Magdeburg. Im Juli 2021 hat sich vor allem im rheinland-pfälzischen Ahrtal gezeigt, wie extreme Niederschläge innerhalb kürzester Zeit zu einem zerstörerischen Hochwasser führen können. „Umso wichtiger ist eine schnelle, zuverlässige und zeitgemäße Gefahrenkommunikation, um Menschenleben zu retten und Schäden zu verringern“, betont Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann (Foto). Ein Baustein dafür ist die seit 2014 existierende WarnApp „Meine Pegel“, die jetzt in der grundlegend überarbeiteten Version 2.0 für Android und iOS in den entsprechenden Stores kostenlos verfügbar ist. „Wer die App noch nicht hat, sollte sie jetzt unbedingt herunterladen und sich mit ihr vertraut machen. Dies kann letztlich Leben retten“, unterstreicht Willingmann.
Die App ermöglicht Smartphone-Nutzerinnen und Nutzern einen raschen Überblick über die Hochwasserlage und -warnungen. Sie bietet für bundesweit rund 3.000 Pegel Messwerte sowie für viele dieser Pegel auch Vorhersagen. Dabei lassen sich einzelne Pegel und Warngebiete auswählen, für welche die Nutzerinnen und Nutzer beim Überschreiten eines zuvor selbst festgelegten Wasserstandes oder bei Vorliegen aktueller Hochwasserinformationen per Pushnachricht unmittelbar informiert werden.
Die Version 2.0 wurde u.a. hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit verbessert und bietet nun zahlreiche individuelle Konfigurationsmöglichkeiten. Integriert wurden die regionale Warnkarte und weitere Karten u.a. des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die frei zoombar sind und Informationen zu einzelnen Pegeln oder Warngebiete enthalten. Um die Reichweite der neuen regionalen Hochwasserwarnungen zu erhöhen, sollen diese noch 2022 an die Warn-Apps NINA (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe), KATWARN (Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme) und Warnwetter (DWD) angekoppelt werden.
Minister Willingmann betont den großen Nutzen der engen Zusammenarbeit der Bundesländer: „Aufgrund des Klimawandels häufen sich Starkregenfälle und Hochwasser auch bei uns in Sachsen-Anhalt. Gerade Hochwasser macht aber nicht an Landesgrenzen halt. Deshalb arbeiten die Länder und der Bund in diesem lebenswichtigen Bereich besonders intensiv zusammen und bündeln aktuelle Hochwasserinformationen. Daneben ergeben sich auch Synergien für die Weiterentwicklung gemeinsam betriebener Warn-Werkzeuge wie die App ‚Meine Pegelʻ und bei der Zusammenarbeit mit Bundesbehörden wie dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Gefahrenkommunikation. Denn rechtzeitige Vorhersagen und Warnungen tragen entscheidend dazu bei, Leben zu retten.“
Hintergrund:
Ein wesentlicher Baustein des Hochwasserrisikomanagements ist das Länderübergreifende Hochwasserportal (LHP) unter www.hochwasserzentralen.de. Das seit 15 Jahren im Auftrag der Umweltministerien und zuständigen Senatsverwaltungen bestehende Portal ermöglicht einerseits eine länderübergreifende Übersicht über die aktuelle Hochwassersituation und ist andererseits ein zentrales Zugangsportal auf amtliche Hochwasserinformationen der einzelnen Bundesländer. Zusätzlich zu Pegelmessdaten und Hochwasserberichten wurde das Informationsspektrum des LHP jetzt um eine Hochwasserwarnkarte erweitert, die auf einen Blick erkennen lässt, in welchen Regionen bzw. Flussabschnitten eine akute Hochwassergefahr besteht. Die Weiterentwicklung des LHP erfolgt gemeinsam durch die Hochwasserzentralen aller Bundesländer in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bundesbehörden.
Die Daten für das LHP stammen von den für Hochwasser zuständigen Dienststellen der Bundesländer, von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sowie den Hochwasserzentralen in benachbarten Staaten. Die Daten werden über eine ausfallsichere LHP-Datenbank nahezu in Echtzeit für Nutzerinnen und Nutzer bereitgestellt.
Um Hochwasserwarnungen in Sachsen-Anhalt verlässlicher zu machen, ist in den vergangenen Jahren das Pegelmessnetz für 1,31 Millionen Euro modernisiert worden (Pressemitteilung vom 10. Februar 2022). Dadurch werden aktuelle Wasserstände sowie Daten zu Durchfluss und Niederschlägen in den Einzugsgebieten von Elbe und Saale im Land im 15-Minuten-Takt erfasst; bislang wurden die Daten einmal pro Stunde aktualisiert. Alle 56 hochwasserrelevanten Pegel im Messnetz des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft sind zudem ausfallsicher konstruiert und mit Brennstoffzellen ausgestattet, so dass sie auch bei Stromausfall Daten liefern. Neben den Pegeln wurden auch die Hard- und Softwareausstattung der Hochwasservorhersagezentrale sowie das Hochwasservorhersagemodell der Elbe modernisiert.
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