- 90 Prozent der befragten Autofahrenden wollen ein Auto besitzen und haben Spaß daran. 76 Prozent sehen in Oldtimern ein Kulturgut.
- Rund eine Million Oldtimer haben einen Gesamtwert von 31 Milliarden Euro. 40 Prozent aller Fahrzeuge liegen unter 10.000 Euro.
- Wirtschaftsfaktor: Das Reparatur- und Wartungsvolumen bei den Classic Cars liegt bei 3,8 Milliarden Euro, 10.000 Beschäftigte arbeiten an Oldtimern.
- Es kommen neue Fahrer und mit ihnen andere Fahrzeuge hinzu, die Szene verändert sich, jüngere Fahrzeuge legen beim Preis zu.
Auf dem Oldtimerkongress des Kraftfahrzeuggewerbes im Rahmen der Techno-Classica stellen ZDK, VDA, VDIK und BBE Automotive ihre aktuelle Branchenstudie zum Old- und Youngtimermarkt vor. Damit liegen umfassende und verlässliche Daten über den Markt für Classic Cars in Deutschland vor. Ausgewertet wurden dafür auch Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Danach haben die über 30-jährigen Pkw in Deutschland einen Gesamtwert von rund 31 Milliarden Euro, hinzu kommen rund 800.000 Youngtimer im Alter von 25 bis 29 Jahren, die das Potenzial zum Oldtimer haben. 40 Prozent aller Fahrzeuge haben einen Wert von unter 10.000 Euro, 20 Prozent liegen zwischen 10.000 und 50.000 Euro, nur jeder 50. Oldtimer ist mehr als 100.000 Euro Wert. „Der Einstieg in die Young- und Oldtimerszene kann also durchaus erschwinglich sein und das Hobby Oldtimer ist nicht nur etwas für gut Betuchte“, so Gerd Heinemann, Geschäftsführer von BBE Automotive.
Dabei sind Old- und Youngtimer ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Das Reparatur- und Wartungsvolumen für die echten Old- und Youngtimer beträgt 3,8 Milliarden Euro. Jedes Fahrzeug verursacht pro Jahr etwa 1.300 bis 1.600 Euro an Reparaturkosten, hinzu kommen bei Oldtimern teilweise teure Restaurierungen. Etwa 10.000 Mitarbeiter haben einen Arbeitsplatz bei den Werkstätten, die auch Classic-Cars reparieren. Hinzu kommen jeweils 50 spezialisierte Teile- und Fahrzeughändler.
Die Einstellung zum Auto und auch zum Thema Oldtimer in der Bevölkerung ist positiv. 90 Prozent der befragten Autofahrenden wollen ein Auto besitzen und haben Spaß daran. 76 Prozent sehen in Oldtimern ein Kulturgut. Fast zwei Drittel der Befragten können als Oldtimer-Fans bezeichnet werden, ein knappes Viertel steht dem Oldtimer skeptisch gegenüber, 14 Prozent sind neutral. Über 70 Prozent freuen sich immerhin, einen Oldtimer auf der Straße zu sehen und 37 Prozent interessieren sich dafür. Der Umweltschutz nimmt in der Bewertung nur eine geringe Rolle ein, die durchschnittliche Fahrleistung eines Oldtimers mit H-Kennzeichen liegt bei 1.600 km pro Jahr, das sind 0,2 Prozent der gesamten Pkw-Fahrleistung in Deutschland.
Mit dem Alter werden einst teure Fahrzeuge häufig erschwinglich, die beliebtesten Marken mit H-Kennzeichen sind Mercedes, VW, Porsche und BMW. Während bei Mercedes W123 und W124 vorne liegen, sind es bei VW vor allem der Käfer und der VW-Bus. Allerdings gehen die Preise bei deutschen Marken im Durchschnitt um 5 Prozent nach oben. Jüngere Fahrzeuge (70er und 80er-Jahre) steigen etwas stärker.
Im Oldtimer- und auch im Youngtimer-Bestand dominieren die deutschen Marken. Am häufigsten vertreten sind die Marken Volkswagen und Mercedes-Benz. Sie stehen für über 40 Prozent des deutschen Bestandes bei den Fahrzeugen ab 30 Jahren. Die Top-3 der H-Kennzeichen-Autos sind Mercedes W123 und W124 (49.000 Fahrzeuge), es folgen VW Käfer (44.000 Fahrzeuge) und der VW-Bus (33.000 Fahrzeuge).
Regional gibt es Unterschiede, Oldtimerhochburgen findet man nach wie vor in kaufkraftstarken Gebieten der Großstädte und in deren Umlandsorten, wie zum Beispiel Starnberg oder dem Rhein-Kreis Neuss. Aber auch etwa Bottrop oder Hameln-Pyrmont zeigen mit einem vergleichsweisen hohen Oldtimeranteil von um 4 Prozent (Bundesdurchschnitt: 2,25 Prozent), dass auch andere Regionen durchaus Hochburgen bei Oldtimern darstellen. Die Bestandsstruktur unterscheidet sich hier deutlich von kaufkraftstarken Gebieten mit Mercedes- und Porsche-Dominanz: Hier verfügen Marken wie Opel, Ford und Volkswagen über eine größere Bedeutung und bekräftigen die starke, emotionale Bindung zum historischen Kulturgut. Das spiegelt zum Teil auch die Veränderungen in der Szene wider. Ältere Generationen gehen dem Hobby seltener nach, es kommen neue Fans und mit ihnen andere Fahrzeuge hinzu. Dadurch wird sich beispielsweise in den Sozialen Medien auch eine verjüngte, international vernetzte Szene parallel zu den traditionellen Clubs etablieren.
Das größte Problem der Branche bleibt es nach wie vor, geeignete Fachkräfte für Arbeiten an Old- und Youngtimern zu finden. Neben erfolgreichen Wegen zur Personalrekrutierung werden in der Studie auch weitere Problemfelder, wie z.B. die Online- und Social Media-Präsenz von Unternehmen, beschrieben. „Hier besteht noch Handlungsbedarf“, betont Matthias Kemmer, Vorsitzender des ZDK-Oldtimerausschusses. „Viele Betriebe verfügen über großes Know-how rund um die Fahrzeuge, kommunizieren aber zu wenig in Richtung Nachwuchs.“ Außerdem ist es für Oldtimerbetriebe sinnvoll, mit Spezialisten und Fahrzeugclubs zu kooperieren und sich ein Netzwerk aufzubauen.
Die Marktstudie „Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer 2023“ wurde von der BBE Automotive GmbH in Partnerschaft mit ZDK, VDA, VDIK, ADAC, Automechanika Frankfurt, Bosch, Vogtmann & Herold, FSP/ TÜV Rheinland, Württembergische Versicherung, Glasurit, Classic Data und dem Fachmagazin Oldtimer Markt erstellt. Damit liegen umfassende und verlässliche Daten über den Markt für Classic Cars in Deutschland vor.
Foto: Auf dem Oldtimerkongress des Kraftfahrzeuggewerbes im Rahmen der Techno-Classica haben ZDK, VDA, VDIK und BBE Automotive ihre aktuelle Branchenstudie zum Old- und Youngtimermarkt vorgestellt. (c) ProMotor/T.Volz