Magdeburg. Nachwuchswissenschaftler Dr. Khaldoon Al-Nosairy erforscht den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Telemedizin zur Früherkennung von Netzhauterkrankungen und erhält dafür den Forschungspreis für wissenschaftlichen Nachwuchs der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rechnet bis zum Jahr 2030 mit 25 Prozent mehr Blinden und Sehbehinderten in Deutschland. Trotz jahrzehntelanger Fortschritte in der Forschung zu Augenkrankheiten gibt es immer noch ungedeckten Bedarf bei der Diagnose und Behandlung zur Erblindung führender Augenkrankheiten wie beispielsweise Glaukom (Grüner Star). Dr. rer. nat. Khaldoon Al-Nosairy ist Postdoktorand in der Forschungsgruppe Klinische und experimentelle Sinnesphysiologie der Universitätsaugenklinik unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Hoffmann. Dort erforscht er, wie mit Hilfe Künstlicher Intelligenz die Früherkennung und Diagnosestellung von Krankheiten, die das Sehvermögen beeinträchtigen, verbessert werden können. Für sein Engagement erhält der junge Wissenschaftler den Nachwuchsforschungspreis der Medizinischen Fakultät in der Kategorie „Biomedizinische Grundlagenforschung“. Der Preis wird jährlich an wissenschaftlichen Nachwuchs für originelle Forschungsprojekte vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.
„Der Eintritt in meine Postdoc-Phase mit dieser Auszeichnung eröffnet mir ein anregendes und innovatives Forschungsfeld mit großer Praxisrelevanz für meine künftigen Aktivitäten als Forscher in der Augenheilkunde und der neurowissenschaftlichen Forschung“, erklärt Dr. Al-Nosairy. Mit seinem Forschungsprojekt besetzt Dr. Al-Nosairy ein absolutes Zukunftsfeld. Hinzu kommt ein wachsender Bedarf, da die Häufigkeit von Netzhauterkrankungen deutschlandweit steigt, und eine Behandlung in der Regel schnell erfolgen muss. „Dieses Projekt zielt darauf ab, eine Vielzahl von Methoden der Künstlichen Intelligenz einzusetzen, um neuartige Biomarker der Netzhaut für die Untersuchung von Schäden und die Vorhersage des Verlustes von Nervenzellen der Netzhaut bei erblichen Netzhauterkrankungen bzw. Glaukomerkrankungen zu ermitteln.“ Der Vorteil: Die KI wird von den Forscher:innen anhand großer Mengen früherer Diagnosebilder der Netzhaut beispielsweise aus der sogenannten optischen Kohärenztomografie (OCT) trainiert und ermöglicht somit Verbesserungen der genauen Funktionsbeurteilung auf der Grundlage objektiver, leicht zugänglicher Strukturdaten. „Die KI-Auswertungen sowohl struktureller als auch funktioneller Messungen helfen, die Prognose der Patienten in kürzester Zeit einzuschätzen, die Therapie anzupassen und damit einer Erblindung rechtzeitig vorzubeugen.“ Obendrein bliebe den Ärzt:innen mehr Zeit für die Betreuung der Patient:innen.
Der junge Naturwissenschaftler hat sein Forschungsinteresse für die Bereiche Ophthalmologie und Neurowissenschaften als Marie-Curie-Stipendiat im Rahmen des European Glaucoma Research Training Network (EGRET+) während seiner erfolgreichen Promotion an der Universität Magdeburg vertieft. „In dieser Zeit konnte ich meine Forschung im Bereich der Ophthalmologie mit neurowissenschaftlicher Forschung verbinden und möchte das mit großem Interesse weiterverfolgen.“ Dr. Al-Nosairy stammt aus dem Jemen und absolvierte dort ein Bachelor-Studium in Medizin. Darauf folgte ein Masterabschluss der Ophthalmologie an der Universität Ägypten.
Foto: Portraitaufnahme von Dr. rer. nat. Khaldoon Al-Nosairy. (c) Fotografin: Sarah Kossmann/UMMD