ZDF-Politbarometer April I 2024 / Mehrheit: Bundeswehr soll mehr Geld erhalten / Große Zweifel, dass Ukraine den Krieg gewinnen kann

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Mit 70 Prozent befĂŒrwortet eine klare Mehrheit der Befragten eine bessere finanzielle Ausstattung der Bundeswehr, auch wenn dadurch in anderen Bereichen eingespart werden muss. Lediglich 23 Prozent sprechen sich gegen mehr Geld fĂŒr die Bundeswehr aus (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Dies erklĂ€rt sich auch vor dem Hintergrund, dass nur 13 Prozent der Deutschen die Bundeswehr als Teil der NATO im Verteidigungsfall gut aufgestellt sehen. 79 Prozent und Mehrheiten in allen ParteianhĂ€ngergruppen verneinen das. Zudem ist die Angst, dass es in Europa zu einem militĂ€rischen Konflikt kommt, in den Deutschland mit der Bundeswehr verwickelt wird, gewachsen: Äußerten im November 2023 noch 39 Prozent hier große oder sehr große Sorgen, so sind es jetzt 53 Prozent (keine große Sorge: 45 Prozent; Nov. I 23: 58 Prozent).

Viel Zustimmung zu militĂ€rischer UnterstĂŒtzung der Ukraine

Die Forderung nach mehr militĂ€rischer Hilfe fĂŒr die Ukraine ist deutlich gestiegen, nach 33 Prozent im Februar dieses Jahres sind jetzt 42 Prozent fĂŒr eine stĂ€rkere UnterstĂŒtzung des Landes durch den Westen. FĂŒr 31 Prozent soll es beim bisherigen Umfang bleiben (Feb. I: 33 Prozent) und nur 22 Prozent (Feb. I: 28 Prozent) wollen, dass der Westen die Ukraine militĂ€risch weniger unterstĂŒtzt.

Noch grĂ¶ĂŸer als schon im August 2023 (70 Prozent) ist jetzt mit 82 Prozent die Skepsis, dass die Ukraine den Krieg mithilfe der gelieferten Waffen aus dem Westen gewinnen kann. Nur 8 Prozent erwarten einen Sieg der Ukraine (Aug. 23: 21 Prozent). Einem Beitritt des Landes zur NATO nach dem Ende des Krieges stehen 55 Prozent positiv gegenĂŒber, darunter die meisten AnhĂ€nger von SPD, Union, GrĂŒnen, FDP und Linke. Insgesamt 36 Prozent lehnen das ab.

Anhaltende Unzufriedenheit mit der Bundesregierung

Wie schon in den letzten Monaten ist mit 65 Prozent auch jetzt eine Mehrheit der Befragten der Meinung, dass die Regierung ihre Arbeit eher schlecht macht. Knapp ein Drittel (31 Prozent) spricht von eher guter Arbeit, darunter mehrheitlich nur die AnhĂ€ngerschaften von SPD und GrĂŒnen. Das VerhĂ€ltnis von SPD, GrĂŒnen und FDP in der Bundesregierung wird von 83 Prozent als schlecht wahrgenommen, 12 Prozent bezeichnen das Koalitionsklima als gut.

FĂŒr die nur schleppend vorankommenden Vorhaben der Regierung machen 29 Prozent vor allem die FDP verantwortlich, fĂŒr 23 Prozent liegt das hauptsĂ€chlich an den GrĂŒnen und nur fĂŒr 4 Prozent an der SPD. 38 Prozent sehen die Schuld bei allen gleichermaßen.

Projektion: Kaum VerÀnderung

Bei der Zustimmung zu den Parteien gibt es wenig Bewegung: Wenn am nĂ€chsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wĂ€re, kĂ€me die SPD wie im letzten Politbarometer auf 16 Prozent und die CDU/CSU weiterhin auf 31 Prozent. Die GrĂŒnen verschlechterten sich erneut und könnten nur noch mit 12 Prozent (minus 1) rechnen. Die FDP erreichte 4 Prozent, die AfD 18 Prozent, die Linke 3 Prozent und das BSW 6 Prozent (alle unverĂ€ndert). Die anderen Parteien lĂ€gen zusammen bei 10 Prozent (plus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen wĂŒrde. Bei einem solchen Ergebnis wĂŒrde es von den politisch realistischen BĂŒndnissen fĂŒr eine unionsgefĂŒhrte Regierung entweder mit der SPD oder den GrĂŒnen reichen.

Top Ten: Lauterbach wieder dabei â€“ WĂŒst nicht mehr

Zu den zehn wichtigsten Politikerinnen und Politikern zĂ€hlt nach Meinung der Befragten jetzt wieder Karl Lauterbach, nicht mehr dabei ist NRW-MinisterprĂ€sident Hendrik WĂŒst. Bei der Beurteilung dieser Politikerinnen und Politiker nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Verteidigungsminister Boris Pistorius weiter mit großem Abstand auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,7 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus MĂ€rz II: 1,9) eingestuft. Auf Platz zwei folgt Markus Söder mit minus 0,1 (minus 0,3), danach Robert Habeck mit minus 0,6 (minus 0,4), Friedrich Merz mit minus 0,6 (minus 0,6), Annalena Baerbock mit minus 0,7 (minus 0,4), Olaf Scholz mit minus 0,7 (minus 0,4) und Karl Lauterbach mit minus 0,7. Christian Lindner kommt auf minus 0,8 (minus 0,9) und Sahra Wagenknecht ebenfalls auf minus 0,8 (minus 1,2). Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,7 (minus 2,6).

Eher geringes Interesse fĂŒr die Europawahl

Das Interesse fĂŒr die Wahl zum EuropĂ€ischen Parlament, die am 9. Juni stattfindet, fĂ€llt Ă€hnlich aus wie im gleichen Zeitraum vor der Wahl 2019. Derzeit sagen 44 Prozent (Mrz. 2019: 41 Prozent), dass sie sich sehr stark oder stark dafĂŒr interessieren. Eine Mehrheit von 56 Prozent (Mrz. 2019: 59 Prozent) spricht von wenig oder gar keinem Interesse.

Im Folgenden die Projektionswerte: Wenn am nĂ€chsten Sonntag wirklich Europawahl wĂ€re, kĂ€me die Union auf 30 Prozent, die GrĂŒnen auf 15 Prozent, die SPD auf 16 Prozent und die AfD ebenfalls auf 16 Prozent. Die Linke erhielte 3 Prozent, die FDP lĂ€ge ebenfalls bei 3 Prozent, das BSW bei 5 Prozent und die anderen Parteien zusammen bei 12 Prozent.

Israel und Iran: Mehrheit befĂŒrchtet militĂ€rische Auseinandersetzung

Dass sich der Krieg im Nahen Osten ausweiten wird und es zu einer grĂ¶ĂŸeren militĂ€rischen Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran kommen wird, erwarten 53 Prozent. 31 Prozent glauben das nicht.

Text/Foto: ZDF am 12. April 2024