Ex-WHO-Direktor: „Wäre sinnlos, weil Wirkung bis Herbst verpufft“ – Zweiter Booster „verringert Risiko für schwere Erkrankungen nicht“
Osnabrück (ots). Der Virologe und frühere WHO-Direktor Klaus Stöhr hat von einer sofortigen Viertimpfung für alle ab 60 Jahren abgeraten und sich damit gegen die Empfehlung der EU-Gesundheitsbehörden gestellt. „Wer nach dem ,’2. Booster jetzt‘ für alle ruft, sollte sich klar sein, dass im Herbst die Wirkung weitestgehend verpufft ist. Aber gerade dann wird für die Vulnerablen eine Auffrischung benötigt, wegen des hohen Infektionsdrucks und großer Infektionswahrscheinlichkeit im Winter“, sagte Stöhr im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Also im Herbst eine fünfte Impfung? Das ergibt keinen Sinn!“
Statt dessen empfiehlt Stöhr allen Menschen bis 70 Jahren ohne Vorerkrankungen, mit dem zweiten Booster bis zum Herbst zu warten. Denn eine Viertimpfung bei den gesunden Jüngeren reduziere auch nicht das Risiko für schwere Erkrankungen, sagte der Epidemiologe, der im Sachverständigenrat von Bundestag und Bundesregierung zur Bewertung der Corona-Maßnahmen saß und das Influenza-Programm der Weltgesundheitsorganisation leitete.
Dass die von Biontech und Moderna in Aussicht gestellten angepassten Omikron-Impfstoffe im Herbst zum „Gamechanger“ würden, erwartet der Experte nicht. „Auch die gegenwärtigen Impfstoffe schützen ja noch sehr gut gegen schwere Verläufe auch bei den neuesten Omikron-Varianten wie BA.5“, sagte Stöhr der NOZ. Und einen 100-prozentigen Schutz würden auch die nächsten Impfstoffe kaum bringen können.
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