Welche Risiken bestehen beim Arzneimittelkauf im Ausland?

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(Magdeburg, 04. Juli 2024). Urlaubszeit ist Reisezeit. Viele zieht es zur Erholung ins Ausland. Aber warum ist es keine gute Idee, sich wĂ€hrend des Urlaubs gleich noch mit gĂŒnstigen Medikamenten einzudecken? „Der Einkauf von Arzneimitteln im Ausland birgt eine Reihe von Risiken, die nicht unterschĂ€tzt werden sollten“, informiert Mathias Arnold (Foto), Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt. „In vielen LĂ€ndern gibt es keine so strengen Regelungen und Kontrollen bezĂŒglich der Herstellung und des Vertriebs von Arzneimitteln wie in Deutschland. Die Weltgesundheitsorganisation schĂ€tzt, dass in vielen EntwicklungslĂ€ndern bis zu zehn Prozent der Medikamente gefĂ€lscht sind. In einigen Regionen, vor allem in Afrika, kann dieser Anteil sogar ĂŒber 50 Prozent erreichen.“

GefĂ€lschte oder minderwertige Medikamente bergen das Risiko, weniger bis unwirksam zu sein oder sogar gesundheitsschĂ€dliche Substanzen zu enthalten. In Deutschland vertriebene Medikamente benötigen grundsĂ€tzlich eine Zulassung bzw. Registrierung. Die Versorgung erfolgt ausschließlich ĂŒber den sicheren Vertriebsweg der Apotheken. „Das gewĂ€hrleistet die hohen AnsprĂŒche an QualitĂ€t, Sicherheit und Wirksamkeit. Im Ausland gelten diese Standards nicht immer in gleichem Maße“, erklĂ€rt Arnold.

Es sollte zudem bedacht werden, dass nicht alle in Deutschland verfĂŒgbaren Arzneimittel auch im Ausland zu bekommen sind. Und wenn doch, dann können sie sich in der Dosierung und Art der Anwendung unterscheiden. Arnold: „Kommen dazu noch Sprachbarrieren, kann das leicht zu Einnahmefehlern fĂŒhren. Dies kann unerwĂŒnschte Nebenwirkungen oder gar eine Verschlechterung des Gesundheitszustands hervorrufen.“

Sogar arzneimittelrechtliche Fragen sind zu beachten. FĂŒr manche LĂ€nder bestehen besondere Ein- und Ausfuhrregeln. Auch im Ausland gelten Vorschriften zur Rezeptpflicht von Arzneimitteln. „Diese können sich aber von unseren grundlegend unterscheiden. FĂŒr lebenswichtige Medikamente kann es sinnvoll sein, ein Ă€rztliches Rezept mitzufĂŒhren, um bei Verlust Ersatz beschaffen zu können. Auch eine Liste der benötigten Arzneimittel inklusive der so genannten internationalen Freinamen erleichtert im Ernstfall die Ersatzbeschaffung im Ausland“, erklĂ€rt Dr. Jens-Andreas MĂŒnch, PrĂ€sident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.

Manche Arzneimittel, die in Deutschland frei verkĂ€uflich sind, benötigen dafĂŒr im Ausland ein Rezept. Das kann selbst scheinbar einfache Medikamente aus der Reiseapotheke betreffen, wie Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen. „Daher ist es ratsam, vor einer Urlaubsreise die Reiseapotheke sinnvoll zu bestĂŒcken. Wichtige Arzneimittel mĂŒssen immer mit Reserve dabei sein. Aber auch bei kleinen und mittleren Wehwehchen ist dann schnell ein wirksames Arzneimittel zur Hand. Was in das UrlaubsgepĂ€ck gehört und wie die Arzneimittel richtig gelagert werden können, um sie z.B. vor Hitze zu schĂŒtzen, das können wir im GesprĂ€ch konkretisieren“, erklĂ€rt Apotheker Dr. MĂŒnch. Bei Flugreisen sollten wichtige und besonders temperaturempfindliche Arzneimittel möglichst im HandgepĂ€ck transportiert werden, um auch bei Verlust des aufgegebenen GepĂ€cks versorgt zu sein.

Ein Besuch in der wohnortnahen Apotheke kann dabei helfen, gesundheitliche Risiken zu minimieren und rechtliche Probleme zu vermeiden.

Text/Foto: LVA/Katrin Pohl