Magdeburg/ST. Im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 warnt der Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt vor einem erhöhten Risiko unzulÀssiger Einflussnahme durch andere Staaten. Der Verfassungsschutz rechnet in den Wochen vor der Bundestagswahl mit einer Zunahme von Desinformationskampagnen, mit denen insbesondere russische Akteure versuchen, die Wahl in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Eine zentrale Aufgabe des Verfassungsschutzes ist das AufklĂ€ren von AktivitĂ€ten, mit denen auslĂ€ndische Akteure in unzulĂ€ssiger Weise versuchen, auf die politische Entscheidungsfindung in Deutschland Einfluss zu nehmen. Hierzu zĂ€hlen insbesondere Desinformationskampagnen staatlicher oder staatlich gesteuerter auslĂ€ndischer Akteure. Vor allem die Beeinflussung von Parlamentswahlen steht in ihrem Fokus. Sie sehen darin eine Gelegenheit, die öffentliche Meinungsbildung zu steuern und so politische MehrheitsverhĂ€ltnisse in Deutschland in ihrem Sinne zu verĂ€ndern. Im Vorfeld der Bundestagswahl ist daher davon auszugehen, dass andere Staaten gezielt Parteien unterstĂŒtzen, deren Programme ihren Interessen nutzen. Gleichzeitig könnten Kandidaten, deren Positionen diesen Interessen widersprechen, Opfer von gezielten Diskreditierungskampagnen werden.
Jochen Hollmann, Leiter des Verfassungsschutzes Sachsen-Anhalt: âWĂ€hlerinnen und WĂ€hler mĂŒssen sich auf die Informationen verlassen können, auf deren Grundlage sie ihre Wahlentscheidung treffen. Das ist fĂŒr eine funktionierende Demokratie von entscheidender Bedeutung. Doch auslĂ€ndische Akteure versuchen immer wieder, Wahlen mit gezielter Desinformation zu beeinflussen. Das gefĂ€hrdet die IntegritĂ€t unseres Wahlprozesses. Der Verfassungsschutz beobachtet solche und andere Versuche der Einflussnahme anderer Staaten genau. So kann er betroffene Stellen, politische EntscheidungstrĂ€ger und die Ăffentlichkeit frĂŒhzeitig fĂŒr diese Gefahr sensibilisieren.â
Seit dem Beginn des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs auf den souverĂ€nen Staat Ukraine am 24. Februar 2022 beobachtet der Verfassungsschutz einen verstĂ€rkten Einsatz von gegen Deutschland und die EuropĂ€ische Union gerichteten Desinformationskampagnen, die in erster Linie von Russland ausgehen. Um Desinformationen zu verbreiten, setzen diese Akteure beispielsweise zunehmend auf gefĂ€lschte oder technisch manipulierte Inhalte, wie etwa mit der sogenannten âDoppelgĂ€ngerâ-Kampagne: Deren Urheber verteilten ĂŒber âXâ und Facebook Links zu tĂ€uschend echt wirkenden Nachbauten bekannter Online-Nachrichten-portale (u.a. Der Spiegel, SĂŒddeutsche Zeitung oder BILD), ĂŒber die dann (pro-)russische Narrative, Verschwörungstheorien sowie Desinformationen in Umlauf gebracht wurden.
Neben solchen Desinformationskampagnen sind im Umfeld von Wahlen auch vermehrt von Russland aus gesteuerte Cyberangriffe zu beobachten. In dieser Hinsicht sind vor allem die russischen Angreifergruppierungen âAPT 28â und âGhostwriterâ besonders aktiv. Der dem russischen militĂ€rischen Nachrichtendienst (GRU) zuzurechnende Cyberakteur âGhostwriterâ hat seit 2021 auch in Sachsen-Anhalt mehrfach versucht, politische MandatstrĂ€ger mittels sogenannter âHack-and-Leakâ-Operationen anzugreifen. Bei âHack-and-Leakâ-Operationen dringen Cyberakteure in Computersysteme ein, um beispielsweise an potenziell schĂ€dliches Material ĂŒber das Opfer zu gelangen. Dieses wird anschlieĂend im Original oder in verfĂ€lschter Form veröffentlicht, um die Betroffenen zu diskreditieren.
AusfĂŒhrliche Informationen zum Thema Hybride Bedrohungen und Desinformation finden Sie unter: lsaurl.de/o5fnGw
Das Ministerium fĂŒr Inneres und Sport informiert in der Reihe âWas macht der Verfassungsschutz?â ĂŒber die Arbeit des Verfassungsschutzes Sachsen-Anhalt. Alle Informationen dazu finden Sie unter: mi.sachsen-anhalt.de/verfassungsschutz/informationsreihe-was-macht-der-verfassungsschutz
Foto: Jochen Hollmann, Leiter der Abteilung Verfassungsschutz im Ministerium fĂŒr Inneres und Sport (c) Ministerium fĂŒr Inneres und Sport