Sachsen-Anhalt kommt beim Aufbau einer klimafreundlichen und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft voran: Mit dem symbolischen ersten Spatenstich hat Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann (Foto) heute den Startschuss für den Bau eines neuen Elektrolyseurs im Industriepark Osterweddingen (Landkreis Börde) gegeben. Die Anlage mit einer Leistung von zehn Megawatt (MW) wird mithilfe von Wind- und Sonnenstrom grünen Wasserstoff erzeugen, um lokale Industriebetriebe klimafreundlich mit Energie und Rohstoffen zu versorgen. Der Elektrolyseur ist der erste Baustein für ein geplantes Verbundkraftwerk, das der Energiedienstleister ENERTRAG am Standort realisieren möchte und das künftig neben grünem Wasserstoff u.a. auch Wärme erzeugen soll.
Willingmann sagte: „Für den Erfolg der Energiewende ist grüner Wasserstoff ganz zentral. Vor allem die energieintensiven Bereiche unserer Wirtschaft können nicht allein durch Elektrifizierung klimaneutral gemacht werden; hier wird grüner Wasserstoff als klimafreundlicher Rohstoff und Energieträger immer wichtiger. Daher setzen wir in Sachsen-Anhalt konsequent auf dieses Zukunftsthema und wollen uns weiter als wettbewerbsfähiges Wasserstoffland profilieren. Dafür braucht es neben einer Top-Infrastruktur auch Kapazitäten zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, die landesweit und auch hier im Industriepark Osterweddingen aufgebaut werden. Ich freue mich, dass ENERTRAG dieses Zukunftsprojekt im Magdeburger Umland vorantreibt.“
Der 10-MW-Elektrolyseur soll rund 900 Tonnen grünen Wasserstoff im Jahr erzeugen. Dieser klimafreundliche Energieträger kann vielfältig verwendet werden: zur Dekarbonisierung in der Industrie, als Kraftstoff für den Fernlastverkehr oder zur Erzeugung von Strom, wenn Wind und Sonne mal Pause machen. Mittelfristig ist geplant, die Elektrolyse-Kapazität am Standort zu verdoppeln und den grünen Wasserstoff per Pipeline auch ins Netz einzuspeisen. Die Elektrolyseure bilden die Basis für das geplante Verbundkraftwerk; ein solches betreibt ENERTRAG bereits in der Uckermark.
Hintergrund:
Dass der Aufbau einer klimafreundlichen Wasserstoffwirtschaft enorme ökonomische Chancen für Sachsen-Anhalt bietet, zeigt ein aktuelles Gutachten des Kölner Beratungsunternehmens r2b energy consulting. Die Experten prognostizieren, dass der Wasserstoffbedarf in Sachsen-Anhalt bis 2045 von derzeit gut 10 auf bis zu 30 Terawattstunden steigt. Etwa drei Viertel des künftigen Bedarfs an grünem Wasserstoff könnten wirtschaftlich in Sachsen-Anhalt erzeugt werden – mit positivem Nebeneffekt: Der Aufbau von Produktions-, Speicher- und Transportkapazitäten für grünen Wasserstoff sowie der ebenfalls notwendige weitere Ausbau erneuerbarer Energien würde rund 27.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen und die Wertschöpfung im Land um jährlich rund 1,5 Milliarden Euro erhöhen. Infos zum Gutachten und zum „Wasserstoffland Sachsen-Anhalt“ finden sich hier: https://lsaurl.de/wasserstoffland.
Über aktuelle Projekte zum Zukunftsthema „Grüner Wasserstoff“ aus Sachsen-Anhalt informiert auch der Wasserstoff-Imagefilm des Landes, der im Auftrag von Energieministerium und Landesenergieagentur entstanden ist.
Anfang März 2024 hatten die sechs ostdeutschen Länder die „Initiative für Wasserstoff in Ostdeutschland“ (IWO) offiziell aus der Taufe gehoben, um die Zusammenarbeit zu stärken. Die gemeinsame Plattform soll Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Osten beim Thema „Güner Wasserstoff“ eng vernetzen und so den Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft befördern.
In den Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur will Sachsen-Anhalt in den nächsten Jahren gut 58 Millionen Euro investieren; weitere 130 Millionen Euro kommen vom Bund. Zum deutschen Wasserstoff-Kernnetz in Sachsen-Anhalt gehört u.a. die wichtige Ost-West-Pipeline zwischen dem Mitteldeutschen Chemiedreieck, Magdeburg und dem niedersächsischen Salzgitter.
Text/Foto: Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt am 13. Mai 2024