Magdeburg. Das Stadtarchiv lĂ€dt am 22. August um 19.00 Uhr im Kaiserin-Adelheid-Foyer des Alten Rathaus zum nĂ€chsten Stadtgeschichtlichen Sommerabend ein. Auf dem Programm steht diesmal ein ĂŒberregional bekanntes „Meisterwerk der Technik“. Der Referent Dr. Eckhard Schinkel berichtet ĂŒber neue Erkenntnisse zur Architektur des Schiffshebewerks Magdeburg-Rothensee, errichtet vom Unternehmen Krupp-Gruson. Alle interessierten Magdeburger*innen sowie GĂ€ste der Stadt sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Als „Meisterwerk der Technik“ ist das Schiffshebewerk seit der Inbetriebnahme 1938 oft gewĂŒrdigt worden. Dagegen fand seine knappe und klare Architektur, die charakteristische Erscheinung dieses Ingenieurbauwerks, selten Beachtung. Den möglichen GrĂŒnden dafĂŒr geht der Vortragende in einer spannenden Spurensuche nach. Anhand zahlreicher und zum Teil neu entdeckter Bilder und Quellen rekonstruiert er die Architektur-Entwicklung des Schiffshebewerks, in der es 1933/34 einen markanten Bruch gab. Die Vorgeschichte dazu fĂŒhrt zurĂŒck zum Streit um Tradition und Moderne in der Ingenieurbaukunst vor dem Ersten Weltkrieg, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus.
Obwohl technisch ein singulĂ€res Werk, lĂ€sst sich zeigen, dass das Hebewerk als architektonisch gestalteter Ingenieurbau zu einer Gruppe von zeitgenössischen Industriebauten an den WasserstraĂen gehört â mit Beispielen dafĂŒr auch im Raum Magdeburg. Als Monument und Architekturdenkmal erzĂ€hlt es von umstrittener Ingenieur-Baukunst im Geist der Weimarer Republik und im NS-Staat.
Der Referent Dr. Eckhard Schinkel war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2017 Oberkustos am LWL-Industriemuseum in Dortmund. Seine Forschungsschwerpunkte waren die Geschichte der WasserstraĂen und der Binnenschifffahrt. Er veröffentlichte zahlreiche AufsĂ€tze und BĂŒcher, darunter u.a. „Schiffs-Lift. Die Schiffs-Hebewerke der Welt.“ (2001) und „Schiffshebewerke in Deutschland“ (2017). Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift „Industriekultur“, Mitglied des Vorstands der „Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft“ (DWhG) und des wissenschaftlichen Beirats der „Georg-Agricola-Gesellschaft“ (GAG).
2020 und 2021 beriet er die Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg bei der Bewerbung um den UNESCO-Welterbe-Status fĂŒr das Schiffshebewerk Magdeburg-Rothensee.
Das Programm der Veranstaltungsreihe ist unter www.magdeburg.de/stadtarchiv im Internet sowie als Flyer verfĂŒgbar.
Foto: Im Stil des âneuen Bauwillensâ in Magdeburg: die Briefmarke mit dem neusachlichen Unterhaupt des Schiffshebewerks Rothensee aus der Serie âTechnische Denkmaleâ der DDR (1988) (Quelle: Stadtarchiv Magdeburg)