungsmaterial, Platzangebot je Tier, Fortpflanzungsmanagement).
Die Bewertungskommission bestand aus: Dr. Gerd Heckenberger (Landesanstalt fĂŒr Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Leiter des Zentrums fĂŒr Tierhaltung und Technik Iden), Miriam Schöttge (Amtliche TierĂ€rztin des Landkreises Harz), Mirjam Karl-Sy (Vorstandsmitglied des Landesverbandes des Deutschen Tierschutzbundes).
Die Gewinner des Tierschutzpreises im Ăberblick:
Erster Preis: Kirschhof Ines Leonhardi, Bad Schmiedeberg
Der bio-zertifizierte Legehennenbetrieb (Demeter-Betrieb) besteht seit 2015. Die Inhaberin bewirtschaftet auf 16 Hektar zwei MobilstĂ€lle mit jeweils 300 Legehennen. Bemerkenswert ist insbesondere die Aufzucht von Junghennen und mĂ€nnlichen Tieren. UnabhĂ€ngig vom Geschlecht kauft Ines Leonhardi 900 EintagskĂŒken einer Zweinutzungsrasse ein und zieht diese zunĂ€chst zusammen auf. Die mĂ€nnlichen KĂŒken werden als BruderhĂ€hne weiter gemĂ€stet und mit etwa 21 Wochen und zwei Kilogramm Gewicht geschlachtet. Die weiblichen KĂŒken werden zu Legehennen aufgezogen und mehrere Legezeiten genutzt.
Ines Leonhardi zeichnet sich durch eine sehr hohe Empathie fĂŒr ihre Tiere aus. In verschiedenen AuslĂ€ufen mit StĂ€llen versucht sie, den jeweiligen AnsprĂŒchen und BedĂŒrfnissen der einzelnen Tiere entsprechend ihres Alters gerecht zu werden.
Ihre Produkte vermarktet die Unternehmerin ĂŒber die Abgabe von Eiern, Fleisch und Fleischfertigprodukten, Nudeln und Eierlikör in den Fachhandel, geringe Mengen auch im eigenen Hofladen.
Zweiter Preis: Brockenbauer Uwe Thielecke, Tanne
Die bio-zertifizierte Mutterkuhhaltung besteht seit 1996. Familie Thielecke hĂ€lt derzeit ĂŒber 400 Tiere des Roten Harzer Höhenviehs auf 600 Hektar GrĂŒnland im Oberharz. Die MutterkĂŒhe kalben ab Mai bis Juli auf den Weiden und verbringen nur die Wintermonate im Stall. Die KĂ€lber verbleiben zehn Monate bei ihren MĂŒttern. Ihre Produkte vermarktet der Familienbetrieb im Hofladen mit eigener Schlachterei, im HofcafĂ© und im Restaurant. Bemerkenswert ist die Leidenschaft und das Engagement, mit der die Tierhaltung betrieben wird. Ziel ist es, die BedĂŒrfnisse der Tiere stĂ€ndig zu erfĂŒllen. Zudem sorgt der Betrieb mit der Zucht fĂŒr die Sicherung einer vom Aussterben bedrohten Haustierrasse. Die Kombination von Tierhaltung und Naturschutz durch die Bergwiesenbeweidung auf zahlreichen kleinen Weiden ist ein weiterer Pluspunkt. Durch diese optisch prĂ€sente Beweidung wird zudem der Tourismus ĂŒber die Region hinaus spĂŒrbar belebt.
Dritter Preis: Haldensleber Wiesenei Produktions GmbH & Co. KG, Neuenhofe
Der noch sehr junge Betrieb besteht als konventionelle Freiland-Legehennenhaltung seit 2020. Derzeit werden 900 Legehennen inkl. HĂ€hnen in einem Mobilstall gehalten. Die Eier und Eiprodukte wie Nudeln und Eierlikör werden ĂŒber Regiomaten in der direkten Umgebung vermarket. Hervorzuheben ist die hohe Motivation, die Legehennen bestmöglich unterzubringen und zu versorgen. Die MobilstĂ€lle wurden durch Umbauten an die BedĂŒrfnisse und rechtlichen Erfordernisse so erfolgreich angepasst, dass die Herstellerfirma diese Umbauten ins Angebotsprogramm ĂŒbernommen hat. AuffĂ€llig ist der hohe Grad der Digitalisierung der Tierhaltung. Der Mobilstall ist mit Ăberwachungsmodulen und Kameras ausgestattet, sodass eine externe Steuerung und Kontrolle jederzeit möglich ist.
Dritter Preis: Landhof Christoph Kurt Klamroth, Thale
Der konventionell betriebene Milchviehbetrieb besteht seit 2014. 2015 wurde ein Laufstall mit zahlreichen innovativen Ideen und Anpassungen fĂŒr die fast 130 MilchkĂŒhe neu gebaut. DafĂŒr erhielt der Betrieb bereits 2018 den zweiten Preis beim Tierschutzpreis des Landes. Seitdem sind weitere VerĂ€nderungen bei der Tierhaltung vorgenommen worden. SpĂŒrbar ist hier die sehr hohe Motivation und KontinuitĂ€t beim Umgestalten der gesamten Stallanlage. So ist in diesem Jahr die KĂ€lberhaltung auf eine Einzel- und Gruppenigluhaltung geĂ€ndert worden. Alle Tiere haben AuĂenklimakontakt oder Auslauf im mit Stroh eingestreuten Laufhof. Trotz der momentan unsicheren Rahmenbedingungen investiert Herr Klamroth bestĂ€ndig in Tierwohl und Wohlbefinden seiner Tiere.
Lobende ErwÀhnungen erhielten zudem:
Leicoma KG, Raunitzer Agrar GmbH, Schweinehaltung mit Auslauf in Wettin, Saalekreis
Biohof Koch, Bio-Mutterkuhhaltung in Seehausen, Landkreis Stendal
Foto (c) CDU Sachsen-Anhalt