Magdeburg. Bereits vor 9 Jahren wurde der Welt-Pankreaskrebstag mit der Idee ins Leben gerufen, auf den Pankreaskrebs/BauchspeicheldrĂŒsenkrebs aufmerksam zu machen und die breite Ăffentlichkeit ĂŒber diese schwere Erkrankung zu informieren.
Pankreaszystenpass: das Vorsorge-Dokument
Die UniversitĂ€tsmedizin nimmt den Welt-Pankreaskrebstag zum Anlass und stellt einen sogenannten Pankreaszystenpass vor. Dieser wurde vom Pankreaszentrum der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg fĂŒr Patient:innen entwickelt. Dieses Dokument soll zystische VerĂ€nderungen, die an der BauchspeicheldrĂŒse entdeckt werden, protokollieren. Nicht jede zystische VerĂ€nderung an der BauchspeicheldrĂŒse muss operiert werden. Jedoch sind Verlaufskontrollen im Sinne von bildgebender Diagnostik in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden in bestimmten FĂ€llen notwendig. Mit dieser Dokumentation kann sowohl der/die Patient:in als auch der/die mitbehandelnde Arzt/Ărztin einen Ăberblick ĂŒber die aktuellen Untersuchungen schaffen. Um dies zu ermöglichen, ist es ratsam, den Pankreaszystenpass bei Ă€rztlichen Terminen mitzufĂŒhren und diesen vorzuzeigen, sodass die aktuelle Diagnostik und ggf. Therapie nahtlos dokumentiert werden können.
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Roland S. Croner, Direktor der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Allgemein-, Viszeral-, GefĂ€Ă- und Transplantationschirurgie, sagt: âZysten in der BauchspeicheldrĂŒse sorgen oft fĂŒr Unsicherheit bei den betroffenen Patientinnen und Patienten. Manche Zysten sind harmlos und mĂŒssen nur kontrolliert werden, andere können eine Vorstufe von BauchspeicheldrĂŒsenkrebs sein. Wir wollen diese frĂŒhzeitig identifizieren und die Patientinnen und Patienten behandeln bevor ein bösartiger BauchspeicheldrĂŒsenkrebs entsteht.â
Der BauchspeicheldrĂŒse kommt als ein lebenswichtiges Organ eine groĂe Bedeutung zu. Sie erledigt bedeutende Aufgaben fĂŒr unseren Organismus. Dabei hat sie eine zentrale Bedeutung fĂŒr die Verdauung und Blutzuckerregulierung. Zum einen werden Verdauungsenzyme produziert, die im Darm lebenswichtige EiweiĂe, Kohlenhydrate und Fette spalten. Zum anderen kontrolliert die BauchspeicheldrĂŒse die Produktion von Hormonen wie Insulin, Glukagon und den Blutzuckerspiegel. Der BauchspeicheldrĂŒsenkrebs ist aktuell die vierthĂ€ufigste krebsbedingte Todesursache in Europa. Unter allen Krebsarten weist dieser die schlechteste Ăberlebensrate auf.
Zertifiziertes Pankreaskarzinomzentrum
Das Pankreaszentrum der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg wurde im Rahmen der Zertifizierung des Viszeralonkologischen Zentrums unter strengen Richtlinien von OnkoZert bzw. der Deutschen Krebsgesellschaft geprĂŒft und zertifiziert (Erstzertifizierung 2018). âWir waren die ersten in der Region, die sich einer solchen Zertifizierung unterzogen haben, um eine hohe QualitĂ€t in der Behandlung von BauchspeicheldrĂŒsentumoren zu gewĂ€hrleisten“, so Prof. Croner. Das Viszeralonkologische Zentrum bildet mit weiteren einzelnen Organkrebszentren das Onkologische Zentrum der UniversitĂ€tsmedizin.
Im Pankreaszentrum der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg arbeiten mehrere Fachdisziplinen zusammen, die sich auf BauchspeicheldrĂŒsenkrebs spezialisiert haben und fĂŒr alle Patient:innen gemeinsam die beste Therapie auswĂ€hlen. Jede Woche findet mehrfach eine interdisziplinĂ€re Tumorkonferenz statt, in der jeder Fall von Spezialist:innen aus den Bereichen Chirurgie, Gastroenterologie, Radiologie, Strahlentherapie, Psychoonkologie, Pathologie und Palliativmedizin besprochen wird. An diesen Tumorboards können auch externe Kolleg: innen ihre Patient:innen online jederzeit vorstellen (Kontakt: Dipl.-Ing. Kathrin Zierau: Tel.: 0391/6715689, E-Mail: kathrin.zierau@med.ovgu.de ).
âDie Behandlung dieser Tumoren gehört in die Hand von Spezialistinnen und Spezialisten, die rund um die Uhr alle Therapieoptionen fĂŒr die Patientin und Patienten bereithalten können. Unsere Expertinnen und Experten sind bei jedem Eingriff dabei, operieren selbst oder leiten jĂŒngere Ărztinnen und Ărzte an. So können wir eine gleichbleibende QualitĂ€t der Operationen sichern. Bei komplexen Operationen kann es zu lebensgefĂ€hrlichen Komplikationen kommen. Als zertifiziertes Zentrum der Deutschen Krebsgesellschaft stehen wir rund um die Uhr mit unserer Expertise bereitâ, so Prof. Croner.
Die Motivation fĂŒr die GrĂŒndung eines internationalen Arbeitskreises, der sogleich den Welt-Pankreaskrebstag ins Leben gerufen hat, war die Hilfe fĂŒr betroffene Patient:innen. Mittlerweile setzen sich weltweit ĂŒber 90 Organisationen aus ĂŒber 35 LĂ€ndern und 6 Kontinenten ein. Sie fordern, dass man BauchspeicheldrĂŒsenkrebs schneller erkennt, behandelt und intensiver nach neuen TherapieansĂ€tzen forscht. Ziel ist es, finanzielle UnterstĂŒtzung fĂŒr Selbsthilfegruppen weiter auszubauen und Patient:innen mit BauspeicheldrĂŒsenkrebs eine bessere Ăberlebensrate zu ermöglichen.
Den Betroffenen wird signalisiert, dass sie mit ihrer Erkrankung nicht allein sind und sich auf die fachliche Expertise der Kolleg:innen an entsprechenden Zentren verlassen können.
Die UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg arbeitet eng mit dem Arbeitskreis der Pankreatektomierten AdP e.V., dessen Vorsitzender ist Lutz Otto, zusammen. Die Zusammenarbeit ist besonders wichtig, weil diese die Belange der Patient:innen vertritt. Der AdP e.V. setzt sich dafĂŒr ein, dass Betroffene mit den Folgen der Erkrankungen ein lebenswertes Leben fĂŒhren können.
Foto: (v.l.) Prof. Dr. med. Roland S. Croner, Direktor der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Allgemein-, Viszeral-, GefĂ€Ă- und Transplantationschirurgie, Lutz Otto, Vorsitzender des Arbeitskreises der Pankreatektomierten AdP e.V., FachĂ€rztin Dr. Sara. Acciuffi, FachĂ€rztin Sara Al-Madhi stellen gemeinsam das neue Logo des Pankreaszystenpasses vor.
(c) Fotografin: Sarah Kossmann/UMMD