Wenn das Herz nicht mehr schlÀgt

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Es ist kein Einzelfall: der dĂ€nische Fußballnationalspieler Christian Eriksen erlitt wĂ€hrend eines EM-​Vorrundenspiels im vergangenen Jahr einen Herz-​Kreislauf-Stillstand und brach auf dem Spielfeld zusammen. Mehrere Minuten lang musste der 29-​JĂ€hrige mithilfe eines Defibrillators wiederbelebt werden und bekam anschließend in einer Klinik einen Herzschrittmacher eingesetzt. Inzwischen plant er sein Comeback. In Deutschland erleiden rund 65.000 Menschen jedes Jahr einen Herzstillstand – darunter auch vermeintlich gesunde junge Erwachsene. Eine Studie der Klinik fĂŒr Innere Medizin II des UniversitĂ€tsklinikums Ulm (UKU) zeigt nun, dass die Suche nach den Ursachen eines ĂŒberlebten Herzstillstands bei jungen Erwachsenen oft schwierig ist.

Ziel der Studie ist es, die Ursachen des plötzlichen Herzstillstands bei jungen Menschen zu analysieren und eine passgenaue und zielgerichtete Therapie zu finden. Das ist auch wichtig, um den Patient*innen eine möglichst gute Prognose ĂŒber die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Herz-​Kreislauf-Stillstands geben zu können. „Bei Ă€lteren Menschen ist die Hauptursache eines Herz-​Kreislauf-Stillstandes, meist ein Herzinfarkt, bei dem ein Blutgerinnsel die HerzkranzgefĂ€ĂŸe verstopft und der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Bei jungen Erwachsenen sind die Auslöser hingegen vielfĂ€ltig und eine Diagnose oft schwierig“, sagt Studienleiter PD Dr. Alexander Pott, Oberarzt und Kardiologe an der Klinik fĂŒr Innere Medizin II am UKU. „FĂŒr die Betroffenen stellt sich die Frage, welche langfristigen Auswirkungen der Herzstillstand haben könnte und ob erneut ein plötzlicher Herztod droht“.

Im Rahmen der Langzeitstudie wurden 150 Patientinnen unter 40 Jahren untersucht, die zwischen 2000 und 2020 einen Herz-​Kreislauf-Stillstand erlitten. Bei etwa der HĂ€lfte der Studienteilnehmerinnen waren nicht-​kardiologische Ursachen – wie Ertrinken oder Vergiftungen – Auslöser fĂŒr den Herzstillstand. Bei 73 Teilnehmerinnen wurde hingegen eine Herzerkrankung als Grund fĂŒr den plötzlichen ĂŒberlebten Herztod festgestellt. FĂŒr mehr als die HĂ€lfte dieser Patientinnen war die Ursache ein akuter Herzinfarkt, ausgelöst durch Kammerflimmern, eine bösartige Herzrhythmusstörung. Bei 38 Patientinnen war eine weitere umfangreichere Diagnose notwendig. 21 dieser Patientinnen litten unter Erkrankungen, bei denen VerĂ€nderungen des Reizleitungssystems oder der Herzmuskelzellen sowie genetisch bedingte Erkrankungen des Herzens zum Herzstillstand fĂŒhrten. FĂŒr die weiteren 17 Teilnehmer*innen konnte keine Ursache festgestellt werden.

Über mehrere Jahre wurden die Patientinnen in der Spezialsprechstunde fĂŒr genetisch-​bedingte Herzerkrankungen und im Zentrum fĂŒr seltenen Erkrankungen (ZSE) des UKU betreut. 35 Patientinnen bekamen nach dem plötzlichen Herzstillstand einen Defibrillator eingesetzt. „Wir haben alle Teilnehmenden ĂŒber mehrere Jahre begleitet und regelmĂ€ĂŸig untersucht. Bei etwa der HĂ€lfte kam es erneut zu einer bösartigen Herzrhythmusstörung, die – auch dank des Defibrillators – nicht tödlich war“, sagt PD Dr. Alexander Pott.

Betroffene können sich weiterhin in der Klinik fĂŒr Innere Medizin II des UKU melden und im Rahmen der Arrhythmiesprechstunde vorstellen (termin.herzambulanz@uniklinik-​ulm.de).

Bei einem plötzlichen Herzstillstand ist schnelles Handeln gefragt. Bricht eine Person bewusstlos zusammen und atmet nicht mehr, sollte sofort der Notarzt (112) gerufen und mit der Herzdruckmassage begonnen werden. An vielen öffentlichen PlĂ€tzen und Einrichtungen gibt es außerdem Defibrillatoren, die zur Wiederbelebung eingesetzt werden können.

Foto/pixabay

UniversitÀtsklinikum Ulm / MÀrz 2022