Welt-Sepsis-Tag 2023: Versorgung von Sepsis verbessern

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Magdeburg. Durch die Analyse von Versorgungsdaten wollen Wissenschaftler:innen der UniversitÀtsmedizin Magdeburg im Rahmen einer bundesweiten Studie die Behandlung von Patient:innen mit und nach einer Sepsis verbessern.

JĂ€hrlich sterben weltweit gut 11 Mio. Menschen an einer Sepsis. In Deutschland ist die als Blutvergiftung bekannte Erkrankung inzwischen die dritthĂ€ufigste Todesursache. FĂŒr die anhaltend hohe Zahl an SepsisĂŒberlebenden mit SpĂ€tfolgen fehlt bisher ein strukturiertes Behandlungs- und Nachsorgekonzept. Wissenschaftler:innen der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg analysieren im Rahmen einer bundesweiten Studie unter der Leitung des UniversitĂ€tsklinikums Jena die Versorgungspfade und Erfahrungsberichte Betroffener mit dem Ziel, Bedarfe zu ermitteln, Optimierungspotentiale aufzudecken und damit die Behandlung von Patient:innen mit und nach einer Sepsis zu verbessern. Das Projekt AVENIR wird zusammen mit der Sepsis-Stiftung sowie dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) umgesetzt und durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses ĂŒber drei Jahre mit insgesamt ca. 1,7 Millionen Euro gefördert (Förderkennzeichen: 01VSF21031).

„Sepsis stellt ein bedeutendes, aber nach wie vor unterschĂ€tztes Gesundheitsproblem dar“, erklĂ€rt Prof. Dr. Enno Swart, Leiter der Magdeburger Forschungsgruppe und Versorgungsforscher am Institut fĂŒr Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg. Da die ersten Symptome auch auf andere Erkrankungen hinweisen können, wird die Sepsis oft zu spĂ€t erkannt und behandelt. „SchĂ€tzungsweise Dreiviertel aller SepsisĂŒberlebenden leiden unter neu aufgetretenen physischen, psychischen oder geistigen Folgeerkrankungen im Jahr nach Entlassung aus der Akutbehandlung, die als Post-Sepsis-Syndrom zusammengefasst werden“, so Swart. „Erste Analysen deuten darauf hin, dass die strukturierte Nachsorge noch zu wenig Aufmerksamkeit erhĂ€lt und mehr auf die BedĂŒrfnisse der Sepsis-Patient:innen abgestimmt werden muss.“ In der Studie sollen durch die gezielte Betrachtung prĂ€-, inner- und postklinischer Daten sowie gĂŒnstiger oder ungĂŒnstiger VerlĂ€ufe Versorgungsdefizite und besondere -bedarfe identifiziert werden.

In Magdeburg liegt das Augenmerk speziell auf der Auswertung von verschlĂŒsselten SekundĂ€r- bzw. Abrechnungsdaten zweier großer gesetzlicher Krankenkassen (GKV). Um explizit VersorgungsverlĂ€ufe von Sepsispatient:innen abzubilden, werden diese Abrechnungsdaten mit Rettungsdienstdaten verknĂŒpft. Swart betont: „Die Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Datenquellen auf einen Nenner zu bringen und zu verknĂŒpfen, da beispielsweise die Rettungsdienstdaten anders als die GKV-Daten noch nicht regelhaft fĂŒr die Forschung zugĂ€nglich gemacht sind.“ Zudem fĂŒhren die Forschenden auch qualitative Erhebungen mit Betroffenen und Versorgungsakteuren anhand von Einzel- und Gruppeninterviews durch. „Die Analyse dieser Daten ermöglicht eine vollstĂ€ndige Abbildung des ambulanten, rettungsdienstlichen, stationĂ€ren und poststationĂ€ren Versorgungsgeschehens. Das ist im internationalen Vergleich einmalig und ermöglicht einen neuen ganzheitlichen Blick auf die Sepsisversorgung“, sagt Swart. Auf Grundlage der Ergebnisse sollen unter Beteiligung von Betroffenen Informations- und Edukationsmaterialien zur besseren AufklĂ€rung entwickelt werden.

Eine Sepsis kann den gesamten Körper erfassen und ist die schwerste Verlaufsform einer Infektion. HĂ€ufige Auslöser sind z. B. Lungen- oder HarnwegsentzĂŒndungen. Prinzipiell kann allerdings jede Infektion, bei der Erreger in den Körper gelangen (z. B. ĂŒber Wunden), eine Sepsis verursachen. Sepsis tangiert daher alle Bevölkerungsgruppen.

Der Welt-Sepsis-Tag findet jÀhrlich am 13. September statt.

Foto: Portrait des Magdeburger Versorgungsforschers Prof. Dr. Enno Swart vom Institut fĂŒr Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg. (c) Fotografin: Melitta Schubert/UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg