Sachsen-Anhalt. Der Rückgang der biologischen Vielfalt hat sich aufgrund des Klimawandels und des weltweit steigenden Verbrauchs natürlicher Ressourcen dramatisch beschleunigt. Die Universitäten in Halle, Jena und Leipzig haben deshalb mit Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Jahr 2012 das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) gegründet, an dem mittlerweile mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 35 Nationen arbeiten. Sie entwickeln dort die wissenschaftlichen Grundlagen für einen nachhaltigeren Umgang mit der Biodiversität. Da 2024 die Förderung des Forschungszentrums durch die DFG entfällt, werden nunmehr die Weichen für die Finanzierung ab Herbst 2024 gestellt. Am heutigen Mittwoch machen sich daher der Wissenschaftsausschuss des Landtags und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann ein Bild von der Arbeit des iDivs.
„Der Rückgang der Artenvielfalt lässt sich quasi bei uns vor der Haustür beobachten. Allein in Sachsen-Anhalt gibt es 1.560 Tier- und Pflanzenarten, die inzwischen akut vom Aussterben bedroht sind. Das sind mehr als sieben Prozent der in Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Arten“, erklärt Willingmann (Foto) vorab. „Wir müssen angesichts der dramatischen Lage weiter in die Erforschung der biologischen Vielfalt investieren. Ein nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt und unseren natürlichen Ressourcen ist dringend erforderlich, um das Artensterben zu stoppen und die biologische Vielfalt langfristig zu schützen.“ Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung nehme hierbei eine zentrale Rolle ein und müsse langfristig unterstützt werden, so der Minister. „Das iDiv hat sich in den vergangenen Jahren bereits zum einem internationalen Forschungsleuchtturm im Hinblick auf die Erforschung der biologischen Vielfalt entwickelt. Deshalb werbe ich ausdrücklich dafür, die Finanzierung in den kommenden Jahren abzusichern und auszubauen.“
Gegenwärtig verfügt das iDiv über einen Etat von jährlich rund 15 Millionen Euro. 12,5 Millionen Euro stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bereit, weitere 2,5 Millionen Euro stammen aus anderen Förderprojekten. Die Länder Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen haben in den vergangenen Jahren zudem vereinbarungsgemäß Mittel für die Forschungsinfrastruktur bereitgestellt: Sachsen-Anhalt hat großes Interesse, iDiv und MLU eng zu vernetzen und stellt dafür bereits jährlich rund eine Million Euro zu Verfügung; zudem wird aktuell für das iDiv das Institutsgebäude der Biologie am Standort Halle für etwa 23 Millionen Euro saniert und erweitert. Die Arbeiten hierzu sollen im Herbst 2022 abgeschlossen werden. Sachsen hatte mehr als 40 Millionen Euro in ein Institutsgebäude und ein Spezialgewächshaus in Leipzig investiert. Thüringen beteiligt sich an der digitalen Infrastruktur und stellt eine Versuchsfläche für langfristig angelegte Untersuchungen bereit.
Die Grundfinanzierung des Forschungsbetriebs am iDiv (12,5 Millionen Euro) wird ab dem Jahr 2024 sichergestellt werden können. Bereits 2019 hatten sich Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen im Rahmen einer Absichtserklärung darauf verständigt, dass sie nach Auslaufen der bisherigen DFG-Förderung jeweils zwei Millionen Euro pro Jahr über ihre Universitäten zweckgebunden für das Forschungszentrum bereitstellen. Mit den am iDiv beteiligten Universitäten Halle, Jena und Leipzig ist darüber hinaus verabredet, dass sie jeweils 1,5 Millionen Euro pro Jahr aus ihren Hochschuletats dazugeben. Zudem beabsichtigt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, bis zu zwei Millionen Euro jährlich einzubringen. Aus Sicht von Wissenschaftsminister Willingmann reichen die 12,5 Millionen Euro Jahresetat langfristig jedoch nicht aus: „Das iDiv ist bereits ein mitteldeutscher Forschungs-Leuchtturm und soll in den kommenden Jahren im nationalen und internationalen Diskurs eine führende Rolle einnehmen. Insoweit müssen wir uns dafür einsetzen, weitere Partner für die künftige Finanzierung des iDivs zu gewinnen.“