Das Umweltministerium investiert weiter kräftig in den Hochwasserschutz an der Elbe: Mit dem symbolischen ersten Spatenstich gab Minister Prof. Dr. Armin Willingmann heute gemeinsam mit Landrat Dr. Steffen Burchardt den Startschuss für die Deichrückverlegung bei Klietznick im Jerichower Land. Südwestlich von Jerichow entsteht dadurch eine zusätzliche Überflutungsfläche von rund 101 Hektar, die Unterlieger entlasten sowie Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten wird. Zudem sind die östlich gelegenen Siedlungsgebiete der Einheitsgemeinde Stadt Jerichow künftig besser vor extremen Hochwassern geschützt.
Der rund 1,9 Kilometer lange rechte Elbedeich bei Klietznick ist durch die Extrem-Hochwasser 2002 und 2013 stark beansprucht worden. Statt ihn umfangreich zu sanieren, soll bis voraussichtlich Ende 2024 ein knapp 600 Meter neuer Deich quer zur bestehenden Trasse errichtet werden. Nach Fertigstellung wird der Altdeich auf einer Länge von 150 Metern abgetragen. In die Baumaßnahme sollen rund 3,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie aus der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz investiert werden.
Willingmann betonte: „Durch den Klimawandel werden sich auch in Sachsen-Anhalt extreme Hochwasserereignisse häufen. Da reicht es vielerorts nicht aus, Deiche zu sanieren oder immer höher zu bauen. Vielmehr müssen wir unseren Flüssen mehr Raum geben und verlorene Überflutungsflächen neu schaffen. Dies stärkt aber nicht nur den Schutz vor Hochwassern, sondern auch Natur und Umwelt. Durch die Wiederanbindung ursprünglicher Auen entstehen naturnahe Flusslandschaften; dies verbessert den Wasserrückhalt in Trockenphasen sowie die Artenvielfalt. So geht zukunftsorientierter Hochwasserschutz!“
Christian Jöckel, Geschäftsbereichsleiter für Grundlagen, Planung und Bau im Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), fügte hinzu: „Mit der Bauausführung setzt der LHW eine weitere Maßnahme aus dem Programm ‚Fluss, Natur, Leben‘ um. Ermöglicht wird dies nur, da der LHW durch fachkundige Planer unterstützt wird und für die Maßnahme zum Wohle der Allgemeinheit durch das Landesverwaltungsamt Baurecht erhält. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, die mitgewirkt haben, diesen Erfolg zu erreichen.“
Mit Blick auf den Klimawandel sind künftig auch extremere Hochwasser als 2002 oder 2013 nicht auszuschließen. Daher setzt das Umweltministerium im Zuge der Ende 2022 beschlossenen Landesstrategie „Stabil im Klimawandel“ neben der Sanierung und Erhöhung von Deichen auch auf die Schaffung von Überflutungsflächen, um Extremhochwasserspitzen zu kappen. Das Vorhaben bei Klietznick ist Teil des Maßnahmenprogramms „Fluss, Natur, Leben“ des Umweltministeriums, wonach in den nächsten Jahren landesweit 16 Deichrückverlegungen sowie die Errichtung von fünf Flutpoldern prioritär umgesetzt werden. Bis 2027 sollen dafür rund 59,2 Millionen Euro investiert werden, um insgesamt gut 10.900 Hektar Retentionsflächen zu schaffen. Zum Vergleich: Seit 1996 wurden in Sachsen-Anhalt insgesamt rund 1.860 Hektar Überflutungsfläche wiedergewonnen, davon rund 1.526 seit 2015.
Text/Fotos: Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt