Magdeburg. OberbĂŒrgermeisterin Simone Borris hat heute vor dem Alten Rathaus 140 Schulkinder der 3. und 4. Klasse in Empfang genommen. Zum 12. Mal gab es im Rahmen des kulturellen Bildungsprojekts „Ein Kinderspiel auf dem Weg ins 21. Jahrhundert â Magdeburger Recht fĂŒr SchĂŒlerinnen und SchĂŒler“ die Möglichkeit, direkt im Alten Rathaus alles ĂŒber das Magdeburger Recht zu erfahren.
Initiator ist der Offene TĂŒren e.V. Jedes Jahr ist der Festumzug „Gang des Magdeburger Rechts“ Abschluss und Höhepunkt dieses besonderen Schulprojekts. Die Schulkinder werden in die historische Situation hineinversetzt, um auf kĂŒnstlerisch-spielerische Weise ihre Heimatgeschichte zu erleben sowie gleichzeitig ihre KonfliktfĂ€higkeitskompetenz zu stĂ€rken.
Im Rahmen des UN-Weltkindertag zogen sie, teilweise in originalhistorisch nachempfundenen KostĂŒmen, vom Magdeburger Dom ĂŒber den Breiten Weg zum Alten Rathaus. Die KostĂŒme waren u.a. polnischen, russischen, ungarischen und deutschen historischen GewĂ€ndern nachempfunden. Damit wurde auf die ĂŒber 1.000 StĂ€dte Europas aufmerksam gemacht, die im Mittelalter das Magdeburger Recht als Rechtsprechung ĂŒbernahmen. Den Kindern wird somit die europĂ€ische Bedeutung des Magdeburger Rechts verdeutlicht, welches den BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern persönliche Freiheit, Ehre, Unantastbarkeit des Leibes und Lebens sowie ihr Recht auf Eigentum und ungestörte wirtschaftliche TĂ€tigkeit garantiert hat.
OberbĂŒrgermeisterin Simone Borris erklĂ€rte dazu: „Das Projekt zeigt sehr schön, welche Lehren wir aus unserer Historie ziehen können. Die Errungenschaften des Rechtsstaates und seine historischen VorlĂ€uferstufen sind heute auch im Zusammenhang mit der EU und europĂ€ischer Gesetzgebung zu sehen. Dass Kinder in diesem Kontext lernen, wie ein friedliches Miteinander auch ĂŒber kulturelle Unterschiede gestaltet werden kann, ist eine ungemeine Bereicherung fĂŒr die Stadtgesellschaft.“
Die Kinder erfahren von vergangenen Konflikten und deren LösungsvorgĂ€ngen, was Rechtsprechung bedeutet, wie wichtig Deeskalation in Konfliktsituationen ist und welche Institutionen ihnen heute zu ihrem Recht verhelfen. Sie stĂ€rken gleichzeitig ihre Konfliktkompetenz. Ihnen wird Mut gemacht, sich bei fĂŒr sie wichtigen Problemen ihres Schulalltags an ihre StadtvĂ€ter und -mĂŒtter zu wenden.
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Hintergrund zum Magdeburger Recht
Das Magdeburger Recht war ein Schöffenrecht, das vom Magdeburger Schöffenstuhl gestaltet wurde. Durch diese Rechtsprechung blieb es elastisch und flexibel, denn die Fragen des Alltags konnten die Magdeburger Schöffen durch ihre langjÀhrige Praxis lebensnah entscheiden.
Der Schöffenstuhl verlor aber seine Bedeutung, nachdem sich Magdeburg der Reformation angeschlossen hatte. Die katholischen FĂŒrsten untersagten danach den StĂ€dten ihrer Territorien, sich weiterhin an den Schöffenstuhl der nunmehr protestantischen Stadt Magdeburg zu wenden.
Die Bedeutung des Schöffenstuhls endete gĂ€nzlich, als ein Stadtbrand ausbrach, verursacht durch die Besetzung Magdeburg mit kaiserlichen Truppen unter Tilly 1631. Dabei ging das gesamte Archivmaterial verloren, und nur ein kleiner Teil des Materials, das von den frĂŒheren EmpfĂ€ngerstĂ€dten der SchöffensprĂŒche gesammelt wurde, ist heutzutage im Magdeburger Stadtarchiv zu finden.
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Denkmal zu Ehren des Magdeburger Rechts
Mit einem symbolischen Spatenstich haben am 8. August 2024 offiziell die Bauarbeiten fĂŒr das Denkmal begonnen. Im Rahmen des Ersatzneubaus des StrombrĂŒckenzugs wurde auf dem Kleinen Werder zwischen Strom- und ZollbrĂŒcke ein Platz gefunden, der fĂŒr alle Menschen zugĂ€nglich und sichtbar ist. Die FlĂ€che wurde von der Stadt zur VerfĂŒgung gestellt, wĂ€hrend die Kosten von rund 180.000 Euro durch Spenden finanziert und damit vom Verein Magdeburger Recht e.V. und allen UnterstĂŒtzenden aufgebracht wurden. Ende November soll das Denkmal fertiggestellt sein und seiner Bestimmung ĂŒbergeben werden.
Gruppenbild: Gang des Magdeburger Rechts (Copyright: Landeshauptstadt Magdeburg, Romy Buhr)