Bonn/MĂŒnchen, 06. Januar 2022. â Der Virologe Klaus Stöhr (Foto) sieht mit der neuen Omikron-Variante ein Ende der Corona-Pandemie in Sicht: âWenn man sich anschaut, wie sich die Viren in den letzten Monaten entwickelt haben, ist es ein deutlicher Schritt Richtung Ende der Pandemieâ, sagte Stöhr in der phoenix-Sendung corona nachgehakt. Das Virus werde sich vielleicht nicht mehr so tief in der Lunge vermehren, dafĂŒr seien mit Omikron verstĂ€rkt andere Organe, âvielleicht nur die Nase oder die Schleimhaut im Nasen-, Rachenraumâ, betroffen. Zudem verkĂŒrze sich die Inkubationszeit. âAll das sind eigentlich Zeichen der Anpassung an den Menschen, und das ist der richtige Ansatz, wenn man nĂ€her an das Ende der Pandemie kommen willâ, so der ehemalige Leiter des Globalen Influenza-Programms fĂŒr die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Die Daten aus SĂŒdafrika, wo die Omikron-Variante als erstes entdeckt worden war, zeigten einen RĂŒckgang der Infektionszahlen und eindeutig mildere VerlĂ€ufe als bei den vorhergehenden Varianten. âMan hat eine 70 Prozent geringere Chance, an der Omikron-Variante zu versterben, oder auf die Intensivstation zu kommen, im Vergleich zur Delta-Variante.â Zudem lasse der Peak, der in SĂŒdafrika vor Weihnachten zu verzeichnen war, jetzt nach. âDie Omikron-Welle scheint dort signifikant abzuflachen.â Auch die Entwicklungen in den USA bestĂ€tigten einen milderen Verlauf. Omikron sei daher âeine RealitĂ€t, mit der wir uns arrangieren mĂŒssenâ, so der Virologe. Es habe ein gewisses Umschalten im Kopf stattgefunden, âdie Realisierung, dass man mit dem Virus leben muss, dass man in dieser Situation auch sehr gut weiterkommt, wenn man sich darauf einstelltâ, KontaktbeschrĂ€nkungen und QuarantĂ€neregeln anpasse und weiterhin fĂŒr das Impfen und Boostern werbe.
Stöhr hĂ€lt temporĂ€re Kontaktreduzierungen fĂŒr den aktuellen Winter und die Beibehaltung der AHA-Regeln weiterhin fĂŒr notwendig. âEs gibt noch ĂŒber 3 Millionen Menschen ĂŒber 60 Jahre, die sehr schwer erkranken können, auch mit Omikron. Das ist völlig fraglos.â Im weiteren Verlauf rechnet er allerdings mit einem signifikanten Nachlassen des Infektionsdrucks im April, spĂ€testens Mai, und einem âsehr, sehr ruhigenâ Sommer. âDas Virus wird allerdings weiter zirkulieren, in der sĂŒdlichen HemisphĂ€re viel dramatischer als bei uns.â FĂŒr den nĂ€chsten Winter gelte es dann wie bei der Grippe zu ĂŒberlegen, ein Impfangebot fĂŒr die ĂŒber 60-JĂ€hrigen zu machen. âDas wĂŒrde aus meinem Blickwinkel groĂen Sinn ergeben, um dann jedes Jahr diese Atemwegserkrankung im Winter besser abzupuffernâ, so Stöhr.
Text/Foto: phoenix-Kommunikation