Wolfgang Steiger: Keine Schuldenunion durch die HintertĂŒr
Berlin. Der Wirtschaftsrat der CDU e.V. fordert ein abgestimmtes Verhalten der EuropĂ€ischen Union als Reaktion auf die Gaskrise. „Die europĂ€ischen Staaten mĂŒssen jetzt schnell gemeinsam Gas einkaufen, um zu verhindern, dass sie durch unabgestimmtes Verhalten sich gegenseitig die Preise hochtreiben.“ sagt Wolfgang Steiger (Foto), GeneralsekretĂ€r des Wirtschaftsrates. Der gemeinsame Einkauf sei das bessere Instrument verglichen mit dem Versuch, den Erlös der Gaslieferanten zu deckeln. „Der Markt fĂŒr LNG-Gas ist international und reagiert schnell. Die EuropĂ€er könnten „in die Röhre schauen“, wenn sie nicht bereit sind, Marktpreise zu bezahlen. Die Lieferungen wĂŒrden dann schnell wieder Richtung Asien umgelenkt“, betont Wolfgang Steiger. Der gemeinsame Einkauf zu dann moderaten Preisen wĂŒrde auch den finanziellen Druck gerade von den kleinen MitgliedslĂ€ndern nehmen. „Erst die Preise hochtreiben und dann nach einer europĂ€ischen Schuldenunion zu rufen, ist jedenfalls der falsche Weg“, kritisiert der GeneralsekretĂ€r. Er reagiert damit auf einen entsprechenden Vorschlag aus BrĂŒssel.
Der französische EU-Kommissar Thierry Breton und sein italienischer Amtskollege Paolo Gentiloni hatten zu Beginn dieser Woche ein neues Konjunkturprogramm fĂŒr die EuropĂ€ische Union gefordert. Hinter dem Aufruf nach europĂ€ische SolidaritĂ€t verberge sich jedoch wie so oft der Versuch, gemeinsame Schulden als EU aufzunehmen. Europa erlebe in diesen Monaten eine Rekordinflation, ein Ende der Preisentwicklung ist nicht in Sicht. âIn einer solchen Situation noch weitere EU-Milliarden in den Markt zu pumpen, wĂŒrde die Inflation nur noch einheizenâ, betont Wolfgang Steiger. Mit Hinblick auf das 200 Mrd. Euro Hilfspaket der Bundesregierung und den haushaltspolitischen Spielraum von Deutschland, wĂŒrden Breton und Gentiloni unterschlagen, dass Deutschland in den letzten Jahren ordentlich gehaushaltet hat und die schwarze Null eingehalten wurde. Andere EU-Mitgliedsstaaten hingegen hĂ€tten sich nicht an die Abmachungen bezĂŒglich der Neuverschuldung gehalten. Dies belege einmal mehr, wie wichtig die schwarze Null ist und bleibt“, ergĂ€nzt Wolfgang Steiger.
Anstatt die Schuldenunion durch die HintertĂŒr zu fordern, mĂŒsse die EU der Energieverknappung entgegenwirken und verhindern, dass die Energiepreise weiter steigen. Neben dem gemeinsamen Gaseinkauf mĂŒssten die Mitgliedsstaaten das Gasangebot deutlich erhöhen. Die Verknappung des Angebotes sorge fĂŒr eine Erhöhung der Preise. In einer Lage, in der europaweit ganzen Industrien das Aus droht, mĂŒssten die eigenen Gasquellen der EU angezapft werden. „Europa hat seine Zukunft selbst in der Hand, nun mĂŒssen die EuropĂ€ische Kommission und die Mitgliedsstaaten auch handeln. Andernfalls wird die Industrie nachhaltigen Schaden erleiden“, unterstreicht Wolfgang Steiger.
Foto: Wolfgang Steiger © Jens Schicke