Zur derzeitigen Debatte zur Abschaffung der abschlagsfreien Rente nach 45 Beitragsjahren sagt VdK-PrÀsidentin Verena Bentele (Foto):
âDie öffentliche Debatte, wie sie derzeit zur âAbschaffung der Rente ab 63â gefĂŒhrt wird, ist realitĂ€tsfremd. Sie schĂŒrt vor allem Ăngste und Verunsicherung unter den Menschen, die ihre Lebensplanung bedroht sehen.
Diese Rente wurde fĂŒr besonders langjĂ€hrig Versicherte eingefĂŒhrt, die ein langes Arbeitsleben von 45 Jahren hinter sich haben. Politikerinnen und Politiker, darunter Christian Lindner, bezeichnen sie fĂ€lschlicherweise gern als âRente ab 63â. Das ist schlicht falsch und unfair. Denn sie sprechen von Menschen, die nach einem langen beschwerlichen Arbeitsleben noch ein paar Jahre durchhalten wollen, um sich in den Ruhestand zu retten. Viele von ihnen arbeiten, seit sie 18 sind, haben Kinder erzogen, Angehörige gepflegt. Sie sind körperlich verschlissen, psychisch ausgebrannt oder können mit dem Arbeitstempo nicht mehr mithalten. Ihnen bliebe nur eine kleine Erwerbsminderungsrente, wenn die Ideen der FDP umgesetzt wĂŒrden.
Andere haben hunderttausende von Euros in die Rentenkasse eingezahlt und wollen nach 45 Jahren den Ruhestand genieĂen, sich ehrenamtlich engagieren oder sich um Enkelkinder und pflegebedĂŒrftige Angehörige kĂŒmmern. Sie als faul oder als Profiteure zu bezeichnen, ist fatal. Diese wĂŒrden fĂŒr ihre Lebensleistung mit hohen AbschlĂ€gen bestraft.
Manche Politikerinnen und Politiker sollten sich die Fakten anschauen, bevor sie die Abschaffung der Rente ab 63 fordern:
- Schon heute kann niemand mehr mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Auch hier wird das Renteneintrittsalter schrittweise angehoben. Aktuell können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diesen Anspruch erst ab 64 Jahren und 4 Monaten nutzen. Ab dem Geburtsjahrgang 1964 gilt eine Altersgrenze von 65 Jahren.
- Die Rente fĂŒr besonders langjĂ€hrig Versicherte ist keine âMĂ€nnerrenteâ, sondern wird zu weit ĂŒber 40 Prozent von Frauen in Anspruch genommen.
- Es sind keineswegs nur Versicherte mit sehr hohen Renten, die von der Abschaffung betroffen wĂ€ren. 30 Prozent der MĂ€nner, die die Rente fĂŒr besonders langjĂ€hrig Versicherte heute nutzen, erhalten weniger als 1200 Euro, bei den Frauen sind es sogar 46 Prozent.
- Ăltere sind heute auf dem Arbeitsmarkt so aktiv wie nie zuvor. Waren um das Jahr 2000 gerade einmal 600.000 Menschen im Alter von 60 bis 65 sozialversicherungspflichtig beschĂ€ftigt, so sind es heute mehr als drei Millionen.
Die Fakten sprechen fĂŒr sich. Wer lĂ€ngeres Arbeiten fördern möchte, darf nicht die BeschĂ€ftigten abstrafen, sondern muss die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen. Diese mĂŒssen altersgerechte ArbeitsplĂ€tze und Arbeitsinhalte schaffen und Ăltere motivieren. In einer stĂ€rker digitalisierten Arbeitswelt brauchen Ă€ltere BeschĂ€ftigte Weiterbildungsangebote, attraktive Altersteilzeitmodelle, weniger Schichtarbeit, mehr Umschulungen und erleichterte Umsetzungen im Betrieb. Die Politik muss sich um diejenigen kĂŒmmern, die nicht bis zur Regelaltersgrenze durchhalten, weil sie im Alter arbeitslos oder sie oder ihre Angehörigen krank werden.â
Foto: VdK-PrÀsidentin Verena Bentele © VdK / Susie Knoll