Wie erleben und verarbeiten Kinder und Jugendliche den Verlust nahestehender Menschen? Welche UnterstĂŒtzung brauchen sie bei der TrauerbewĂ€ltigung? Mit diesem Thema beschĂ€ftigt sich âexactlyâ ab 7. Januar, 17 Uhr, auf dem YouTube-Kanal âMDR Investigativâ und „Exakt – Die Story“ am Mittwoch, 9. Januar, 20.45 Uhr im MDR-Fernsehen und in der ARD-Mediathek.
Antonio ist 11 Jahre alt, als sein Papa stirbt. âEr hat geraucht und Drogen genommen und ich habe ihm gesagt, dass er damit aufhören soll.â Weil sein Vater aber nicht aufgehört hat, fĂŒhlt sich der Junge mitschuldig an dessen Tod.
Kinder erleben den Verlust eines nahestehenden Menschen anders als Erwachsene. Sie sind Ă€ngstlich, hilflos, wĂŒtend und haben SchuldgefĂŒhle. Und sie trauern auch anders â nĂ€mlich sehr wechselhaft und oft weniger offensichtlich. Schmerz und Traurigkeit können bei ihnen ganz plötzlich umschlagen in Spielen und Toben. âDas ist völlig normalâ, erlĂ€utert Trauerbegleiter Sebastian Storzer. âSie trauern âin PfĂŒtzenâ â da springen sie rein, aber kurz danach auch wieder heraus. Sie kommen so immer wieder aus der bedrĂŒckenden Situation raus. Und dabei brauchen sie auch UnterstĂŒtzung.â
Wenn Kinder keine Angehörigen mehr haben oder die Eltern ĂŒberfordert sind, schaffen sie es meist nicht, die Trauer alleine zu verarbeiten. DafĂŒr gibt es Vereine wie zum Beispiel WolfstrĂ€ne e.V. Leipzig. Dort werden ĂŒber 200 Kinder betreut. Eine rein spendenfinanzierte Arbeit, die zum groĂen Teil ehrenamtlich erfolgt. VereinsgrĂŒnderin Katrin GĂ€rtner wĂŒnscht sich mehr gesellschaftliche Anerkennung und UnterstĂŒtzung durch die Krankenkassen. Denn aktive Trauerbegleitung sei prĂ€ventiv und verhindere, dass betroffene Kinder spĂ€ter als Erwachsene unter Depressionen, Angststörungen und Panikattacken leiden.
MDR-Reporter Stefan Sander, der selbst als Jugendlicher einen nahen Angehörigen verloren hat, beschĂ€ftigte sich ein Jahr lang intensiv mit dem Thema. In âexactly â Unsichtbare Wunden: Wie Kinder trauernâ und âExakt â die Storyâ trifft er Eltern und Kinder, zeigt die Arbeit von Trauervereinen und Trauerbegleitern und spricht mit einer jungen Frau, die den Tod der Eltern nie verarbeitet hat, weil ihr keiner dabei half. AuĂerdem wird bei den Krankenkassen nachgefragt, welche PrĂ€ventionsmaĂnahmen bei TrauerbewĂ€ltigung auch finanziell unterstĂŒtzt werden können.
Foto: Antonio am Grab seines Vaters (c) MDR