- Zynische Debatte über eine „Rente mit 70″ fördert Politikverdrossenheit
- Verena Bentele: „Viele halten heute schon nicht bis 67 durch und müssen vorzeitig Rente beantragen und Abschläge in Kauf nehmen“
In der Debatte um eine Erhöhung der Regelaltersgrenze fordert der Sozialverband VdK, Geringverdiener nicht zu vergessen, die körperlich hart arbeiten. VdK-Präsidentin Verena Bentele (Foto) sagt dazu:
„Die Debatte um eine „Rente mit 70″ geht in eine völlig falsche Richtung. Wir brauchen vielmehr ein Renten-Konzept für hart arbeitende Geringverdiener, die schon heute nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeiten können. Die Politik muss sich um Lösungen für diese Menschen kümmern, anstatt immer wieder von einer Rente mit 69 oder 70 plus zu fabulieren.
Die Rente mit 70 wäre eine Rentenkürzung. Zahlen einer DIW-Studie, die der VdK in Auftrag gegeben hat, belegen: Rentnerinnen und Rentner mit früher hoher beruflicher Belastung leben drei Jahre kürzer im Vergleich zu jenen mit geringerer Belastung. Ärmere Rentner leben sogar fünf Jahre kürzer als reichere.
Es ist zynisch, einer Reinigungsfrau zu sagen, dass sie gerne bis 70 arbeiten darf. Durch solche Debatten verliert diese Frau doch nur den Glauben an die Politik. Und das zurecht. Sie hält heute schon nicht bis 67 durch und muss vorzeitig eine Rente beantragen und Abschläge in Kauf nehmen. Bei einer Rente mit 70 hätte diese Frau sogar noch höhere Abschläge auf ihre Rente. Bei ihr und bei vielen anderen Menschen geht es nicht darum, dass der Wille zu arbeiten fehlt. Viele sind einfach wegen der jahrzehntelangen körperlich anstrengenden Arbeit gesundheitlich nicht mehr in der Lage dazu.“
Foto: VdK-Präsidentin Verena Bentele © VdK / Susie Knoll